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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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wieder in die Hosentaschen. »Können wir uns vorerst darauf konzentrieren, herauszufinden, wer all das angerichtet hat, bevor diejenigen beschließen, es erneut zu versuchen?«
    Er nickte etwas zögernd und ließ die Hände an den Seiten niedersinken. Ich verspürte einen Anflug von Erleichterung, vermischt mit Bedauern, und holte langsam und tief Luft. Bei Oberons Knochen, was hatte ich mir nur gedacht?
    Ich warf einen Seitenblick in seine Richtung. Er betrachtete eine der Schnitzereien an der Wand und achtete darauf, mich nicht anzusehen. Die Antwort war einfach: Ich hatte mir überhaupt nichts gedacht, sondern einfach reagiert. Ich liebte ihn nicht, allerdings hatte es einmal eine Zeit gegeben, da war das vielleicht anders gewesen, und das genügte schon, um mich weiterzutreiben. Ich brauchte es einfach, gebraucht zu werden. Aber dies war nicht der richtige Weg.
    »Toby?«
    »Ja?«
    »Wonach suchst du?«
    Sein Tonfall verriet mir, dass er weitermachen wollte. Ich nutzte die Gelegenheit. »Ich weiß nich t – irgendetwas Nützliches. Antworten vielleicht.«
    »Sind Antworten in der Regel so einfach zu finden?«
    »Nach einer Woche, wie ich sie hinter mir habe, schuldet mir die Welt ein paar einfache Antworten.«
    »Und hast du schon welche gefunden?«
    Das war ein Anwärter für die Liste der dümmsten Fragen. »Noch nicht. Nur einige leere Flure und dich.« Ich drehte mich im Kreis und ließ den Blick suchend durch den Raum wandern. In den Ecken hielten sich trotz der eingeschalteten Lichter hartnäckig Schatten. Es gab keine Leichen, und der Geist von Hamlets Vater würde wahrscheinlich auch nicht erscheinen, trotzdem war es schlimm genug. Beinah glaubte ich, aus dem mittleren Flur leise Geräusche zu vernehmen.
    »Willkommen in den verwunschenen Hallen von Helsingør«, murmelte ich.
    Connor sah mich an. »Was war das?«
    »Shakespeare.«
    »Warum?«
    Ich schwieg, und in der Stille des Augenblicks hörte ich die Geräusche aus dem Flur erneut. Sie waren echt und wurden lauter. »Bist du allein gekommen?«
    »Was?« Er blinzelte. »Natürlich. Wen hätte ich denn mitbringen sollen? Sylvester lässt von seinen Leuten jeden Ort überprüfen, den du aufgesucht haben könntest.«
    »Verstehe.« Ich wich zurück. Wer auch immer sich da den Flur entlang näherte, verhielt sich viel zu leise, um Manuel oder Dare sein zu können. »Ich will jetzt nicht schwarzmalerisch oder so erscheinen, aber zurzeit versucht man, mich umzubringen. Das bedeutet, es ist vielleicht nicht der beste Plan, hierzubleiben.«
    »Was?«
    Aus der Richtung des Flurs ertönte ein unverkennbares Klicken. Es ist schwierig, den Laut einer Patrone nicht zu erkennen, die in die Kammer gleitet, vor allem, wenn gerade jemand beschlossen hat, dass es großen Spaß bereitet, auf einen zu schießen. Also ergriff ich sofort Connors Hand, rannte zur nächstbesten Tür und zischte: »Lauf!«
    Aus dem Flur drang ein gedämpftes Knurren, gefolgt von rennenden Schritten. Manchmal hasse ich es, recht zu haben.
    Die Tür wollte sich nicht öffnen lassen. Ich riss den Schlüssel aus meiner Tasche, drückte ihn gegen das Schloss und brüllte: »Öffne dich, verdammt! In Evenings Namen!« Nichts geschah. Die Schritte wurden lauter. Ohne mir einen Blick nach hinten zu gestatten, schrie ich: »In Oberons Namen! In irgendjemandes Namen! In Namen meiner Mutter, öffne dich, verflucht noch mal!«
    Das Schloss löste sich, und die Tür schwang jäh auf. Connor und ich stolperten in einen schmalen Gang. Ich wartete gerade lange genug ab, um die Tür zuzutreten und ins Schloss zu werfen, bevor ich mich den Gang hinab in Bewegung setzte. Ich wusste nicht, wohin er uns führen mochte, aber mir war klar, was geschehen würde, wenn wir blieben, und in diesem Fall zog ich das Unbekannte vor. Connor stolperte; ich ergriff im Laufen seine Hand und zerrte ihn hinter mir her.
    Connor hatte schon bald Mühe, mit mir Schritt zu halte n – Selkies besitzen Ausdauer im Wasser, aber nicht an Land. »Wohin gehen wir?«, fragte er keuchend.
    »Weg!« Ich hörte, wie die Tür hinter uns aufgebrochen wurde, dann folgte das Geräusch rennender Füße. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Vorsprung wir hatten, und ich war nicht einmal sicher, ob ich es überhaupt wissen wollte. Wir würden entkommen oder sterben. Die Chancen standen für beides gleich.
    »Wir wissen doch gar nicht, ob die uns etwas tun wollen! Wir wissen nicht einmal, wer es ist!«
    »Tut mir leid, aber ich habe keine Lust, zu

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