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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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Honig, aber niemals Tee.
    »Bei Maeves Knochen«, murmelte ich. »Sie brauchte nie zu lügen.«
    »Was?«
    Ich sah über die Schulter »Nichts. Ich lege mir nur zurecht, was ich der Luidaeg sage, wenn wir nach Hause kommen.«
    »Oh«, sagte er und schloss auf an meine Seite. »Ja.«
    Eine Zeit lang gingen wir schweigend nebeneinanderher, dann fragte ich: »Was hat sie von dir verlangt?«
    »Verlangt?«, fragte er und klang zu unschuldig.
    »Ja, als Gegenleistung.« Ich ging weiter. »Die Luidaeg arbeitet nie umsonst. Ich glaube, dass kann sie gar nicht. Ich habe dein Wort, dass du tust, was ich sage, wenn du bleiben darfst, und jetzt will ich Antworten von dir. Wie hast du sie gefunden, und was hast du ihr bezahlt?«
    »Oh.« Das Kerzenlicht spielte auf seiner Stirn und seinen Wangen und verwandelte ihn in einen Geist aus irgendeiner Erinnerung. Nicht meiner. Für einen Augenblick war er nicht mein. »Ich bin dir gefolgt, als du Schattenhügel verlassen hast.«
    »Du bist mir gefolgt? Wie? Du kannst nicht fahren.«
    »Ich hab deinen Ersatzautoschlüssel eingesteckt, als du telefoniert hast.« Er besaß den Anstand, verlegen auszusehen und den Kopf einzuziehen, als er fortfuhr: »Ich hab mich auf dem Rücksitz versteckt und mit einen Sieh-nicht-her-Zauber verhindert, dass du mich siehst.«
    Ich hörte auf, ihn anzustarren. »Du hast dich in meinem Auto versteckt, damit ich dich mit zur Luidaeg nehme?«, fragte ich ungläubig und setzte nach: »Du hast meinen Autoschlüssel gestohlen ?« Ich wusste nicht, was mich mehr aufregte.
    »So ungefähr«, sagte er peinlich berührt. »Es tut mir leid.«
    »Dir ist hoffentlich klar, wie dumm das war, oder?«
    »Doch, schon. Aber ich hatte keine Wahl.«
    »Es gibt immer eine Wahl, Quentin. Ich hatte dir doch gesagt, dass ich mich darum kümmere.«
    »Dir war es völlig egal, dass ich sie liebe! Wie sollte ich mich darauf verlassen, dass du sie nach Hause bringst?« Er sah mich mit schmerzerfüllter Miene an. »Ich musste mit.«
    »Quentin … «
    »Ich weiß, du bist hier die Heldin. Bedeutet das, dass es niemand sonst versuchen darf?«
    »Ich bin keine – «
    »Du kannst es leugnen. Ist mir egal. Kümmert es dich überhaupt noch, was passiert, oder bist du nur hier, weil du denkst, du musst?«
    »Quentin, stehst du wirklich mit mir in der Mitte von Blind Michaels Reich und fragst, ob es mich kümmert? Denn wenn ja, dann brauchst du wirklich professionelle Hilfe.«
    »Willst du wirklich wissen, was sie von mir verlangt hat?«
    Mit schmalen Augen nickte ich. »Lass hören.«
    »Schön.« Sein Gesicht war erfüllt von einer wütenden Entschlossenheit, die mir sehr vertraut war, auch wenn es mir nicht passte. »Ich komme mit dir raus. Nicht vor dir, nicht nach dir, mit .« Er machte eine Pause, dann fügte er etwas leiser hinzu: »Nicht ohne dich.«
    Ich starrte ihn an. »Das ist nicht witzig.«
    »Ich mache keinen Witz. Das war der Preis dafür, mir zu zeigen, wie ich dir folgen kann. Sie hat meine Einreise besorgt, aber ich komme nicht ohne dich wieder raus. Du bist meine Rückfahrkarte.« Sein Kinn war vorgereckt, und er sah sehr jung und sehr ängstlich aus. »Ich bin auf dem Kinderpfad, genau wie du, aber ich habe keine Kerze. Ich muss es mit deinem Licht nach Hause schaffen.«
    »Oh, Wurzel und Zweig .« Ich starrte ihn an und kämpfte gegen das Zittern meiner Hände an. »Darauf hast du dich eingelassen? Damit hast du bezahlt?«
    »Das hat sie verlangt«, sagte er. »Ich hatte sonst nichts.«
    »Also bist du gekommen, um Katie zu retten, ohne auch nur zu wissen, ob ich überhaupt noch am Leben bin.«
    »Und weil du mich brauchst.« Er sah mich an, eine komische Mischung aus Entschlossenheit und Hoffnung im Gesicht. »Du brauchst mich nämlich, weißt du.«
    Ich stutzte, dann nickte ich langsam. »Du hast recht: Ich brauche dich.« Ich bot ihm meine Hand. »Komm, lass uns gehen.« Nach einem Augenblick glitt seine Hand in meine und drückte meine Finger. Ich lächelte ihn an, dann wandten wir uns um und traten aus den Schatten des Waldes.
    Und blieben fassungslos stehen.
    Die Landschaft hatte sich gewandelt, aber der Wandel war nicht sichtbar gewesen, ehe wir aus dem Schutz der Bäume traten. Die Berge waren jetzt kaum noch eine halbe Meile entfernt, violett-grau glommen sie vor dem düsteren Himmel. Ich konnte sogar die groben Umrisse von Blind Michaels Hallen erkennen, die wie verlassene Häuserblocks am Fuß der Berge verstreut lagen. Sie alle schienen zerfallene Wände

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