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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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sich. Ich stützte mich auf Devins Arm. Das war ein vertrautes Gefühl: schwindlig vor Blutverlust, gestützt auf Devin.
    »Wenn du dich einmal entschließt, zu deiner Arbeit zurückzukehren, machst du keine halben Sachen, was?«
    Darauf wusste ich nichts zu erwidern. Stattdessen stolperte ich. Devin fing mich auf und trug mich in meine Wohnung. Irgendwie erschien mir das falsch zu sein. Stirnrunzelnd fragte ich: »Hatte ich die Tür nicht abgeschlossen?«
    »Pst. Doch, hattest du, aber immerhin war ich es, der dir beigebracht hat, Schlösser zu knacken. Schon vergessen?« Er legte mich auf die Couch. »Runter mit der Hose.«
    »Du bist ein unverbesserlicher Romantiker, was?« Ich zog die Pistole unter dem Hosenbund hervor und beugte mich zur Seite, um sie auf den Kaffeetisch zu legen. Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte, war, mich selbst anzuschießen.
    »Nachdem Julie angerufen hatte, dachte ich, es könnten vielleicht heldenhafte Maßnahmen nötig sein.« Devin hob eine große schwarze Kiste auf und schüttelte sie in meine Richtung. »Ich hab den Erste-Hilfe-Kasten mitgebracht.«
    In Devins Branche herrschte ein rauer Wind, der Heiler nicht unbedingt anzog. Infolgedessen besaß er selbst einiges an Erfahrung mit Heiltränken, -zaubern, -salben und allem, was noch dazu dienen konnte, einen Körper schneller wieder zusammenzuflicken, als es die Natur aus eigener Kraft vermochte. Heiltränke fordern ihren Tribut, aber wenn man in so großer Not ist, dass man sie braucht, empfindet man es immer als gerechten Handel.
    Normalerweise hätte mich der Anblick des Kastens mit uneingeschränkter Freude erfüllt. Diesmal jedoch gab es ein kleines Problem. »Eisenkugeln, Devin«, sagte ich und schloss die Augen. »Du wirst keinen Zauber haben, der eine Eisenvergiftung behandeln kann.«
    »Mag sein, aber ich kann mich zumindest um den Blutverlust und die Fleischwunden kümmern«, erwiderte er. Ich spürte, wie seine Finger den Knopf meiner Jeans öffneten, während er sich hinkniete. »Du kannst niemandem etwas nützen, wenn du tot bist.«
    »Darüber könnte man streiten«, entgegnete ich, erschlaffte und ließ ihn arbeiten.
    Devin zischte, als er meine Jeans zurückschob. »Was hast du vor, dagegen zu unternehmen? Es wegwünschen?«
    »Keine Ahnung. Glaubst du denn, das würde funktionieren?«
    »Höchstens, wenn du einen Dschinn im Schrank versteckt hast.« Der durchdringende Geruch von Desinfektionsmittel stieg mir in die Nase, und ich spürte, wie er begann, das Blut abzuwischen.
    »Als ich zuletzt nachgesehen habe, hatte ich noch keinen.« Ich öffnete die Augen und sah hinunter.
    Auf den ersten Blick schien es gar nicht so schlimm zu sein. Es war ein glatter Durchschuss gewesen. Die Kugel hatte ein kleines, fast ebenmäßiges Loch an der Vorderseite meines Oberschenkels hinterlassen. Rings um die Austrittswunde musste der Schaden größer sein. Ich konnte sie zwar nicht sehen, aber ich fühlte die ausgefransten Ränder der Muskeln, die dort aneinanderschabten. Als Devin das Blut beseitigte, kamen dünne rot-weiße Linien zum Vorschein, die wie Vorboten einer Infektion von der Wunde ausstrahlten. Das war die eigentliche Gefahr. Nicht der Blutverlust, nicht die Verletzung, sondern das Eisen.
    »Hast du versucht, einen Trugbann zu weben, seit du angeschossen wurdest?«, fragte Devin, während er mit nach wie vor gesenktem Kopf weiter an meinem Bein arbeitete.
    »Ich habe das Mädchen, das am Tor arbeitet, mit einem Verwirrungsbann belegt«, antwortete ich. Allmählich wurde mir durch den Anblick von so viel Blut ein wenig übel. Wie viel Blut fließt überhaupt in einem Körper? Und wie viel kann man sich leisten zu verlieren?
    »Und nach dem zweiten Mal?«
    Ich zögerte. Tybalt hatte mich in Richtung des Taxis geschoben, mein Haar hatte meine Ohren bedeck t … »Nein«, gestand ich. Meine Augen weiteten sich. »Bei Maeves Zähnen, Devin, ich bin gerade ohne Tarnzauber an mir mit einem Taxi gefahren! Was, wenn der Fahrer ein Mensch gewesen wäre?«
    »Er hätte dich für einen Comicfan auf dem Weg nach Hause von irgendeiner Veranstaltung gehalten«, antwortete Devin rasch. »Die Menschen ignorieren mehr, als du glaubst. Kannst du versuchen, einen Trugbann zu weben? Nur einen kleinen? Ich will sehen, ob du es kannst.«
    »Sicher«, sagte ich und fuhr mit den Fingern der linken Hand in der Absicht durch die Luft, Schatten einzusammeln, mit denen ich arbeiten konnte. Ich erwischte aber nichts. Meine Magie, die

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