Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
Vom Netzwerk:
Connor fuhr wie ein altes Großmütterchen, das Angst hat, etwas kaputt zu machen. Was also tut man, wenn man mit einem Auto voller Kinder auf einer Brücke festhängt?
    »Bei Titanias Zähnen «, zischte ich ergrimmt.
    »Hä?« May steckte ihren Kopf zwischen den Sitzen hindurch nach vorn und ignorierte Spikes Fauchen. »Könntest du mal Ruhe geben? Hier hinten versuchen Kinder zu schlafen.«
    »Sei still, May. Wir werden gejagt.«
    »Im Ernst?« Sie drehte sich um und spähte durch die Heckscheibe. »Wow, tatsächlich. Huhu!« Sie winkte unseren Verfolgern zu und strahlte. »Hallo, Ju-hungs!«
    Andrew zog den Daumen aus dem Mund und knirschte: »So’n Krach!«
    Ich pflichtete ihm stillschweigend bei. »Was treibst du denn?« Ich schnappte ihren Arm und zerrte ihn nach unten. Die Kinder rührten sich, einige rieben sich die Augen und stießen kleine Grunzlaute aus. »Die sind hinter uns her!«
    »Ja, ich weiß – ist das nicht stark? Das ist das erste Mal, dass ich eine Verfolgungsjagd erlebe!« Sie lehnte sich vergnügt auf ihre Ellbogen und strahlte immer noch. »Was passiert, wenn sie uns kriegen?«
    »Dann sterben wir!«, blaffte ich. »Halt die Klappe und lass mich nachdenken.«
    »Bitte sehr.« May verschränkte die Arme vor der Brust und schmollte. »Ich darf nicht winken, ich darf nicht fahren, ich darf gar nichts. Wieso mache ich mir überhaupt die Mühe, mich hier mit dir … «
    Ich starrte sie an. »Was hast du gerade gesagt?«
    Sie blinzelte. »Wieso mache ich mir überhaupt die Mühe, mich hier mit dir abzuplagen? Ich hab wirklich nicht den leisesten Schimmer.«
    »Nein! Davor!« Spike untermalte meine Worte mit aufgeregtem Jaulen. Ich packte ihn und drückte ihn an mich, ohne auf die Dornen zu achten. »Spike, sei still.«
    »Toby?«, mischte sich nun auch noch Connor ein. »Sie holen auf.«
    May und ich blickten ihn gleichzeitig an und sagten im Chor: »Halt die Klappe, Connor.« Es ist immer nett, Verstärkung zu haben. Nach einer kleinen Pause fügte ich hinzu: »Und fahr schneller.« Ein Versuch konnte nicht schaden.
    Connor trat das Gaspedal durch. Der Wagen beschleunigte rasant. Ich warf einen Blick in den Rückspiegel und erschrak. Blind Michaels Truppen kamen immer noch näher. Aber sie waren schließlich auch nicht abhängig von so albernem Kleinkram wie Benzin oder Verbrennungsmotoren. Sie hatten ja ihre magischen Rösser.
    »Nächstes Mal besorge ich mir ein magisches Pferd«, knurrte ich und drehte mich wieder zu May um. »Du hast gesagt, du darfst nicht fahren.«
    »Na ja, du lässt mich ja nicht! Dafür hast du dir ja den Selkie mitgebracht. Weil du mir nicht traust.«
    »Nein, den Selkie hab ich mitgebracht, weil du eine grauenhafte Autofahrerin bist.« Ich entschied, die Vertrauensfrage vorerst beiseitezulassen. Sie war schließlich die leibhaftige Verkörperung meines Todes – wenn sie allen Ernstes erwartete, dass ich ihr vertraute, hatte sie entschieden einen Dachschaden. »Du erinnerst dich doch an alles, was ich je getan habe, oder?«
    »Ja, ja, ja. Was soll’s?«
    »Weißt du noch, wie sich der Kerl mit der Knarre in mein Auto geschlichen hatte?«
    Sie blinzelte. »Klar. Warum?«
    »Meinst du, du würdest das noch mal hinkriegen?«
    »Was denn?«
    »So zu fahren.«
    Es gab eine Pause, als ihr aufging, was ich meinte. Dann zeterte sie: »Ich hab keinen Schimmer, wie man es anstellt, so zu fahren! Ich bin nicht mehr du!«
    »Dann lern es«, versetzte ich und presste mich gegen die Tür. Spike, der an meine Brust gedrückt war, quietschte protestierend. »Still, Spike. Connor, halt den Fuß auf dem Gas und rutsch hier rüber. May, schieb deinen Hintern auf den Fahrersitz.«
    »Was? Wieso?«
    »Toby, das ist keine gute Idee – «
    »Los jetzt. Alle beide. May fährt jetzt.«
    Sie wandten sich mir zu und fragten: »Warum denn das?«
    »Weil sie fährt wie eine gesengte Sau! Nun macht endlich, bevor ich mir das Lenkrad schnappe und es selber tue!«
    Ich hatte nicht angenommen, dass es eine sonderlich wirkungsvolle Drohung war, selbst zu fahren, aber da hatte ich mich wohl getäuscht. Connor löste seinen Gurt, rutschte rüber auf den Beifahrersitz und quetschte mich gegen die Tür, bis es mir gelang, mich abzuschnallen, herauszuwinden und auf sein Knie zu klettern. Er ließ die Hände am Steuer, bis May über die Rücklehne gekrabbelt war und das Lenkrad packte. Dann brüllte sie: »Was jetzt?«
    »Du bist doch vorhin auch gefahren! Los, fahr!« Ich stieß Connor meinen Ellbogen

Weitere Kostenlose Bücher