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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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mit einem direkten Befehl hergeschickt?« Stumm schüttelte der Junge den Kopf. »Dachte ich mir. Sag ihm, ich weiß es zu schätzen, dass er an mich denkt, aber ich wüsste es noch mehr zu schätzen, wenn er damit aufhörte.« Beinah freundlich schloss ich nun die Tür vor seiner Nase.
    Das Klopfen begann weniger als eine Minute später. Ich stöhnte. »Wurzel und Ast , verstehen denn manche Leute einen Wink mit dem Zaunpfahl nicht? Ich bin nicht interessiert!« Das Klopfen setzte sich unbeirrt fort.
    Leise fluchend schlüpfte ich aus dem Mantel und warf ihn über die Rückenlehne meiner Couch, die der Wohlfahrt entstammte. Es sind doch immer die kleinen Feinheiten, die aus einer Wohnung ein Zuhause machen, nicht wahr?
    Das Klopfen hörte nicht auf. Wütend starrte ich die Tür an und überlegte, ob ich ihn auffordern sollte, gefälligst zu verschwinden, bevor ich den Kopf schüttelte und mich stattdessen tiefer in die Wohnung zurückzog. Sylvester besitzt die Gabe, Loyalität zu entfachen. Wenn er dem Jungen aufgetragen hatte, eine Botschaft zu überbringen, dann würde der Junge auch alles in seiner Macht Stehende tun, um den Auftrag auszuführen. Es wäre wohl einfacher gewesen, die Tür zu öffnen und ihn sagen zu lassen, was immer es nach Sylvesters Ansicht zu sagen gab. Doch das wollte ich schlichtweg nicht. Solange ich es nicht hörte, bestand keine Gefahr, dass es mich kümmern konnte.
    Mit dem Versuch, Verbindung zu mir aufzunehmen, hatte Sylvester begonnen, nachdem ihm jemand erzählt hatte, dass ich zurück war. Zuerst waren es Briefe, die über Pixies und Rosenkobolde zugestellt wurden. Dann Botschaften, die mir gemeinsame Bekannte überbrachten. Wenn er mittlerweile dazu überging, Pagen zu schicken, musste er allmählich verzweifelt sein, aber ich wollte es trotzdem nicht hören. Was konnte er mir schon zu sagen haben? »Tut mir leid, dass du die einfache Kleinigkeit, um die ich dich gebeten habe, vermasselt hast und in einen Fisch verwandelt wurdest, während ich allein weiter gelitten habe.« Oder: »Du magst meine Familie nicht gefunden haben, aber hey, du hast deine verloren, also gleicht sich das letztlich wohl aus.« Danke, aber nein danke. Ich kann mich durchaus auch ohne die Hilfe meines nominellen Lehnsherrn in Schuldgefühlen aalen.
    Eines Tages wird Sylvester dazu übergehen, mir zu befehlen, ihm zu antworten, oder, schlimmer noch, nach Schattenhügel zu kommen und ihn persönlich zu treffen. Wenn das geschieht, kann ich mich nicht weiger n – auch wenn ich versuche, Faerie zu verleugnen, bleibt er mein Lehnsherr, und sein Wort ist Gesetz. Bis dahin aber steht es mir frei, seine Boten zu missachten, so oft ich will, was in meinem Fall gleichbedeutend mit »immer« ist. Sollte der Junge doch an meine Tür hämmern, bis jemand den Sicherheitsdienst rief. Ich würde mir jetzt etwas Schlaf genehmigen.
    Die Katzen bildeten einen wirren, creme- und schokoladenfarbenen Haufen auf der Couch. Ich ging an ihnen vorbei zu dem schmalen Gang, der das Wohnzimmer und die Küche im hinteren Bereich der Wohnung miteinander verbindet. Dort befinden sich auch die Schlafzimmer. Die Ganglichter sind schon ausgebrannt, seit ich eingezogen bin, aber das stellt kein Problem dar: Fae sind im Wesentlichen Geschöpfe der Nacht, und sogar Wechselbälger sehen in der Dunkelheit gut. Ich ließ meine Schuhe an der Küchentür und mein Hemd auf dem Boden vor dem Gästezimmer. Während der gesamten Nachtschicht eine menschliche Maske aufrechtzuerhalten war erschöpfend, und so brauchte ich Schlaf.
    Mein abgewetzter, gebraucht erworbener Anrufbeantworter steht auf einem niedrigen Tisch vor der Schlafzimmertür. Das schmuddelig rote Anzeigelicht blinkte. Ich zuckte zusammen. Wahrscheinlich eine weitere Nachricht von Stacy, die mich einladen wollte, zum Abendessen mit der Familie zu kommen oder mich zum Kaffee mit ihr zu treffe n – oder sonst irgendwo, solange ich nur bereit wäre, sie zu sehen und mir von ihr helfen zu lassen. Darum konnte ich mich im Augenblick nicht kümmern. Nicht nach Mitch und dessen besorgten Blicken, nach Tybalt in der Gasse und Sylvester, der mir einen Pagen geschickt hatte, um an meine Tür zu hämmern, bis ich mich von ihm anschreien ließe. Stacy konnte warten. Wenn ich Glück hatte, würde das Gerät wieder mal spinnen und das Band löschen, bevor ich dazu käme, es mir anzuhören.
    Mit einem Fingerschnippen schaltete ich das Klingelwerk des Telefons stumm, betrat mein Schlafzimmer und ließ

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