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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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Karpfen abgeben könnte, und er hatte die Macht, seine Theorie in die Praxis umzusetzen. Also verwandelte er mich und setzte mich in einem der zahllosen Teiche aus, die über den ganzen Teegarten verstreut sind. Seit das passiert ist, kann ich Wasser nicht mehr ausstehen. Ich bade nicht mal mehr, sondern dusche lieber nur. Im Wasser zu sein erfüllt mich mit leichter Panik.
    Also gut, leichte Panik ist stark untertrieben. Ich strampelte wie eine Irre und suchte verzweifelt nach der Oberfläche. Eigentlich sind die meisten Karpfenteiche ganz flach, aber Lilys Teiche sind nicht gerade das, was man »normal« nennen würde. Ich erinnere mich nicht, wie es war, als ich darin lebte, aber solange ich meine normale Größe hatte, bin ich nie auf Grund gestoßen, und ganz bestimmt würde ich jetzt nicht nach ihm suchen. Ich versuchte zu schreien, und Wasser drang in meinen Mund. Ich würgte.
    Na toll , dachte ich erbittert, so sterbe ich also. Mein Holing ertränkt mich aus Versehen.
    Hände packten meine Schultern, zerrten mich aus dem Wasser, warfen mich bäuchlings auf etwas Festes und schlugen mir auf den Rücken. Ich begann zu husten. Luft. Es gab Luft auf der Welt! Ich schlug die Augen auf, wandte den Kopf und blickte in Connors Gesicht.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    »J-ja«, stotterte ich. »Tut mir leid.«
    »Nicht deine Schuld. May hat dich fallen lassen.« Er warf einen finsteren Blick über die Schulter.
    »Das wollte ich nicht!« May stand ein paar Schritte entfernt und wrang sich Wasser aus den Haaren.
    »Schon gut, Connor. Alles in Ordnung«, sagte ich, setzte mich auf und sah mich um. »Sie wollte das nicht. Wo steckt Lily?«
    »Im Pavillon«, sagte Connor mit halbem Lächeln.
    »Und der ist wo?«
    »Versuch’s mal hinter dir«, sagte May.
    Ich sah mich um. Da stand der Pavillon, genau wie letztes Mal. Lily saß am Tisch und mischte Kräuter in einem kleinen Mörser. Spike saß an ihrer Seite, sah zu und streckte gelegentlich eine Pfote nach dem Stößel aus. Sie ließ sich von den Spielchen des Rosenkobolds nicht stören, sondern ging völlig gelassen ihrer Tätigkeit nach und beachtete ihn nicht weiter. Und auf den Kissen hinter dem Tischchen lag Karen, genau da, wo ich sie gelassen hatte.
    Es dauerte einen Moment, bis zu mir durchdrang, was ich sah. Als es so weit war, rappelte ich mich auf und stürzte in Richtung Pavillon, nur um gleich wieder längelang hinzuschlagen, da mein Knie unter mir nachgab. »Bei Maeves Zähnen !«, knirschte ich. »Lily!«
    »Ach, jetzt heulst du nach mir, ja?« Sie sah auf, ihre Miene undeutbar. »Was möchtest du denn von mir?«
    »Lily, du – ich – ich muss zu Karen! Ich muss sehen, ob sie noch lebt!«
    »Musst du das?« Sie erhob sich mühelos und glitt mit einer Grazie die Pavillonstufen herab, um die selbst Tybalt sie beneidet hätte. »Mir scheint, alles, was du musst, ist eine Weile stillhalten.«
    »Lily … « May und Connor standen aufrecht, rührten sich jedoch nicht. Ich wandte mich wieder Lily zu und sagte flehend: »Lily, bitte.«
    »Wenn ich dich aufrichtig liebte, würde ich es dir abschlagen«, sagte sie, lächelte traurig, kam herbei und kniete sich vor mir ins Moos, den Mörser in der Hand. »Ich würde sagen: ›Nein, du hast schon genug von mir bekommen‹, und ich würde dich zwingen, in deinem eigenen Tempo zu heilen, nur dieses eine Mal. Vielleicht würde dein charmanter Zwilling uns dann in Frieden verlassen, und auch wenn du mich dann für ein Weilchen hassen würdest, wärst du doch wenigstens noch hier.«
    »Ich glaube nicht, dass es so läuft«, sagte May. Sie klang bedauernd.
    »Das weiß ich so gut wie du. Ich habe mehr von deiner Sorte gekannt, als du glauben würdest«, schalt Lily, zupfte ein Stückchen Moos vom Boden und drückte es in ihren Mörser. »Wenn du erst mal angekommen bist, müssen die Ereignisse sich entwickeln, bis das zwingende Ende herbeigeführt ist. Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich dich hasse.«
    »Ist schon in Ordnung«, sagte May und setzte sich neben uns. »Das bringt die Aufgabe eben mit sich.«
    »Ja. So ist es. October?«
    »Ja?«
    »Connor steht hinter dir. Was tut er da?«
    Sie klang neugierig genug, dass ich mich umdrehte. Connor blickte mich düster an, er sah aus, als wäre er im Begriff, seinen besten Freund zu verlieren. »Er tut gar nichts, Lily. Wie kommst du – «
    Ihre Fäuste knallten mit voller Wucht in mein Knie. Ich jaulte auf und fuhr herum. Sie saß mit leeren Händen da und sah

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