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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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Spike los. Er kletterte über die Sitzlehne und rollte sich auf Jessicas Schoß zusammen. Sie war die Einzige, die noch schlief. Ich hoffte, dass das so blieb. Da all das Geschrei sie nicht geweckt hatte, standen die Chancen dafür gar nicht so schlecht.
    »Sie verfolgen uns.«
    »Ja, das stimmt.« Und sie schlossen auf, sogar ziemlich schnell, schlängelten sich in einem Tempo durch den strömenden Verkehr, bei dem mein kleiner VW nicht mithalten konnte. Ich ging innerlich alle Möglichkeiten durch und musste feststellen, dass uns keine blieb. Wir konnten nirgendwohin. Wir mussten sie abschütteln, oder wir gingen alle drauf.
    Andrew drehte sich um und sah mich stirnrunzelnd an. »Warum?«
    »Weil sie wütend auf mich sind, Liebling. Und jetzt halt dich gut fest, ja?«
    Er lächelte mich an und nickte. »Okay.« Ich liebe Kinder. Sie sind anpassungsfähig ohne Ende und lange nicht so zerbrechlich, wie wir immer denken.
    Mein Holing schlug sich bei Weitem nicht so gut. Mit entsetzlich kreischenden Reifen schlingerte sie zwischen zwei Trucks hindurch und quäkte: »Mache ich alles richtig?«
    »Du machst das prima! Fahr einfach weiter!« Es bestand durchaus die Gefahr, dass sie uns alle umbringen würde, aber Blind Michaels Männer bereiteten mir erheblich mehr Sorge. Sie waren nicht von der Sorte, die lange fackelt oder gar verhandelt, wenn sie ihre Beute zu fassen kriegt. Möglicherweise ließen sie sich darauf ein, uns gleich die Köpfe abzuhacken und sie als Trophäen mit nach Hause zu nehmen, statt uns erst ausgiebig zu foltern, aber mehr Entgegenkommen durften wir nicht erwarten.
    »Tante Birdie? Was ist denn los?«
    Beim Klang von Jessicas Stimme zuckte ich unwillkürlich zusammen. »Halt durch, Engelchen. Wir sind auf dem Weg nach Hause.«
    »Tante Birdie – «
    »Jetzt nicht, Schätzchen!«
    »Die Brücke endet gleich, die Brücke endet gleich!«, kreischte May und lehnte sich mit aller Kraft aufs Gaspedal. Der Wagen wurde noch schneller. Ich hatte nicht geglaubt, dass das noch möglich war. »Was soll ich denn jetzt tun ?«
    »Nimm die erste Ausfahrt!« Ich drehte mich nach vorn, stemmte die Hände gegen das Armaturenbrett und spähte durch die Windschutzscheibe. »Nach rechts und auf die Lagerhäuser zu, sobald du von der Brücke runterkommst!«
    May nickte und fiel beinahe seitwärts um, als sie das Lenkrad nach rechts riss. Das Auto machte nicht mit, und ich konnte es ihm nicht verdenken – wenn sie versucht hätte, mich so zu steuern, hätte ich auch die Zusammenarbeit verweigert. Connor winselte leise und kniff die Augen noch fester zu, als wir schlingernd von der Brücke schossen und die Straße hinabrasten, wobei wir nur um Haaresbreite dem Zusammenprall mit einem Pendlerbus entgingen. Fünf von den dunklen Reitern schafften den Kurswechsel und folgten uns, die anderen beiden hingen im Verkehr fest, verpassten die Abfahrt und schossen weiter geradeaus die Brücke entlang.
    »Zwei weniger!«, jubelte ich. »Jetzt die erste rechts und dann Vollgas!« Ich drehte mich um und knuffte Connor. »Los, such nach was zum Schmeißen!«
    Er nahm die Hände vom Gesicht und glotzte mich an. »Was?«
    »Such nach Sachen zum Rauswerfen. Klamotten. Dosen. Egal was.«
    »Warum?«
    »Zur Ablenkung!« Der Rest meiner Erklärung ging unter, als May die Kreuzung erreichte und, ohne zu bremsen, um die Kurve jagte. Für einen Moment fühlte es sich an, als würde sich der Wagen überschlagen. Dann plumpste ich auf Connors Knie zurück und vernahm von hinten einen vielstimmigen Chor aus Gekicher und Gejuchze. Immerhin hatten einige von uns Spaß an dieser Fahrt. Ich wandte den Blick wieder zur Windschutzscheibe und verschluckte mich fast. Wir rasten frontal auf eine Mauer zu, und May bremste nicht ab. Ich rang nach Luft und kreischte: »Wenden! Wenden! Wenden!«
    Sie drehte sich zu mir und blinzelte verblüfft, ohne den Fuß vom Gas zu nehmen. »Was?«
    Einstimmig brüllten Connor und ich: »Guck auf die Straße!«
    »Okay … « May zuckte die Achseln, sah nach vorn und schrie entsetzt auf. »Toby, da ist eine Mauer!«
    Überraschung! Ich hämmerte mit beiden Fäusten gegen das Armaturenbrett und brüllte: »Wende! Du musst wenden!«
    Diesmal drang ich durch. Krampfhaft riss sie am Lenkrad und katapultierte uns in einen grässlich quietschenden Schleuderkurs um die eigene Achse. Andrew purzelte vom Fenster weg, wurde aus seinem Gurt gerissen und prallte gegen Raj. Beide landeten ineinander verknäuelt auf einer der

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