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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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willentlich«, sagte ich gemessen.
    Er betrachtete mich prüfend, dann sagte er: »Trevor, Gabriel? Passt auf, dass Julie sich nicht noch mehr schadet. Gebt ihr Wasser, damit sie sich säubern kann.« Er lächelte unergründlich. »Nichts liegt mir ferner, als mich dem zu widersetzen, was meinem Prinzen und meiner … besten Kriegerin am Herzen liegt.«
    Die beiden Kaderkater nickten wie ein Mann und schleppten sie in die Schatten, wo sie verschwanden. Es gibt noch den anderen Hof der Katzen, den, der auf der anderen Seite dieser beweglichen Dunkelheit liegt. Ich habe ihn nie zu Gesicht bekommen. Ich glaube, das hat niemand, der kein Cait Sidhe ist.
    Raj sah mich besorgt an und kämpfte darum, sich auf den Beinen zu halten. Seine Pupillen waren nur noch dünne Schlitze, fast unsichtbar in der grünen Iris. »Bist du verletzt?«
    »Nicht so schlimm wie du«, erwiderte ich stirnrunzelnd.
    »Das ist nichts«, sagte er und wedelte wegwerfend mit der Hand. Dann fiel er um. Selbst die unverwüstliche Spannkraft der Jugend hat ihre Grenzen. Sein Vater war zur Stelle und fing ihn auf.
    »Ist er – «, setzte ich an.
    »Nichts Schlimmes. Er ist nur erschöpft«, sagte der Mann. »Mein Lehnsherr?«
    »Ja, Samson, nimm deinen Jungen und geh.« Tybalt schüttelte den Kopf und fügte hinzu: »Toby und ich haben noch etwas zu klären.«
    Die anderen Eltern sahen auf, ihre zurückgebrachten Kinder in den Armen, und starrten mich an. Ich versuchte einen Schauder zu unterdrücken. Der Hof der Katzen ist schon für mein normales Selbst nicht unbedingt ein behaglicher Ort. Für ein angeschlagenes Kind war es hier regelrecht gruselig.
    »Ihr könnt alle wegtreten«, Tybalt hob die Stimme, um sich Gehör zu verschaffen. »Der Hof ist entlassen.«
    Die Schatten ringsum öffneten sich weit, und die Cait Sidhe glitten hindurch und verschwanden. Im Handumdrehen waren wir allein bis auf ein paar verflohte alte Streuner, die ihren Platz auf der Mauer noch nicht aufgegeben hatten. Tybalt sah sich kurz um, knurrte einen einzigen lang gezogenen Ton, und sie hüpften blitzartig herab und sausten außer Sicht.
    Als der Letzte von ihnen verschwunden war, hockte sich Tybalt auf die Kante einer alten Milchflaschenkiste und stützte die Ellbogen auf seine Knie. Er blickte mich lange an, und mir wurde erschrocken bewusst, dass er kreuzunglücklich aussah. Dann sagte er leise: »Du hast sie nach Hause gebracht.«
    »Ich hatte ja versprochen, es zu versuchen.«
    »Und bei dir genügt das schon, nicht wahr?« Er lachte, doch es klang bitter. »Wechselbälger sollten keine Ehre haben, weißt du das nicht? Hat dir deine Mutter denn gar nichts beigebracht?«
    »Anscheinend nicht«, sagte ich, so vergnügt ich konnte. »Es scheint, dass ziemlich viele Leute deswegen schlecht auf sie zu sprechen sind. Oder vielleicht sind sie einfach an sich schlecht auf sie zu sprechen. Das ist mittlerweile gar nicht mehr so leicht auseinanderzuhalten.«
    »Toby … «
    »Entschuldige, Tybalt. Es war ein langer Tag.« Ich seufzte und strich mir ein paar Haare aus den Augen. »Und er ist noch nicht vorbei, was mich auch nicht gerade froh macht.«
    »Dir gebührt die Erkenntlichkeit meines gesamten Hofs, October.«
    Ich sah ihn scharf an. Das war gefährlich nahe an einer Dankesbezeugung. »Tatsächlich?«
    Tybalt schien seinen Beinahe-Ausrutscher gar nicht zu bemerken. Er schloss die Augen, lehnte sich zurück, bis seine Schultern an die Mauer stießen, und sagte ganz leise: »Ich dachte schon, ich hätte dich in den Tod geschickt. Nach allem, was du mir erzählt hast, und da dein Holing aufgetaucht war … Ich dachte, du würdest nicht überleben, worum ich dich gebeten habe.«
    »Hey.« Ich trat näher und legte ihm eine Hand auf die Schulter, wobei ich mich ziemlich recken musste. »Ich wäre sowieso losgezogen. Die Kinder von Mitch und Stacy sind praktisch meine Familie. Wenn etwas passiert wäre, wäre es nicht dein Verschulden.«
    »Das spielt keine Rolle. Ich stehe tief in deiner Schuld.«
    Die Vorstellung war ausgesprochen erschreckend. »Nein, das stimmt nicht. Wir sind jetzt quitt.«
    »Du hast viel mehr getan, als du mir schuldig warst, und ich werde nicht so tun, als sei mir das nicht klar.« Er legte seine Hand auf meine, sie bedeckte sie völlig. Die Augen immer noch geschlossen, sagte er: »Von allen Todesdrohungen mal abgesehen, ich hatte keine Ahnung, wie hoch der Preis sein würde.«
    »Was?« Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass er auf meine

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