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October Daye - McGuire, S: October Daye

October Daye - McGuire, S: October Daye

Titel: October Daye - McGuire, S: October Daye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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versorgte. Der Geruch von Gras und Kupfer begann aufzusteigen und in der Luft zu knistern, als der halb gebildete Zauber zu singen anfing. Gut. Das Blut quoll aus den Schnitten und rann mir den Arm hinab. Der Geruch von Kupfer wurde stärker und überlagerte den von Gras fast vollständig.
    Mit bedächtigen Bewegungen legte ich mein Messer behutsam auf die Arbeitsfläche, wandte mich Alex zu und neigte den Arm, um Blut über meine Finger hinabrinnen zu lassen. Der Verband, der meine Hand bedeckte, verfärbte sich prompt üppig rot. Ich achtete nicht darauf, im Augenblick war das nicht wichtig. Alles, was zählte, war das Muster, das zu befolgen das Blut mir sagte.
    »Octobe r … «
    Ich hatte beinahe vergessen, dass sich Tybalt im Raum befand. »Still«, sagte ich erneut und begann, Blut auf Alex’ Stirn und Lippen zu träufeln, bevor ich meine Hand flach auf sein Herz drückte und einen roten Abdruck hinterließ. Die Magie fing an zu greifen, das Muster wurde so klar, dass ich es beinahe sehen konnt e … und es reichte nicht. Die Teile des Zaubers waren vorhanden, nur das Bild wurde nicht deutlich.
    Na schön. Wenn das Universum es auf die harte Tour wollte, würde ich mitspielen. Ich hob das Handgelenk und skandierte: »Eiche und Esche und Weide und Dorn sind mein; Blut und Eis und Blumen und Flammen sind mein.« Ich presste die Lippen auf die Wunde, sog einen Mundvoll Blut ein und schluckte. Es brannte mir die Kehle hinab. »Mein wiederum sind jene, die mich halten, mich verletzen, mich für ihre Zwecke benutzen; ich habe hier geblutet und gebrannt, und ich verlange zurück, was mir gehört.« Der Geruch von geschnittenem Gras und Kupfer war überwältigend. Ich nahm einen zweiten Mundvoll Blut, beugte mich über Alex, drückte die Lippen auf seine und flößte ihm das Blut in den Mund.
    Der Zauber zerbarst zu einem Sprühnebel, der mich taumeln ließ. Meine Füße rutschten auf dem blutigen Boden aus, und ich fiel beinahe, bevor Tybalt mich auffing und stützte.
    Und Alex schlug die Augen auf.
    Damit endete endgültig das Gefühl der absoluten Klarheit, das eingesetzt hatte, als der Zauber griff. Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich blutete, mir schwindlig war und mein Schädel pochte. Darüber hinaus klebte mir der Geschmack von Blut am Gaumen und verursachte Brechreiz. »Verdammt«, murmelte ich und trat von Tybalt weg, um das Laken von Yuis Pritsche zu ergreifen und es um meinen Arm zu wickeln. Ich hatt e – technisch gesehe n – gerade einen Toten auferweckt, und ich wollte infolgedessen nicht unbedingt verbluten. So toll finde ich Ironie nun auch wieder nicht.
    »Bei Oberons Nüsse n … «, flüsterte Tybalt mit leiser, ehrfürchtiger Stimme. Ich schaute zu ihm, und er wandte sich ab, wollte meinem Blick nicht begegnen. Das schmerzte.
    Über Tybalt konnte ich mir später den Kopf zerbrechen. Ich richtete die Aufmerksamkeit wieder auf Alex, der sich mittlerweile mit trübem Blick aufsetzte. Er sah nicht aus, als hätte er alle Sinne beisammen, und ich konnte ihm daraus keinen Vorwurf machen. Es war bestimmt keine schöne Erfahrung, tot gewesen zu sein.
    »Willkommen zurück, Dornröschen.« All das Blut wirkte ein wenig desorientierend. Ich wusste nicht, ob ich mich lieber übergeben oder ohnmächtig werden wollte.
    »Ic h … « Alex hob die Hände und starrte auf die blutigen Fingerabdrücke, die über seine Arme verliefen. »Ich lebe?«
    »Gut geraten.«
    »Wi e … «
    »Du warst nicht wirklich tot. Das dachtest du nur.«
    »Was?« Er sah mich ausdruckslos an. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass Tybalt dasselbe tat.
    Ich seufzte. »Du warst nicht tot.« Trotz der Schmerzen und des Blutverlusts fühlte ich mich überraschend klar bei Verstand. Ich sollte wirklich lernen zu erkennen, wann ich einen Schock habe. Bei anderen bemerke ich es immer, mich selbst hingegen überrascht es jedes Mal. »Was immer dich angegriffen hat, wollte die Erinnerungen aus deinem Blut absaugen. Ich glaube, das ist es, was die Leute in Wirklichkeit tötet. Sie verlieren sich.« Ich verstummte kurz und wankte. »Es hat Terrie erwischt, aber an dich konnte es nicht heran. Nicht bei Nacht. Deshalb bist du noch hier.«
    Alex’ Augen weiteten sich. »Terrie ist tot«, flüsterte er.
    »Es tut mir leid.« Dann traf mich alles gleichzeitig.
    Sterben fordert vermutlich einen hohen Tribu t – wissen kann ich es nicht, ich bin noch nie gestorbe n – , aber ich weiß, wie anstrengend Blutmagie für den Körper sein kann. Es

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