Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
Vom Netzwerk:
»Das ist May.«
    »Sie sieht aus wie du.«
    »Wir sind so was wie verwandt.«
    »Ich wüsste nicht, dass du eine Schwester hast.«
    »Sie ist nicht meine Schwester.«
    »Und wer ist sie dann?«
    »Mein Holing.«
    Die Welt blieb stehen, als Connor mich anstarrte, wobei Schreck und Grauen darum rangen, seine Miene zu beherrschen. Schließlich brachte er kaum hörbar hervor: »Was?«
    »Sie ist mein Holing. Sie kam heute Morgen an, kurz nach deinem Anruf.«
    Er schluckte schwer, dann fragte er leise: »Hast du deshalb praktisch nichts gegessen?«
    »Ja, so in etwa.«
    »Du hättest doch was sagen können.«
    »Ich wollte es nicht wahrhaben.«
    »Das ist keine Entschuldigung.«
    »Tut mir leid. Nächstes Mal erfährst du’s als Erster, wenn der Tod vor meiner Tür aufzukreuzen beliebt.«
    Mit einem japsenden Seufzer fiel er auf die Knie. Ich trat auf ihn zu, und wir klammerten uns aneinander, als könnten wir so das Ende der Welt aufhalten, ich auf den Zehenspitzen und Connor auf den Knien. Spike lehnte sich an mich und zirpte leise, als Connor sein Gesicht in meinen Haaren vergrub und schauderte.
    »Stirb nicht«, flüsterte er. »Bitte stirb nicht … «
    Komisch – mir ging’s genauso. Ich sagte nichts, aber ich umarmte ihn und ließ mich von ihm festhalten. Das würde vielleicht nichts ändern, aber für eine kleine Weile half es.
    Nach langer Zeit ließen wir einander los. Connor stand auf und fragte: »Wo willst du jetzt hin?«
    »Ich muss die anderen Kinder heimschaffen.«
    »Ich komme mit.«
    Ich stutzte, wollte schon Einspruch erheben, zuckte dann aber die Achseln. Wenn ich sterben musste und er partout dabei sein wollte, würde ich ihn nicht daran hindern. »Na schön. Aber ich hab da noch eine Frage.«
    »Und zwar?«
    »Magst du fahren?«

Kapitel 19
    M ay verzog sich erstaunlich widerspruchslos auf den Rücksitz, nachdem sie mir in unüberhörbarem Bühnenflüsterton zugezischt hatte: »Er ist viel süßer als in meiner Erinnerung!« Connor wurde prompt knallrot. May zwinkerte ihm zu und grinste noch breiter, als sie mein finsteres Gesicht sah. Wäre sie nicht meine persönliche Verkörperung des Todes, ich hätte ihr eine gescheuert. Die Versuchung war groß.
    Connor beäugte May. »Toby … «
    »Ich weiß, Connor.« Ich stieg ein und schnallte mich an. Spike sprang auf das Armaturenbrett, zirpte und rasselte mit seinen Dornen.
    »Okay«, sagte Connor, setzte sich im Fahrersitz zurecht und griff nach dem Rückspiegel, um ihn einzustellen. Er stutzte, dann drehte er sich um und starrte ungläubig auf den Rücksitz. »Ähm, Toby? Seit wann ist dein Auto so riesig?«
    Es waren nur noch die Kinder übrig, die zu retten ich ursprünglich ausgezogen war – Jessica, Andrew und der Nachwuchs von Tybalts Hof. Die Mehrzahl schlief, aber Jessica und Raj waren wach und beäugten ihn missgelaunt.
    »Das war die Luidaeg«, sagte ich. »Wir brauchten mehr Platz.«
    »Äh, ja, das sehe ich. Wo hast du – «
    May steckte ihren Kopf zwischen uns nach vorn. »Hör mal, Großer, ich will dich ja nicht in Stress bringen oder so, aber wir haben nur begrenzt Zeit, verstehst du? Es wäre wohl besser, wir würden unsere Fahrgäste absetzen, solange Toby noch hier ist, um zu helfen.« Es fühlte sich schräg an, aber sie sagte genau das, was ich an ihrer Stelle gesagt hätte. Je rascher wir die Kinder nach Hause schafften, desto eher waren sie in Sicherheit vor der wandelnden Zeitbombe, zu der ich geworden war.
    Connor verkrampfte sich, konzentrierte sich auf das Auto und rollte ohne ein weiteres Wort vom Parkplatz. May verkrümelte sich wieder auf die Rückbank und schnallte sich an. Dann herrschte Schweigen. Mir war es recht. Wenn niemand sprach, brauchte auch ich nicht zu reden. Ich hatte nichts zu sagen.
    Wir waren auf halber Strecke nach San Francisco rein, als ich den Kopf hob, die Tränen wegblinzelte und den Hals reckte, um mich umzusehen. Ich stellte fest, dass wir uns an der Auffahrt zur Bay Bridge befanden. Connor starrte geradeaus auf die Straße, die Hände so fest ums Lenkrad gekrallt, dass die Knöchel seiner Finger weiß hervortraten. Vielleicht hatte er ja nicht gemerkt, dass ich weinte. Genau, und vielleicht war ich die Königin von Faerie. Erbost wischte ich mir unsanft die nassen Spuren von den Wangen. Verdammt. Heulen hasse ich fast so sehr wie Bluten. Beides sind Zeichen von Schwäche, und so etwas kann ich mir nicht leisten.
    Als ich die Hand sinken ließ, bemerkte ich ein Blinken im Rückspiegel und sah

Weitere Kostenlose Bücher