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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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oder eingestürzte Türme zu haben, äußerliche Zeichen des allgemeinen Verfalls.
    Quentins Finger legten sich fester um meine, als er fragte: »Ist das – ?«
    »Dort haust Blind Michael«, sagte ich nur. »Komm.« Ich merkte mir die Lage des einzigen weniger verfallenen Gebäudes – es würde am ehesten ein Gefängnis abgeben – , dann machten wir uns daran, die Ebene zu überqueren.
    Ich möchte nie wieder eine Stunde erleben wie die, die nun folgte. Wir robbten über den Boden wie vorrückende Soldaten und versuchten möglichst tief unten zu bleiben. Das Licht meiner Kerze bot einen gewissen Schutz, aber ich wusste nicht genau, ob sie uns beide tarnen konnte, und ich wollte nicht herausfinden, was passierte, wenn wir ihre Macht überschätzten. Spike raste als verschwommener graugrüner Fleck voraus und wartete hinter jeder neuen Deckung, bis wir aufgeschlossen hatten. Quentin hatte die ersten Schritte der Erziehung zur Ritterschaft an Sylvesters Hof absolviert, er wusste, wie man still und geduldig unbemerkt vorankam. Meine Ausbildung war weniger formell gewesen, aber sie hatte weitgehend zu denselben Ergebnissen geführt, ich konnte durchaus sehr leise sein, wenn es nötig war. Und der Versuch, sich in den Landen eines wahnsinnigen Erstgeborenen praktisch auf einem Blatt Papier zu verstecken, machte es so nötig wie nie zuvor.
    Wir hielten an, als wir die Wand des ersten Gebäudes erreichten, schlüpften hinter ein paar Wasserfässer und sanken zu Boden. Die Wand war warm, als wäre dahinter eine Feuerstelle. »Also, Folgendes ist der Plan«, raunte ich mit gesenkter Stimme. »Die Kinder sind in einem dieser Gebäude. Wir spüren sie auf, schnappen sie uns und verschwinden.«
    »Und Katie?«
    »Katie … « Sie zuerst zu holen könnte der leichtere Weg sein. Sie würde nicht bei den anderen sein. Wir konnten sie im Wald verstecken und dann zurückgehen und die anderen holen. Wenn sie versteckt blieb. Schrecken sorgt für unvorhersagbare Gemütszustände, und Katie war menschlich. Sie hatte weniger Erfahrung im Umgang mit Ungeheuern als ihre Fae-Leidensgenossen.
    Katies Menschlichkeit warf eine weitere Frage auf. Die verunstalteten Kinder, die ich getroffen hatte, sagten, die Menschenkinder würden in Rösser verwandelt. Falls sie nicht mehr sie selbst war, wollte ich nicht, dass Quentin sie sah, ehe wir alles andere erledigt hatten, was zu tun war. »Wir könnten da auf Schwierigkeiten stoßen.« Als sich seine Augen weiteten, hob ich die Hand. »Du musst jetzt die Nerven behalten und ruhig bleiben, damit wir das durchgehen können, okay?« Er nickte. »Gut.«
    Ich senkte die Hand und erklärte ihm, was ich in meiner kurzen Zeit als Gefangene von Blind Michael gesehen hatte – und was sie mir erzählt hatten. Quentins Augen wurden schmal, während ich berichtete, und als ich fertig war, fragte er kalt: »Warum hast du das bisher nicht erwähnt?«
    »Weil keine Zeit war. Es tut mir leid, und du kannst mich dafür hassen, wenn du willst. Aber selbst wenn ich es dir eher erzählt hätte, hätte das nichts an unserer Lage geändert. Wir sind jetzt hier, und wir müssen alle Gefangenen befreien. In Ordnung?« Er nickte widerstrebend. »Gut. Wir holen zuerst die anderen.«
    Das hätte ich nicht sagen sollen. Er fuhr auf, zitternd vor Wut. »Wir lassen sie nicht zurück, nur weil sie ein Mensch ist! Wir – «
    »Sei still!«, fauchte ich. »Wir müssen erst die anderen holen, weil sie zu mehreren sind, und sie sind höchstwahrscheinlich nicht ganz so traumatisiert von alldem hier. Du hast doch selbst gesagt, dass Katie von den Fae gar nichts weiß. Was glaubst du, wie sie damit klarkommt?« Er sackte zusammen, und seine Miene wurde düster. Ich nickte. »Genau. Wir holen erst die anderen, weil sie uns vielleicht helfen können, sie zu finden, und wenn nicht, machen sie uns zumindest nicht noch mehr Schwierigkeiten.«
    »Na gut«, murmelte er.
    »Hinterher kannst du mich in Ruhe hassen«, sagte ich. Um Katie konnten wir uns immer noch sorgen, wenn wir die anderen Kinder gefunden hatten – aber das war das eigentliche Problem. Wie sollten wir sie finden? Ich drehte die Kerze in der Hand und murmelte: »Du kommst hin und zurück mit der Kerze Licht … «
    »Toby?«
    »Ich überlege nur, wie wir das machen. Wir wollen auf keinen Fall die falsche Tür öffnen.«
    »Nein«, stimmte er zu. Keiner von uns wollte wissen, was für Leichen Blind Michael noch im Keller hatte.
    Ich schüttelte den Kopf. »Es muss einen Weg

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