October Daye: Winterfluch (German Edition)
einen Arm, kramte in der Jeanstasche und holte Evenings Schlüssel hervor. Das Metall brach in ein jähes, rosiges Leuchten aus. Ich kämpfte gegen den Drang an zusammenzuzucken. »Das is t … «
Die Luidaeg erhob sich und schnitt mir das Wort ab. »Ein Schlüssel zu den Sommerpfaden. Ein alter.« Fordernd streckte sie die Hand aus. »Gib ihn mir.«
»Sagen Sie mir, was ich wissen muss.«
»Wie viel?«
»Alles.«
Sie musterte mich. »Drei Fragen, drei wahre Antworten, und du gibst mir den Schlüssel.«
»Vier. Alle wahr, und Sie zählen eine Frage nur, wenn ich sage, dass sie ein Teil des Spiels ist.«
»Vier, und du beantwortest mir eine.«
»Abgemacht.«
»Am Anfang bekommst du sogar eine Antwort kostenlos dazu: Ich weiß nicht, wer beschlossen hat, die Winterrose zu stutzen. Und jetzt schieß los.« Damit sank die Luidaeg wieder auf ihren Stuhl.
Somit fiel meine erste Frage zusammen mit der Chance auf eine einfache Antwort aus. Mist. Ich bin nie besonders gut in Ratespielen gewesen. »Erste Frage: Was genau ist eine Hoffnungslade?«
Überrascht blinzelte sie. »Eine Hoffnungslade?«, wiederholte sie. Als ich nickte, wollte sie wissen: »Eine echte oder eine Nachbildung?«
»Ist das Ihre Frage?«
»Nein, ich hole nur Informationen ein, die ich brauche, um dir zu antworten«, entgegnete sie mürrisch. »Fragen zur Abklärung sind in den Regeln enthalten, schon vergessen? Also, ist es eine echte Hoffnungslade?«
»Ich denke schon.«
»Die vier geheiligten Hölzer ineinander verzahnt, geschnitzt mit Messern aus Wasser und Luft? Hat sie dir die Finger verbrannt, als du sie berührt hast?«
»Woher wollen Sie wissen, ob ic h … «
»Lass das. Glaubst du wirklich, ich könnte die Zeichen nicht erkennen, wenn ich danach suche? Was die Lade ist? Was sie kann? Nun, zunächst mal: Die Geschichten stimme n – manche davon jedenfalls. Die erste Hoffnungslade war ein Geschenk von Oberon an Titania, das es ihr ermöglichen sollte, ›ihren Hof nach Belieben anzupassen‹. Sie gab es an das erste ihrer Halbblutkinder weiter, und irgendwann tauchten dann mehrere Laden auf. Niemand weiß, von wem die späteren angefertigt wurden. Ich weiß es auch nicht, also frag erst gar nicht.
Eine Hoffnungslade kann die Zusammensetzung des Blutes verändern. Also ja, sie kann dich menschlich machen, falls du das vermutet hast; sie kann dich auch in die andere Richtung bringen.« Ihr Lächeln wirkte bissig. »Was ich allerdings nicht empfehle, Tochter der Amandine. Du bist noch nicht für die Konsequenzen bereit.«
»Oh«, flüsterte ich. Ich hatte die Lade berührt; ich hatte die Macht in Händen gehalten, eine Welt statt der anderen zu wählen. Warum ängstigte mich das? »Nächste Frage: Warum haben Sie mich geheilt?«
»Devin hat mich dafür bezahlt.« Die Luidaeg zuckte mit den Schultern und warf die leere Dose weg. »Vor etwa sechzig Jahren wollte man mich auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Ihm ist es gelungen, das abzuwenden. Seither stand ich in seiner Schuld. Als er mir die Chance bot, diese Schuld zu begleichen, ergriff ich sie.«
»Eisenwunden?«
»Das habe ich dir nicht einmal in Rechnung gestellt, Halbblut. Ich wollte meine Freiheit unbedingt.« Sie schüttelte den Kopf. »Wenn man so lange gelebt hat wie ich, ist jede Art von Gefangenschaft zermürbend.«
»Hat er Ihnen gesagt, warum?« Es war ein Schuss ins Blaue; es gab nur eine bestimmte Anzahl von Möglichkeiten, wie dies ablaufen konnte, und keine davon sah gut aus. Mit dieser blieb ich vermutlich wenigstens auf der sicheren Seite.
Die Luidaeg lächelte. »Oh. Endlich eine gute Frage.«
»Was?« Dieses Lächeln gefiel mir nicht.
»Warum er mich ersucht hat, dich zu heilen? Warum er einen ›Dämon‹ für etwas so Geringes aus seiner Schuld entließ? Er sagte …«, sie fuhr mit Devins Stimme fort, »… ›Ich bin noch nicht mit ihr fertig. Sie hat sie nicht gefunden. Heile sie sofort, oder ich sorge dafür, dass du brennst!‹« Sie kicherte und wechselte zurück zu ihrer eigenen Stimme. »Als ob er das könnte. Trottel.«
Ich fühlte mich, als würde mir der Boden unter den Füßen weggerissen. »Was?«
»Die Antwort gefällt dir nicht? Tut mir leid; ich habe dir die Wahrheit versprochen. Wie du sie verkraftest, liegt ganz bei dir. Letzte Frage.«
Ich starrte sie an. Sie lächelte weiter. Dann schluckte ich schwer. Ich wusste, was als Nächstes kommen musste, aber das hielt mich nicht davon ab, mir zu wünschen, ich könnte ihr noch eine
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