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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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hatten sich dort gebildet, wo der Asphalt aufgebrochen war oder Schlaglöcher aufwies. In der rechten Mauer prangte wenige Schritte von uns entfernt eine Tür. Das Holz war fleckig vor Salz, Rost verkrustete die Angeln. Mit einem unguten Gefühl im Magen starrte ich die Tür an. Eines Tages werde ich herausfinden, weshalb alles in Faerie in San Francisco zu enden scheint. Gerüchten zufolge weilte die Luidaeg seit fast siebzig Jahren in der Stadt. Angeblich konnte sie für den entsprechenden Preis alles erschaffen, was man wollte. Natürlich gab es auch Dinge, die ich wollte, allerdings erschienen mir die Kosten immer zu hoch, um sie zu bezahlen.
    Wenn Luna nicht wusste, was sie tat, steckte ich in Schwierigkeiten.
    Der Rosenkobold hatte sich indes auf meinen Fuß gesetzt und putzte sich zwischen den Zehen. »Bist du sicher, dass wir hier sein sollten?« Er schaute zu mir auf und entbot mir ein kehliges Schnurren. Ich seufzte. »Alles klar, großartig. Nette Gegend.«
    »Danke«, sagte eine Stimme hinter mir. »Ich persönlich finde sie zwar ätzend, aber es ist immerhin ein Zuhause, und die Mieten liegen unter den Immobilienwerten.«
    Ich drehte mich um, wodurch der Kobold von meinem Fuß purzelte. Die Frau hinter mir lächelte sarkastisch und klemmte sich ihre Einkäufe unter einen Arm. Ich hatte nicht gehört, wie sie sich genähert hatte. Der Rosenkobold legte die Dornen an und zischte. Kein allzu gutes Zeichen. »Ä h … hallo.«
    »Auch hallo. Nettes Gewürm.« Sie bedachte den Kobold mit einem nachdenklichen Blick. Ich runzelte die Stirn.
    »Kenne ich Sie nicht?«
    »Vielleicht«, gab sie zurück und grinste. »Du hast mir nie meine Quittung gegeben, Schätzchen .« Sie sah menschlich aus und hatte lockiges, zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenes schwarzes Haar. Sommersprossen sprenkelten die dunkel gebräunten Wangen und verbargen beinah die verblassten Aknenarben. Die Frau trug eine speckige Montur, schwere Arbeitsstiefel und ein ausgebleichtes Flanellhemd, eine Aufmachung, durch die sie unbestreitbar in die Kategorie »aus dem Viertel« fiel.
    Ich blinzelte. »Oh. Sie sind das.« Sie hatte den Rosenkobold gesehen. Einem Menschen wäre das nicht möglich gewesen. »Ich wollte Ihnen die Quittung schon geben, aber Sie waren einfach zu schnell verschwunden. Hören Sie, ich suche jemanden. Leben Sie in dieser Gegend?«
    »Könnte man so sagen.« Sie verlagerte die Tüte in den anderen Arm. Der Inhalt klapperte. »Weißt du nicht, wohin du musst?«
    »Wie ich schon sagte, ich suche jemanden.«
    »Verstehe. Hübsche Ohren übrigens. Oberons Bastarde haben sich schon immer wie die Ratten vermehrt.« Sie kniete sich hin, um den Rosenkobold unter dem Kinn zu kraulen. Er zischte erneut und huschte hinter meine Beine. Grinsend schaute die Frau auf. Ihre Pupillen verengten sich zu Schlitzen. »Ich glaube, du suchst nach mir.«
    Ich hatte schon etwas in der Art erwartet, weshalb es mir gelang, nicht zusammenzuzucken. So gut wie nicht. »Sind Si e … ?«
    »… die Luidaeg, ja. Gut geraten. Natürlich stehst du auch auf meiner Schwelle, also war es vielleicht nicht so schwierig. Wie hast du mich überhaupt gefunden?« Nach wie vor kauernd, schnupperte sie und bedachte mich mit einem nachdenklichen Blick. »Du stinkst nach den Rosenpfaden. Und nicht nur nach einer Rosengattun g – ich rieche die Winterrose an dir, außerdem Lunas Linie und deine eigene. Alte Rosen und neue Rose n … « Sie verstummte kurz. »Vielleicht kommst du besser mit rein.«
    »Ic h … «
    »Hör mal, wenn du nicht hier bist, um mich zu sehen, kannst du auch draußen bleiben. Welches alberne Bestreben dich auch hergeführt haben mag, meinetwegen kann es unerfüllt bleiben; noch hast du es nicht zu meinem Problem gemacht.« Sie richtete sich auf und kramte einen Schlüssel aus ihrer Tasche. »Aber ich gehe rein, bevor meine Eiscreme schmilzt.« Damit schob sie die Tür auf und trat in die Dunkelheit hinein.
    Ich starrte hinter ihr her, bis sie den Kopf zurücklegte und fragte: »Was ist denn nun? Kommst du?«
    Was sollte ich zur Meereshexe, dem Schrecken aller Kinder in ganz Faerie sagen? Nein?
    Die Wohnung erwies sich als dunkel und mit Ausschussware von gut hundert verschiedenen Gebrauchtwarenläden eingerichtet. In den Schatten regten sich Dinge. Worum es sich dabei handelte, wollte ich ebenso wenig wissen, wie mich interessierte, was da unter meinen Füßen knirschte, als ich den mit Gerümpel übersäten Flur entlangging. Der Rosenkobold

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