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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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mochte mich nicht und hatte mich noch nie gemocht, doch das bedeutete keineswegs, dass es ihm nicht eine perverse Freude bereiten konnte, mir dabei zuzusehen, wie ich mich unter seinem Blick wand.
    »Ich wurde im Freien überrascht, Tybalt. Ich bin nur hier, bis ich mich verstecken und nach Hause gehen kann.« Ich hatte jedes Recht, mich hier zu befinden, und er wusste es. Regeln sind Regeln, und diese kam direkt von Oberon: Es spielt keine Rolle, auf wessen Territorium man sich befindet, man darf sich vor dem Sonnenaufgang verstecken. »Und das hier ist ebenso wenig deine Gasse wie meine. Du solltest im Park sein.« Der Hof der Katzen ist schwierig zu finden oder zuzuordnen, weshalb er offiziell einen Bestandteil der unzähligen Lehen des Golden-Gate-Parks bildet. Wahrscheinlich zog er mich unter anderem deshalb so sehr au f – ich hatte ihn ebenso ertappt wie er mich.
    Das Lächeln, mit dem Tybalt jetzt darauf antwortete, wirkte verkniffen. Er war alles andere als glücklich, dass ich ihn darauf angesprochen hatte. Ich erübrigte einen Moment, um darüber nachzudenken, wie klug es sein mochte, ihn zu verärgern, solange wir in einer Gasse zusammen festsaßen. Dann zuckte ich mit den Schultern. Es war zu spät, um es noch zurückzunehmen. »Ich gehe, wohin es mich drängt, October, das solltest du mittlerweile wissen. Für mich ähneln alle Orte einander, und heute wollte ich nach meinem kleinen Fischchen sehen, um zu überprüfen, wo es den n … schwimmt .«
    Das letzte Wort glich beinah einem Flüstern und troff nur so vor Andeutungen. Ich spannte den Körper an und ballte die Hände, als Wut meine Angst auflöste wie Terpentin ein Ölgemälde. »Das war unnötig.«
    »Wenn du Hitze nicht erträgst, solltest du vielleicht in deinen Teich zurückkehren.« Sein Tonfall klang triumphierend. Er wusste, dass es ihm gelungen war, zu mir durchzudringen, doch an diesem Punkt war es mir egal. Ich wollte nur noch, dass er die Klappe hielt und ich die Erinnerungen zurück in das Loch drängen konnte, in das sie gehörten.
    »Tybalt«, sagte ich und verstummte kurz, um meine Worte sorgfältig zu wählen. Die vom Sonnenaufgang verursachte Schwäche neigte sich dem Ende zu: Ich konnte spüren, wie die Kraft, Magie zu wirken, beinah widerwillig zurück in mein Blut kroch. »Ich werde so tun, als hättest du das nicht gesagt, und ich werde jetzt gehen. Du wirst mir nicht folgen. Verstanden?«
    »Du läufst schon wieder weg?«
    »Ich gehe, bevor ich etwas tue, das wir beide bedauern würden.« Damit streckte ich die Hand aus, packte einige Schatten von der Gassenmauer, formte sie zwischen den Fingern und befahl ihnen, mich zu verbergen. Trugbanne sind mir schon immer leichtergefallen, wenn ich wütend bi n – keine Ahnung, weshalb. Sonst funktioniert nämlich nichts auf diese Weise. Dennoch scheint es manchmal so zu sein, dass ich eine wirklich gute Tarnung nur dann zu schmieden vermag, wenn ich so zornig bin, dass ich schon nicht mehr klar sehe.
    Tybalt hatte nicht den Anstand wegzuschauen, als ich die Spitzen meiner Ohren abstumpfte und meinen Augen eine Tönung menschlichen Blaus verlieh. Mein Haar und meine Haut konnte ich dabei unangetastet lassen, und das war auch sehr gut so; zu einer stabilen Tarnung gehören zu viele Schritte, und keiner davon ist einfach. Dank des Blutes, das von meinem Vater stammt, sehe ich fast gänzlich menschlich aus. Jemand, der mich ohne Maske sähe, würde vermutlich denken, ich besäße einen ungewöhnlich zarten Knochenba u – oder dass etwas mit meinen Augen nicht stimme. Aber wohl niemand würde mich für eine Kreatur aus den Märchen halten, die durch die Straßen von San Francisco wandelt. Dank des Erbes meiner Mutter war ich im Wesentlichen nicht in der Lage, das Risiko einzugehen.
    Es dauerte gute fünf Minuten, bis ich die klebrigen Schatten von den Händen schüttelte, sie fallen ließ und dem nahezu unkontrollierbaren Drang widerstand zu keuchen. Der Geruch von Kupfer hing durchdringend in der Luft.
    »Gute Arbeit!«, meinte Tybalt und klatschte. Ich bedachte ihn mit einem finsteren Blick. Er grinste und stellte dabei seine Fänge zur Schau. »Fast könnte ich glauben, du wärst wirklich ein dressiertes Äffchen und nicht bloß die schlimmere Hälfte von einem.«
    »Steck dir ’nen Korken in den Mund, Tybalt. Ich verschwinde.« Der Verkehr draußen nahm zu, die Stadt erwachte. »Du solltest dasselbe tun.«
    »Ach ja? Dann auf Wiedersehen; ich wünsch dir freie Straßen und

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