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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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ohnedies stets nur zögernd auf meine Befehle reagierte, rührte sich diesmal überhaupt nicht.
    Mir wurde kalt.
    »Devi n … «
    »Eisenvergiftung. Du kannst von Glück sagen, dass es ein glatter Durchschuss war, andernfalls wärst du inzwischen tot«, unterbrach er mich, griff in den Erste-Hilfe-Kasten und holte eine Flasche mit grünem Inhalt daraus hervor. »Trink das. Es sollte gegen das Schwindelgefühl wirken.«
    »Will ich wissen, wo du das gekauft hast?«, fragte ich und nahm die Flasche entgegen. Die Flüssigkeit im Inneren roch nach Wasabi und Ananas.
    »Wahrscheinlich nicht«, räumte er ein und schmierte eine dicke violette Creme um die Wunde an meinem Oberschenkel. Angesichts des Brennens biss ich die Zähne zusammen. Die Creme zog in meine Haut ein und hinterließ eine betäubende Kühle. »Versuch, dich nicht noch mal anschießen zu lassen. Du kannst diesen Monat nur eine Dosis bekommen.«
    Ich betrachtete die Flasche mit neuem Respekt. »Was passiert sonst?«
    »Du schmilzt.«
    »Alles klar.« Die Flüssigkeit schmeckte so, wie sie roch, und kribbelte den gesamten Weg in den Magen hinab. Ich gab Devin die Flasche zurück. Es überraschte mich wenig, dass mein Schwindelgefühl bereits verschwunden war. »Eine Eisenvergiftung also. Wie lange muss ich mich jetzt ausschließlich auf meinen Verstand verlassen?«
    »Ein paar Tage. Du musst dich zwar gegen eine Infektion schützen, aber du wirst es überleben.« Er bedachte meinen Oberschenkel mit einem kritischen Blick. »Das sollte genäht werden. Du kannst es selber tun, oder ich kann es für dich machen. Was immer dir lieber ist.«
    »Nur zu«, antwortete ich und schloss die Augen wieder. »Du hast mehr Übung.«
    »Du hättest bleiben sollen, statt loszurennen, um mit den Reinblütlern zu spielen«, schalt er mich milde, um mich davon abzulenken, wie die Nadel durch mein Fleisch stach. »Ich hab dir ja gesagt, dass dich das verweichlichen würde.«
    »Ich wollte mal sehen, wie das ist«, entgegnete ich, grub die Finger in die Kissen und zwang mich, still zu halten. Was nicht leicht war.
    »Und dein Fazit?«
    »War ganz nett. Solltest du mal versuchen.«
    »Werd ich mir merken.« Er drückte die Ränder der Wunde zusammen, um sie vernähen zu können. Nach fünf Stichen zog er die Hand allerdings zurück. »Du musst dich auf den Bauch drehen, damit ich mir die Rückseite vornehmen kann.«
    »Bekomme ich einen Lolli, wenn du fertig bist?«, fragte ich und rutschte zur Seite, damit ich mich auf der Couch herumdrehen konnte. Die Augen hielt ich geschlossen. »Ich mag die mit Traubengeschmack.«
    »Pst«, forderte er mich auf und machte sich wieder an die Arbeit. Zuerst die Creme, dann das scharfe Stechen der Nadel und das Gefühl, wie der Faden das Fleisch zusammenzog. »Ist es all das wirklich wert, diejenige zu sein, die Evenings Mörder findet, Toby?«
    »Sie war auch deine Freundin.«
    »Sie war eine Adlige. Haben wir dafür nicht eine Königin?« Ein Anflug von Verbitterung schlich sich in seinen Tonfall, als er die letzten Stiche anbrachte. »Soll sich der Adel doch selbst um seinesgleichen kümmern. Schaff deinen Hintern aus der Schusslinie.«
    »Geht nicht.«
    Er seufzte. »Du warst schon immer eine sture kleine Närrin.«
    Ich hob den Kopf, sah über die Schulter zurück und lächelte ihn an. »Ich habe von den Besten gelernt.«
    »Das hast du wohl«, pflichtete er mir bei, streckte die Hand aus und ergriff mit den Fingern mein Kinn. »Ich war kein besonders guter Lehrer.«
    »Du warst gut genug«, entgegnete ich. Er rückte beiseite, damit ich mich hochstemmen konnte, behielt mein Kinn jedoch zwischen den Fingern. »Immerhin lebe ich noch, oder?«
    »Ja, aber wie lange noch, wenn du so weitermachst?« Devin kniete nach wie vor. Der Erste-Hilfe-Kasten stand offen neben ihm. »Ich will, dass du aus dieser Geschichte aussteigst.«
    »Das geht nicht«, entgegnete ich leise.
    Die Gelegenheit, Devin außerhalb seines sorgsam eingerichteten Büros zu sehen, bot sich nicht oft. Sein Haar war zerzaust und hing ihm halb über ein Auge. Ich streckte die Finger aus, um die Strähne beiseitezuwischen. Mit ernster Miene fing er meine Hand ab.
    »Lass mich nicht betteln, Toby. Bitte. Lass die Finger von dieser Sache. Soll sich doch der Hof der Königin darum kümmern.« Er drückte meine Hand. »Du bist gerade erst zu mir zurückgekommen. Ich bin nicht bereit, dich wieder gehen zu lassen.«
    »Ich habe nie gesagt, das s … «
    »Das brauchtest du auch nicht.

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