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October Daye - McGuire, S: October Daye

October Daye - McGuire, S: October Daye

Titel: October Daye - McGuire, S: October Daye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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zu holen.«
    »Was, wenn sie es dir nicht sagen? Was, wenn sie es nicht wissen?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte ich, womit ich Ehrlichkeit den Vorzug vor Schlagfertigkeit gab. »Dann lasse ich mir etwas einfallen.«
    Die Luidaeg schnaubte verächtlich. »Da bin ich mir sicher. Und wie viele Leute, die du ›bewachst‹, werden sterben, während du nachdenkst?«
    Das tat weh. »Ich gebe mein Bestes.«
    »Und reicht das?«
    »Wirst du mir nun helfen oder nicht?« Am anderen Ende des Raums zuckte Quentin zusammen. Die Luidaeg hatte Jahrtausende Zeit gehabt, um zu lernen, wie man Leute verärgerte. Wahrscheinlich besaß sie schon immer ein natürliches Talent dafür, aber mittlerweile ist sie in der Lage, in einem einzigen Wort eine tonnenschwere Kränkung unterzubringen.
    »Sollte ich zwar nicht, aber ich tu’s«, antwortete sie. »Hauptsächlich, weil ich sicher bin, dass du es auch ohne meine Hilfe versuchen würdest und dann umgebracht wirst, während ich nicht dabei bin, um es mir anzusehen. Hast du einen Stift?«
    »Ja«, log ich, gestikulierte in Elliots Richtung und machte Schreibbewegungen in der Luft. Er gab Quentin einen Notizblock und einen Stift, und Quentin brachte beides rasch zu mir. Ich nickte ihm zu und sprach in den Hörer. »Schieß los.«
    »Stell mir zuerst die Frage.«
    »Luidaeg, ic h … «
    »Du kennst die Regeln. Frag mich, und ich werde es dir sagen.«
    »Wie rufe ich die Nachtschatten?«
    »Braves Mädchen. Also, du brauchst Folgende s … « Dann rasselte sie Zutaten und rituelle Gesten herunter, wie andere Leute Einkaufslisten zusammenstellen. Zum Glück bin ich gut in Kurzschrift. Quentin sah mir zu und verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als ich immer aufwendigere Anweisungen notierte. Ich schenkte ihm keine Beachtung und schrieb weiter, bis sie schließlich aufhörte und in scharfem Tonfall fragte: »Hast du alles?«
    »Ich glaube schon. Zuerst muss ma n … «
    Sie schnitt mir das Wort ab. »Gut. Denk daran, werde nicht übermütig und bleib aufrichtig. Sie werden auf die Absicht hören, nicht auf die Form; wenn du nicht an das glaubst, was du sagst, haben die Nachtschatten das Recht zu verlangen, dass du als Opfer mit ihnen kommst.« Sie verstummte kurz. »Ich sollte auch so eine Klausel einführen. Wenn mich jemand nervt, darf ich ihn fressen.«
    »Luidaeg?«
    »Ja?«
    »Wird es funktionieren?«
    »Befolg meine Anweisungen, dann klappt es vielleicht. Ist dir klar, was für Geschöpfe du da rufen willst?«
    »Ich denke schon.«
    »Gut. Tu es allein. Sie werden nicht reagieren, wenn sie das Gefühl haben, dass der Ruf nicht konsistent ist.«
    Ich schaute zu Quentin und Elliot und krümmte mich innerlich. Das würde den beiden nicht gefallen. »Alles klar, ich verstehe.« Ich würde es ihnen erklären müssen, während wir die Vorbereitungen trafen.
    »Noch etwas sollte dir klar sei n – das war unsere letzte Frage. Unsere Abmachung ist erfüllt. Ich schulde dir nichts mehr.« Dann war die Leitung tot.
    Ich legte den Hörer zurück auf die Gabel und sagte: »Ich weiß, Luidaeg, ich weiß.« Sie hatte mir eine wahrhaftige Antwort auf eine beliebige Frage meiner Wahl geschuldet. Nun war ihre Schuld beglichen. Sofern ich ALH überlebte, würde ich vielleicht zu meiner eigenen Hinrichtung heimkehren.
    Gibt es womöglich ein Gesetz, demzufolge das Leben nie leicht sein darf?
    »Toby? Was ist? Was hat sie gesagt?« Quentin klang, als sei er einer Panik nah. Schließlich erlebt man nicht jeden Tag, wie jemand das Monster aus dem Schrank um Hilfe ersucht.
    »Sie hat gesag t … « S ie wird mich umbringen . Ich holte tief Luft, verdrängte den Gedanken und begann erneut. »Sie hat gesagt, ich kann es machen. Ich kann die Nachtschatten rufen.«
    »Sie wollen was ?«, fragte Elliot mit riesigen Augen.
    Ich drehte mich zu ihm um. »Haben Sie nicht zugehört? Ich will die Nachtschatten rufen, damit sie mir sagen können, warum sie nicht gekommen sind, um die Leichen zu holen.«
    »Sind Sie sicher, dass das klug ist?« Elliot wirkte noch viel besorgter als Quentin. Daran ließ sich unschwer erkennen, wer von den beiden eine konkretere Vorstellung davon hatte, wozu die Nachtschatten fähig waren.
    »Nein. Aber die Luidaeg hat mir erklärt, wie ich es anstellen muss, und ich denke, ich sollte ihre Anweisungen befolgen.«
    »Wie kann man die Luidaeg einfach anrufen ?«, fragte Quentin mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Angst.
    »Es ist hilfreich, ihre Nummer zu haben.« Ich seufzte und betrachtete

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