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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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in die Seite. »Lass das Steuer los und schnall dich an. Jetzt wird es holperig.«
    May geriet immer mehr in Panik. »Das war doch bloß ein Spiel!«
    »Na, dann tu so, als wäre das jetzt auch eins!« Alle Kinder waren jetzt hellwach, und einige begannen zu heulen. In bemüht jovialem Ton rief ich: »Hey, Kids! Wer noch nicht angeschnallt ist, holt das jetzt nach, hopp, hopp!« Sie waren schon traumatisiert genug und mussten nicht mitkriegen, wie ich mich mit meinem Holing herumstritt. Und Connor brauchte das auch nicht.
    Er gurtete sich fest und sah mich düster an. Ich langte hoch und legte eine Hand fest um den Nothaltegriff, die andere hielt ich ihm hin. Er nahm sie, und ich drückte seine Finger. »Alles wird gut.«
    »Lügnerin«, murmelte er.
    May kämpfte mit dem Lenkrad und versuchte einen Spurwechsel. Sie war viel zu zaghaft. Wir konnten von Glück sagen, wenn sie uns nicht noch vor dem Ende der Brücke schnappten. »Toby!«
    Ich reckte mich, um einen Blick auf die Reiter hinter uns zu werfen, und blaffte: »Nun fahr doch!«
    »Warum ich?«, greinte sie.
    »Weil wir alle sterben, wenn du es nicht packst!« Es lag eine gewisse Ironie darin, dass ich meinen Holing nötigte, mir das Leben zu retten, aber darüber konnte ich mich später amüsieren, wenn wir die Eskapade lebend überstanden hatten.
    May starrte mich an, dann nickte sie und trat das Gas bis zum Anschlag durch. Immerhin wusste sie, welches Pedal sie benutzen musste. Das Auto heulte auf wie ein verwundetes Tier, machte einen Satz und beschleunigte auf halsbrecherisches Tempo. Na endlich.
    Hätte ich nur den leisesten Verdacht, dass mein Fahrstil auch nur halb so mies war wie ihrer, so würde man mich nie wieder ans Steuer kriegen. May kreuzte wild über alle vier Fahrspuren und fädelte sich zwischen Wagen hindurch, die uns durch den Sieh-nicht-her-Zauber der Luidaeg nicht sehen konnten und sich also unserer Gegenwart gar nicht bewusst waren. Was ganz gut war, denn wenn sie uns bemerkt hätten, wären wir Ursache von mehr als nur ein paar Unfällen geworden. Die Kinder schrien immer lauter. Ich konnte das gut verstehen.
    Connor zog seine Hand aus meiner, legte sie sich vors Gesicht und kniff beide Augen zu. Ich starrte ihn herausfordernd an und tat, als müsste ich mich nicht aus nackter Panik an Spike klammern. »Feigling.«
    »Und wenn schon«, murmelte er, ohne aufzusehen. Ich seufzte. Na schön, wenn er unbedingt so sein wollte, konnte er mir den Buckel runterrutschen. Ich spähte in den Rückspiegel, um nach den Reitern Ausschau zu halten, und lächelte unwillkürlich. Mein Plan funktionierte. Zwar waren sie immer noch hinter uns her, aber unser Vorsprung vergrößerte sich zusehends, weil Mays Fahrweise zu unvorhersehbar war, um dicht an uns dranzubleiben. Autofahrer – sogar Fae-Autofahrer – befolgen gewöhnlich die Verkehrsregeln, und sei es nur aus Selbsterhaltungstrieb. May hingegen … tja, May tat das eben nicht.
    Ich kann Auto fahren, seit ich für Devin gearbeitet habe, und May wusste alles, was ich wusste. Das Problem ist, einem Chirurgen im Fernsehen zuzusehen macht einen noch lange nicht zum fähigen Arzt. Es bewirkt nur, dass man weiß, wie eine Operation aussieht. May hatte nicht mein motorisches Gedächtnis. Sie hatte bislang nur ein einziges Mal einen Wagen gelenkt, nämlich auf der vergleichsweise einfachen Fahrt vom Wohnort der Luidaeg nach Schattenhügel. Selbst da hatte sie eine verhängnisvolle Neigung an den Tag gelegt, Einbahnstraßen in Gegenrichtung entlangzubrausen, Ampelphasen vollständig zu ignorieren und den Gehweg als zusätzliche Fahrspur zu missbrauchen. Und jetzt …
    Hier auf dem offenen Highway ließ sie die Zügel schießen und kitzelte den inneren Formel-1-Rennfahrer aus sich heraus. Hinzu kam, dass sie keine Ahnung hatte, wie man seine Geschwindigkeit kontrollierte, also hielt sie es mit dem Motto: »Hol raus, was der Motor hergibt.« Das Gebrüll der Kinder ebbte ab, als sie staunend aus dem Fenster schauten. Sie hatten mit Sicherheit noch nie in einem Wagen gesessen, der die Naturgesetze zu brechen versuchte. Meine Hauptsorge war im Augenblick, dass sie erlebten, wie eine Massenkarambolage von einem Dutzend Autos aussah – von ganz unten betrachtet.
    Andrew drückte seine Nase an die Scheibe und beobachtete, wie die Reiter Anlauf nahmen, um den Abstand zwischen uns wieder zu verringern. »Guck mal, Tante Birdie, die Männer werden schneller.«
    »Das ist schön, Andy«, sagte ich und ließ endlich

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