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October Daye - McGuire, S: October Daye

October Daye - McGuire, S: October Daye

Titel: October Daye - McGuire, S: October Daye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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gelang mir noch, einen zittrigen Schritt auf die Pritsche zuzugehen, bevor ich fiel. Diesmal fing Tybalt mich nicht rechtzeitig auf. Alex brüllte aus weiter Ferne, und ich dachte wütend, dass ich doch allen gesagt hatte, nirgendwohin allein zu gehen. Was tat er so weit dort drüben? Ich versuchte ihm zu sagen, er solle die anderen suchen, doch da waren keine Worte, nur der Geschmack von Blut und Asch e …
    Dann folgte Dunkelheit.

Achtundzwanzig
    I ch erwachte langsam, musste mir den Weg ins Bewusstsein hart erkämpfen. Je wacher ich wurde, desto mehr Schmerzen spürte ic h … aber ich lebte noch. Das würde reichen müssen. Ich habe mich schon immer hart rangenomme n – das ist eins meiner schlimmsten Laste r – , aber ich hatte noch nie zwei bedeutende Akte der Blutmagie so kurz hintereinander versucht, und allmählich begann ich zu glauben, dass mir dadurch eine Art innerer Sicherung durchgebrannt war. Meine Kopfschmerzen waren schlimmer als je zuvor. Stöhnend hob ich die rechte Hand an die Schläfe, und die letzte behagliche Dunkelheit löste sich auf, ließ mich unwiderruflich erwachen.
    Verdammt.
    »Toby? Geht es dir gut?« Ich erkannte die Stimme nicht. Das war keine Überraschung. Ich erkannte ja selbst meinen Namen nur mit Mühe.
    »Ist sie wach?« Diese Stimme klang höher, wenngleich nicht hoch genug, um April zu gehören. Ich ging die möglichen Sprecher durch und entschied, dass es sich um Gordan handeln musste. Angesichts meines Verdachts war das nicht gut.
    »Ihr Puls ist stabil«, sagte eine dritte Stimme. Diese erkannte ich: Tybalt. Sobald ich diesen Augenblick der Erkenntnis zuließ, wurde mir klar, dass ich auf dem Rücken lag und mein Kopf auf jemandes Bein ruhte. Etwas Kühles und Feuchtes wurde mir auf die Stirn gedrückt. Wahrscheinlich ein Waschlappen. »Ich denke, wir müssen einfach warten.«
    »Wenn mir jemand Kaffee besorgt, wache ich blitzschnell auf«, sagte ich, ohne die Augen zu öffnen.
    »Toby!« Das war Alex. Oh, gut. Er war also nicht-tot geblieben. »Du bist in Ordnung!«
    »Nein, ich bin verärgert. Das ist ein großer Unterschied.« Ich hatte den Geschmack von geronnenem Blut im Mund. Würg. »Kann ich jetzt Kaffee bekommen?«
    Schlurfende Schritte auf etwas, das sich nach einem Fliesenboden anhörte. »Toby, hier ist Elliot. Können Sie mich hören?«
    »Ich antworte doch, oder?« All das Gerede ließ meine Kopfschmerzen schlimmer werden. Allmählich begann ich ernsthaft zu hinterfragen, ob es tatsächlich klug war, nicht tot zu sein.
    »Sie kommt wieder auf die Beine, wenn sie nicht noch etwas Dummes anstellt«, sagte Gordan, aus deren Tonfall klar hervorging, dass sie sich keinen Illusionen über meine Intelligenz hingab.
    Ich wog meine Möglichkeiten ab. Jede Bewegung war ausgeschlosse n – mein Kopf duldete in dieser Hinsicht keinen Kompromis s – , aber ich konnte die Augen öffnen, wenn ich bereit war, die Schmerzen in Kauf zu nehmen. Früher oder später würde ich es ohnehin tun müssen.
    Wenn ich zu Hause arbeitete, wachte ich regelmäßig mit einem Kater auf. Zumeist fühlte ich mich dabei, als hätte sich mein Schädel verflüssigt. Dies hier war schlimmer. Das Licht war zu intensiv, die Farben zu grell. Ich zuckte zusammen, zwang mich, die Lider offen zu lassen, und sah mich um. Mein Kopf lag auf Tybalts Schoß. Elliot und Alex standen in der Nähe, Gordan befand sich etwas abseits und verstaute Dinge in ihrem Erste-Hilfe-Kasten.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte Alex.
    »Als wäre ich durch einen Fleischwolf gedreht worden. Bekomme ich jetzt einen Kaffee?«
    »Sie haben eine Menge Blut verloren«, sagte Gordan. »Jetzt musste ich Sie schon zweimal zusammenflicken. Zwingen Sie mich nicht, es noch mal zu tun.«
    »Hab ich nicht vor.« Insbesondere, da ich ziemlich sicher war, dass sie mich viel lieber auseinandernehmen wollte.
    »Gut.« Sie ergriff ihren Kasten, drehte sich um und stapfte auf die Treppe zu.
    »Niemand geht allein los«, sagte Elliot.
    Sie hielt inne und setzte eine mürrische Miene auf. »Ich muss zurück an die Arbeit.«
    »Nimm Alex mit.«
    »Nein«, warf ich rasch ein. »Ich muss mit ihm reden.«
    »Tja, ich muss wirklich arbeiten.« Gordan bedachte uns alle mit einem bösen Blick.
    »Dann gehen Sie und tun Sie es«, sagte ich und hoffte, ich klang müde genug, dass sie glaubte, es sei mir versehentlich herausgerutscht. Und ich hoffte, dass sie wirklich unsere Mörderin war. Ich wollte sichergehen, bevor ich sie zur Rede stellte.

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