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October Daye - McGuire, S: October Daye

October Daye - McGuire, S: October Daye

Titel: October Daye - McGuire, S: October Daye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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habe, also probieren wir es damit.«
    »Alles klar«, meinte er seufzend.
    Den Rest des Wegs legten wir schweigend zurück. Ich öffnete die Tür zur Cafeteria. Dahinter kam Elliot zum Vorschein, der an einem der Tische saß und in seine Tasse starrte. Er schaute auf, als wir eintraten, lächelte und gab sich Mühe, so auszusehen, als habe er keine Sorgen. Was ihm gründlich misslang. »Hallo.«
    »Müssen wir uns darüber unterhalten, was ›zusammenbleiben‹ bedeutet?«, fragte ich und steuerte auf die Kaffeemaschine zu. Meine Erschöpfung ließ unvermittelt nach. An ihre Stelle trat ein Gefühl allgemeiner Verärgerung über die Welt an sich. »Warum sind Sie allein hier? Und Jan ist allein in ihrem Büro.«
    Er seufzte und stellte seine Tasse ab. »Sie sind wütend auf mich.«
    »Ich bin auf alle wütend.« Ich schenkte mir eine Tasse Kaffee ein, während Quentin an mir vorbei zu den Getränkeautomaten ging. »Sie sind der Dritte, den ich allein antreffe. Versuchen Sie alle absichtlich , es mir schwerer zu machen, als es ohnehin schon ist?«
    »Nein, ich jedenfalls nicht. Es tut mir leid.«
    »Vergessen Sie’s«, sagte ich, trank einen ausgiebigen Schluck Kaffee und entspannte mich, als ich spürte, wie sich das Koffein bemerkbar machte. »Quentin, nimm dir etwas Nahrhaftes zu deiner Limonade. Einen Snickers -Riegel oder so.« Erdnüsse enthalten doch Eiweiß, oder? Ich schenkte mir Kaffee nach und ging zum Münztelefon.
    »Wählen Sie eine Neun für eine Leitung nach draußen«, sagte Elliot.
    »Ich denke, das wird nicht nötig sein.« Ich stellte meinen Kaffee ab, ergriff den Hörer, presste eine Handfläche auf die Tastatur und drückte alle Nummern gleichzeitig. Der Geruch von Gras und Kupfer stieg rings um mich auf, fast erstickend eindringlich, als ich sang: »Reck dich, streck dich und berühre jemanden.« Quentin und Elliot sahen mich an, als sei ich verrückt. Das ging in Ordnung, vielleicht war ich das ja.
    Auf Stille folgte ein zweimaliges Klicken, das von einem wässrigen Klingelton abgelöst wurde. Dann meldete sich eine vertraute, gereizt klingende Stimme. »Hallo?«
    Es gibt viele Anlässe für Höflichkeitsfloskeln, dies war keiner davon. »Luidaeg, hier ist Toby. Ich muss die Nachtschatten rufen.«
    Elliots Körper versteifte sich. Quentin ließ seine Limonade fallen. Offensichtlich kannten sie den Namen.
    Die Luidaeg schwieg so lange, dass ich schon fürchtete, sie könnte den Hörer beiseitegelegt haben und weggegangen sein. Dann knurrte sie etwas in einer Sprache, die ich nicht kannte, bevor sie in den Apparat bellte: »Was?!«
    »Ich muss die Nachtschatten rufen.« Etwas zu wiederholen ist manchmal die beste Möglichkeit im Umgang mit der Luidaeg. Man sagt einfach immer wieder dasselbe, bis sie es satt hat und einem gibt, was man will. Jedes Vorschulkind begreift das Konzept instinktiv, nur wenden es die meisten nicht bei unsterblichen Wasserhexen an. Wahrscheinlich werden deshalb in einer durchschnittlichen Vorschule so selten Kinder ausgeweidet.
    »Wozu?«
    Ich beschrieb die Lage, so rasch ich konnte, ohne etwas auszulassen. Der Umgang mit der Luidaeg ist ein wenig so, als jonglierte man mit Kettensägen, nur dass man es nie wirklich beherrschen kann. Eine Kettensäge wird sich nicht mitten in der Luft willkürlich drehen und auf einen zustürzen, um einem die Kehle zu durchtrennen, bei der Luidaeg kann das unter Umständen durchaus passieren. Schlimmer noch: Wenn sie dachte, ich enthielte ihr etwas vor, würde sie sich vielleicht weigern, mir zu helfen.
    Elliot erbleichte, als ich schilderte, was ich in Barbaras Schreibtisch gefunden hatte, hörte aber weiter zu, gleichermaßen entsetzt und gebannt. Quentin bedachte mich mit einem verletzten Blick und wandte sich dann ab. Ihm ging es nicht darum, dass ich jemanden anrief und um Hilfe bat; es ging darum, dass ich die Luidaeg anrief, die jeden Grund hatte, mir nach ihrer Hilfe etwas anzutun. Fast jeder hat schon von der Luidaeg gehört. Sie hat miterlebt, wie der Großteil von Faerie geboren wurde, und sie würde womöglich mit ansehen, wie es starb. Sogar für Leute, die angeblich unsterblich sind, ist ein solches Alter furchteinflößend. Manche sagen, sie sei ein Monster. Ich sage, sie hat nur Probleme.
    Als ich fertig war, fragte sie: »Und deshalb willst du die Nachtschatten rufen?« Sie klang nicht wütend, nur müde und ein bisschen entgeistert.
    »Ja. Ich hoffe, sie können mir sagen, weshalb sie nicht gekommen sind, um die Leichen

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