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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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sah mich an und lächelte traurig. »Was ich immer war: Luna Torquill, Herzogin von Schattenhügel. Ich bin eine Kitsune, auch wenn ich vielleicht ein paar … ungewöhnliche Eigenschaften mehr habe als andere. Und ich bin auch die Tochter meiner Mutter, aber ich bin nicht so stark, wie sie mich in Erinnerung hat. Viel von meiner Kraft ist gebunden, damit ich bleibe, wie ich bin.«
    »Was wart Ihr?«
    »Etwas anderes, als die Welt noch jünger war und mehr Platz für Rosen bot.«
    »Ach«, sagte ich. Und was noch? Es ergab Sinn, so wie alles in Faerie Sinn ergibt: Verdreht und auf den Kopf gestellt, als schaute man in einen Unterwasserspiegel.
    Luna hob die verletzte Hand und betrachtete sie. »Ich habe es mich etwas kosten lassen, dass ich blute, wenn mich etwas sticht. Mutter versteht das nicht, und ich kann es ihr nicht verdenken. Es liegt nicht in ihrer Natur.«
    »Was liegt nicht in ihrer Natur?«
    »Bluten.« Sie ballte die Hand zur Faust.
    Schaudernd sah ich sie an. »Und was jetzt?«
    »Jetzt bringst du den Rest deiner Kinder nach Hause.« Sie lächelte matt. »Sylvester und ich, wir … wir werden uns aussöhnen. Für die Kinder, die hierbleiben, tun wir, was in unserer Macht steht, auch für Quentins Feinsliebchen. Es muss ein Mittel geben, mit dem sich entschärfen lässt, was Vater ihr angetan hat. Ein Bann kann immer gebrochen werden.«
    »Gut«, sagte ich. »Ich bin so bald wie möglich zurück.«
    »Bist du da sicher?« Ihr Lächeln verschwand. »Mein Vater kennt deinen Namen, und du hast dir den Tod als Chauffeur erwählt. Sie ist bestimmt ein süßer Tod, der dein Gesicht aufs Vorteilhafteste trägt, doch sie bedeutet immer noch Tod. Ich bedauere tief, mit ein Grund dafür zu sein, dass sie hier ist – aber wenn du wirklich zurückkämst, wäre das ein Wunder.«
    »Ich komme wieder.«
    »Wie du meinst.« Sie senkte den Blick und sah zu, wie das Blut an ihren Fingern hinabrann. »Du solltest aufbrechen. Der Tag geht zur Neige.«
    Ich merkte, dass ich verabschiedet war. Also verbeugte ich mich stumm und wandte mich zur Tür. Trotz der Wärme im Saal zitterte ich. Nichts war, wie es sein sollte. Ich war mir nicht mal mehr sicher, dass ich noch wusste, wer Luna war. Ganz gewiss wusste ich nicht, wer ich selbst war, und nun sollte ich auch noch sterben. Diese Woche wurde einfach immer besser.
    Ich trat zurück in die menschliche Welt, schloss kurz die Augen, als die Tür hinter mir zuschwang, und versuchte mich zu ankern. Der Schock des Übertritts ist unvermeidlich, wenn wir zwischen den Welten wechseln, noch eine Konsequenz dessen, dass wir sind, was wir sind.
    Irgendwie war ich nicht sonderlich überrascht, als ich hinter mir eine vertraute Stimme vernahm, die jetzt verwundert und ein bisschen ängstlich klang. Es war eben so eine Woche. »Das warst du gar nicht, stimmt’s?« Ich machte die Augen auf und drehte mich zu Connor um. Er starrte mich an. »Ich hab dein Auto gesehen, und du saßest drin, aber du hast einfach durch mich durchgeguckt. Ich dachte schon, du wärst verrückt geworden, aber so ist es nicht, oder? Du warst das gar nicht.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.« Oh, so eine raffinierte Lüge.
    »Na klar. Toby.«
    »Warum nennen Sie mich so?« Meine Stimme klang sogar in meinen eigenen Ohren kindlich und schrill.
    Er schüttelte den Kopf und kam auf mich zu. »Hast du gedacht, ein paar Jahre jünger würde ich dich nicht erkennen?«
    »Irgendwie hab ich das wohl gehofft«, ich ließ den Kopf hängen.
    »Lahmer Versuch. Ich kannte dich als Kind, schon vergessen? Du hast mich im Gartenteich deiner Mama zu ertränken versucht und warst mächtig sauer, als ich nicht ersoff. Ich habe Stunden damit verbracht, dir zuzusehen, wie du im Heckenlabyrinth Pixies gejagt hast. Ich kenne dich, October Daye, und du kannst dich vor mir nicht verstecken.« Er hielt inne. »Mir tut nur leid, dass du es für nötig hältst. Ich begreife nicht, wieso.«
    »So ist es gar nicht«, protestierte ich. Mir war leicht schwindelig. Niemand sollte mich dermaßen gut kennen. »Das hier ist unfreiwillig. Die Luidaeg hat mich so gemacht.«
    Seine Augen weiteten sich beim Klang ihres Namens. »Warum?«
    »Sie hielt es für nötig.« Wenn er Einzelheiten wollte, musste er sie mir schon aus der Nase ziehen. Mir war nicht nach Offenherzigkeit.
    »Verstehe.« Er sah mich an und beschloss offenbar, lieber nicht nachzuhaken. Kluger Junge. »Und wer ist das Abziehbild in deinem Wagen?«
    Keine halben Sachen jetzt.

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