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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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keinen anderen Ort mit diesem Namen. »Ja, sie ist immer noch da.«
    »Ich dachte es mir.« Sie senkte ihre Laterne, ihr Lächeln wich etwas Traurigerem. »Ich wüsste nicht, wohin sie sonst gehen sollte. Sie könnte ihre Rosen nie verlassen.«
    »Ich verstehe nicht, wie sie Eure Tochter sein kann«, sagte ich, riskierte es mit Ehrlichkeit. »Luna ist keine … . sie ist keine Dryade.«
    »Das war sie nie. Als sie mich verließ, trug sie die Haut einer Kitsune, doch du kannst ihre wahre Natur erkennen, wenn du weißt, wie du schauen musst. Wer sie war, wo sie begann, es ist immer da. Es wird immer da sein.«
    »Ich verstehe das nicht.« Kitsune sind keine Gestaltwechsler – man ist Kitsune, oder man ist es nicht. Sie sind nicht wie Selkies oder Schwanenmädchen, die ihre Haut ablegen können.
    »Es ist schon gut, du solltest das auch nicht verstehen. Glaub mir einfach, wenn ich dir sage, sie ist meine Tochter, und dass sie einst hier mit mir gelebt hat, bis sie fortging, um da zu leben, wo Rosen wachsen können.«
    Ich glitt aus der Hängematte und hielt mich am Netz fest, als meine Füße den Boden berührten. Meine Beine waren voller Stecknadeln, aber das war eine willkommene Qual. Es bedeutete, dass sie wieder meine waren. »Ich muss gehen. Ich muss meine Kinder retten.«
    Acacia nickte. »Ich verstehe. Kinder sind wichtig. Wo ist deine Kerze?«
    »Ich … oh, Wurzel und Zweig.« Ich hatte meine Kerze Quentin gegeben. Und keine Ahnung, wo er – oder sie – jetzt war. »Quentin hat sie.«
    »Der kleine Daoine Sidhe? Ah. Er ist am Waldrand. Er glaubt, er sei versteckt.« Ihr Ton klang amüsiert. »Ich habe mich nicht damit aufgehalten, ihn eines Besseren zu belehren.«
    Also hatte meine Kerze ihn nicht völlig verborgen. Das war durchaus erklärlich. Die Luidaeg hatte bei der Herstellung mein Blut benutzt, nicht seins. »Ich … « Ich brach ab und merkte, wie nahe ich gerade dem Dankesagen gekommen war. Es gibt Dinge, die die Etikette von Faerie nicht vergibt. »Kann ich zu ihm gehen?«
    »Ich werde dich nicht aufhalten.« Sie hob ihre Laterne wieder, und ihre silbern geschlitzten Augen blickten jetzt ernst. »Aber ich möchte dich um einen Gefallen bitten, wenn du es gestattest.«
    Titanias Tochter, eine der Erstgeborenen von Faerie, bat mich um einen Gefallen? Immer wenn ich denke, verrückter kann die Welt nicht werden, findet sie doch noch einen Weg. »Was benötigt Ihr?«
    »Es geht um ein Geschenk.« Ein Rascheln wie von Stoff, dann hielt sie mir eine Rose hin. Die Blütenblätter waren schwarz mit silbernen Spitzen, so weich und verwittert wie uralter Samt. »Für meine Tochter.«
    »Ihr wollt, dass ich sie ihr bringe?«
    »Bitte.«
    »Ist das … «
    »Sie ist nicht vergiftet. So etwas würde ich ihr nie antun. Bitte.«
    Ich runzelte die Stirn und dachte nach. Sie ließ mich gehen. Das musste sie nicht, aber sie tat es. Was konnte eine Rose schon anrichten? »Also gut«, sagte ich. »Ich kann sie ihr bringen.«
    Acacia sagte nichts – was konnte sie sagen, ohne mir zu danken? Sie nickte nur und übergab mir die Blume. Ich erwiderte ihr Nicken und steckte mir den Stiel hinter meinem rechten Ohr ins Haar. Ich konnte nur hoffen, dass das hielt.
    Sie hob eine Hand und deutete zum Waldrand. »Geh da entlang, dann findest du ihn. Und wenn du meine Tochter siehst, sag ihr, dass ich sie vermisse.«
    Es gab nichts mehr zu sagen. Ich raffte alle höfische Etikette zusammen, die ich in den Jahren an der Seite meiner Mutter aufgeschnappt hatte, und vollführte eine tiefe formelle Verbeugung. Acacias Gesicht, als ich mich wieder aufrichtete, war die Anstrengung wert. Sie blickte erschüttert und erfreut, wie eine Frau, die gerade ein unerwartetes Geschenk erhalten hat. Ich lächelte, drehte mich um und ging davon. Das Licht der Laterne hinter mir wurde schwächer, bis nichts mehr um mich war außer der Dunkelheit der Bäume. Und ich ging weiter, dem fernen Ruf meiner Kerze entgegen.

Kapitel 14
    Q uentin kauerte am Waldrand und starrte auf die dunkle Ebene hinaus, als glaubte er, dass sie sich jederzeit erheben und angreifen könnte. Nach allem, was bis jetzt geschehen war, hätte mich das auch nicht sonderlich überrascht. Meine Kerze steckte in seiner rechten Hand. Die Flamme brannte in einem sanften Grün und wechselte prompt zu Kobaltblau, als ich näher kam. Offenbar reagierte sie auch, wenn sich Verbündete näherten – das war gut zu wissen.
    Er war so auf den Horizont konzentriert, dass er mich nicht kommen

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