October Daye: Nachtmahr (German Edition)
sind? Bitte?«
»Ich glaube, das schaffe ich«, sagte er und lächelte mich an. Das allein war es schon wert.
Ich ließ meine Hand in seiner, als wir an meinem Auto vorbei auf das Tor des Parks zugingen. Anfänglich war der Größenunterschied etwas irritierend, aber das verging, und für die nächsten paar Minuten war die Welt ganz in Ordnung. May gesellte sich zu uns, als wir an der Kreuzung auf Grün warteten. Spike folgte ihr bei Fuß, und irgendwie war sogar das in Ordnung. Der Rosenkobold lief voraus, und mein Holing stapfte hinterdrein, als wir Hand in Hand in den Golden Gate Park spazierten.
Ich hatte Tybalt schließlich die Wahrheit gesagt: Ich hatte es beinahe hinter mir.
Kapitel 22
M arcia lehnte sich strahlend aus ihrem Kabuff, als wir näher kamen. »Toby! Connor! Hey!« Prompt ärgerte ich mich wieder – es war eine Sache, wenn mich Connor und Tybalt auf Anhieb erkannten, aber Marcia? – , da schaute sie auf mich herunter und sagte: »Und wer ist unsere kleine Freundin hier?«
Schon in dem Alter, nach dem ich jetzt nur aussah, hat mich die Formulierung »kleine Freundin« immer genervt. Das war mit den Jahren keineswegs besser geworden. Ich war erschöpft, mein Knie tat höllisch weh, und ich hatte schlicht nicht die Zeit dafür, mich von oben herab behandeln zu lassen. »Lass stecken, Marcia. Hat Lily Zeit für uns?«
»Was?« Sie blinzelte. »Das ist aber keine Art, mit Älteren zu reden, hörst du?«
»Du bist Jahrgang neunzehnhundertdreiundachtzig«, gab ich zurück. »Wenn du älter bist als ich, fress ich meine Socken. Können wir jetzt zu Lily?«
»Wer soll euch hindern?« Sie kniff die Augen leicht zusammen, und die Fae-Salbe drumherum glitzerte im Licht der Nachmittagssonne türkis und golden. »Du bist nicht das, wonach du aussiehst.« Sie ließ ihren Blick zu May wandern, die Augen immer noch leicht zusammengekniffen. »Und sie auch nicht.«
»Marcia, bitte, lass uns einfach rein«, sagte ich.
Marcia ist nur ein kaum viertelblütiger Wechselbalg und braucht Fae-Salbe, um überhaupt etwas von unserer Welt zu sehen. Eigentümlicherweise verleiht ihr jedoch die Salbe mehr Klarsicht als anderen. Sie kann damit nicht nur eine Tarnung durchschauen, manchmal sieht sie sogar durch ganze Wirklichkeiten hindurch. Ich nehme an, das ist der Grund dafür, dass Lily sie gern um sich hat. An ihrem Talent zur Gesprächspartnerin kann es nämlich nicht liegen.
Stirnrunzelnd richtete Marcia sich auf. »Ich glaube, ihr geht jetzt besser weg. Ich meine, Toby ist nicht Toby, euer Kind da ist kein Kind, und Connor … na ja, Connor ist in Ordnung, und ich schätze, das da ist wohl Tobys Rosenkobold, aber das ist alles, was ich sicher sagen kann. Leute, die ich nicht kenne, sollen hier nicht herkommen. Lily mag das nicht.«
»Bitte bemüh dich nicht weiter, Marcia«, sagte Lily und kam an den Rand des Teegartens. Weiter konnte sie nicht, denn eine Undine ist buchstäblich an ihr Terrain gebunden und kann es niemals verlassen. Im Gegenzug wissen sie absolut alles darüber, was in ihrem Gebiet vor sich geht, und kontrollieren es weitreichender als jeder noch so mächtige Adlige seinen Mugel. Ich habe mich schon oft gefragt, ob das die Beschränkung wirklich ausgleicht, aber bisher nie gewagt, ihr die Frage zu stellen. »Ich kenne unsere Gäste.«
»Lily«, murmelte ich. »Hey.«
»Hallo, October«, gab sie zurück. »Wie ich sehe, hast du den Mond gefunden. Connor, es ist schon viel zu lange her.«
»Ich weiß«, sagte er, und seine Hand spannte sich in meiner. »Ich hatte viel zu tun.«
»Natürlich.« Sie wandte sich May zu. »Und Ihr seid … ?«
»May«, sagte mein Holing mit tiefernster Miene.
»Ein guter Name. Nicht ohne Ironie, aber gut. Was sollen wir nur tun, wenn alle Monate des Jahres aufgebraucht sind?« Lily sah Marcia an. »Dies sind meine Gäste: October Daye, Tochter von Amandine, wenn auch in leicht vermindertem Zustand. Connor O’Dell von Schattenhügel. Und May, die, sofern ich nicht falschliege, Octobers Holing ist.« Ihre Stimme klang völlig gelassen, aber sie sah mich unergründlich an, als sie May vorstellte.
Marcia starrte mich mit großen Augen an. » Du bist Toby?«, quietschte sie.
»Ist das ein Problem?«, fragte ich.
»Aber du bist so klein!«
»Und du so blond.«
»Marcia, Toby und ihre Freunde sehen sehr müde aus, und ich bin sicher, sie möchte jetzt zu ihrer jungen Freundin.«
»Karen«, entfuhr es mir. »Ist sie … ?« Ich ließ die Frage
Weitere Kostenlose Bücher