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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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lahm.
    »Für die Fahrt schon, aber nicht für die Reinigung, die ich durchführen muss, nachdem ich Sie abgesetzt habe.« Er sah mich über den Innenspiegel an. »Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, Sie sollten sich den Vorschlag mit dem Krankenhaus doch noch mal durch den Kopf gehen lassen.«
    »Werd darüber nachdenken«, sagte ich, sackte auf den Sitz zurück und schloss die Augen. »Ich habe meine Geldbörse nicht dabei.« Ich fand sie nirgendwo, weil ich sie im Auto zurückgelassen hatte, als ich geflüchtet war. »Wenn Sie mich zur Tür begleiten, kann ich Sie für die Reinigung bezahlen.« Wenn er mich zur Tür begleitete, würde ich mit Sicherheit dort ankommen.
    »Abgemacht«, willigte er ein.
    Der Rest der Fahrt verlief schweigend.
    In meiner Siedlung rollte er auf einen der Besucherparkplätze vor dem Büro des Verwalters, stellte den Motor ab und kam zu meiner Tür, um sie für mich zu öffnen, bevor ich mein steifer werdendes Bein dazu überreden konnte, sich zu bewegen. »Kommen Sie«, sagte er barsch und bot mir seinen Arm an. »Allein schaffen Sie das nicht.«
    Ich bedachte ihn mit einem verwunderten Blick und bemerkte endlich den Schimmer der menschlichen Tarnung, die ihn umgab. Er lächelte belustigt.
    »Was ist? Noch nie einen Taxifahrer gesehen?«
    »Ist schon eine Weile her«, gab ich zurück und bediente mich seines Ellbogens, um mich aus dem Wagen zu hieven. Als ich aufstand, wog ich unwillkürlich die Zusammensetzung seines Blutes ab und entspannte mich. Brückentroll. Das sind große, friedliebende und zuverlässige Leute, die ihre Pflichte n – auch so kleine wie das Begleiten einer Frau zu ihrer Tür, um bezahlt zu werde n – durchaus ernst nehmen.
    Wir sprachen nicht miteinander, als er mir auf dem Weg zu meiner Wohnung half. Ich blieb stehen, sobald meine Tür zu sehen war, und wäre um ein Haar gestolpert.
    »He, vorsichtig«, ermahnte er mich, als seine große Hand an meine Schulter wanderte, um mich zu stützen. Argwöhnisch schaute er zu meiner Veranda. »Ist der Kerl ein Freund von Ihnen?«
    »Ja«, sagte ich, als mich Erleichterung durchströmte. »Ist er.«
    Zum zweiten Mal binnen weniger als einer Woche erwartete mich jemand auf meiner Schwelle. Devin schaute auf, als er unsere Stimmen hörte, dann sprang er auf die Beine und kam regelrecht auf uns zugerannt.
    »Toby!« Ohne dem Taxifahrer die geringste Beachtung zu schenken, legte er mir die Hände auf die Schultern und riss mich an sich. Ich zischte, als er den Wickel berührte, und die Welt wurde ganz kurz weiß vor Schmerz. »Oh, Wurzel und Zweig, Julie hat schon gesagt, es sei schlimm, aber ich hatte ja keine Ahnun g … «
    »Julie?«, stieß ich hervor, während der Taxifahrer gleichzeitig überrascht rief: »Toby?«
    Sowohl Devin als auch ich starrten ihn an. Das war aber ganz in Ordnung, da er mich ebenfalls anstarrte.
    »Toby?«, wiederholte er. »Wie in October Daye?«
    »Traurigerweise ja«, bestätigte ich und blinzelte, als Verwirrung die Oberhand über die Schmerzen in meinem Oberschenkel und meiner Schulter gewann. »Kennen wir uns?«
    »Nein, aber Sie haben meiner kleinen Schwester mal vor etwa siebzehn Jahren aus einer brenzligen Lage geholfen.« Er grinste und entblößte dadurch Zähne, die nicht einmal ein Trugbann als etwas anderes als Brocken schartigen Steins erscheinen lassen konnte. »Vergessen Sie, was ich über die Polsterung gesagt habe, ja? Ich will Ihr Geld nicht. Ich kenne da einen Bannick, der so was ohnehin fast umsonst macht. Brauchen Sie mal ein Taxi, rufen Sie einfach an und fragen nach Danny. Ist das Mindeste, was ich tun kann.« Er verstummte kurz, bevor er beinah schüchtern hinzufügte: »Schön zu sehen, dass Sie wieder im Geschäft sind. Dieses Königreich braucht mehr Leute wie Sie.« Damit ging er, lief rasch den Pfad entlang zurück und ließ mich an Devin gestützt nachdenklich hinter ihm herstarren.
    »Das war eigenartig«, sagte ich schließlich.
    »Eigenartig interessiert mich nicht.« Devins Tonfall war scharf. »Mich interessiert nur, dich hineinzuschaffen und mir diese Wunden anzusehen. Was hast du gemacht, Toby?«
    »Oh, das Übliche«, gab ich zurück und ließ mich von ihm zur Eingangstür führen. »Hab meinen Wagen zu Schrott gefahren. Wurde angeschossen. Zweimal. Mit Eisenkugeln. Hab ’ne Menge Blut verloren. Lily ist es zwar gelungen, mir einen Großteil davon zurückzugeben, aber das war, bevor ich zum zweiten Mal angeschossen wurd e … « Die Welt drehte

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