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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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zurückbekommen. Vielleicht fiel es mir deshalb so leicht, Faerie den Rücken zuzukehren. Sie hatte mir mittlerweile zweimal die Welt der Sterblichen weggenommen. Eine dritte Gelegenheit würde sie nicht bekommen.
    Sechs Monate verstrichen nun in einem Brei aus Verzweiflung, Selbstmitleid und Abgeschiedenheit. Ich verstand die Welt nicht; ich war in ihr ebenso sehr eine Fremde wie meine Mutter an dem Tag, da sie die Sommerlande zum ersten Mal verließ. Ich betrachtete es als meine Strafe, als das, was ich verdiente, und machte einfach weiter. Die Welt rings um mich fiel in sich zusammen, und es kümmerte mich nicht mehr.
    Damit enden die Träume: mit der Erkenntnis, dass es keine Rolle spielt, wo ich bin oder ob ich mich für eine Frau, einen Fisch oder etwas dazwischen halte. Ich habe den Teich nie wirklich verlassen. Ich kann immer noch nicht atmen.

Kapitel 3
    I ch erwachte kurz nach Sonnenuntergang mit pochendem Schädel und dem vagen, nagenden Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Cagney und Lacey war es irgendwie gelungen, die Schlafzimmertür zu öffnen, während ich schlief, und nun waren sie von der Couch in das wärmere und daher zu bevorzugende Bett übersiedelt. Sobald sie erkannten, dass ich wach war, fingen sie zu heulen an. Die Stimmen der Siamkatzen hallten wie Kreissägen durch meinen Kopf. Stöhnend presste ich mir die Hände auf die Ohren. »Könnt ihr nicht still sein?« Den Gefallen taten sie mir nicht. Katzen gehorchen nie. In dieser Hinsicht kann man sich auf sie verlassen: Als Rom brannte, erwarteten die Katzen des Kaisers dennoch, rechtzeitig gefüttert zu werden.
    Fae leben von jeher mit Katzen zusammen. Sie sind die einzigen sterblichen Tiere, die unsere Gegenwart ertragen können, und das gilt für uns alle, auch für Mischlinge wie mich. Hunde kläffen, und Pferde scheuen, Katzen hingegen können sogar Könige ansehen, was sie oft auch tun. Katzen dulden uns, und im Gegenzug behandeln wir sie mit Respekt und füttern sie. In gewisser Weise sind wir miteinander verwandt, und damit meine ich nicht nur über die Cait Sidhe. Sowohl sie als auch wir neigen zu spitzen Ohren, stibitzen gern Sahne und werden bei lebendigem Leib verbrannt, wenn sich der Wind dreht. Es war also nur natürlich, dass wir einen Pakt eingingen, bei dem beide Seiten sagten: »Wir brauchen euch nicht«, und beide antworteten: »Ihr bleibt trotzdem.«
    »Na schön, ihr gewinnt. Ich füttere euch. Zufrieden?« Ich schob Cagney von meiner Brust. Sie sprang vom Bett und gesellte sich auf dem Boden zu Lacey. Dort jaulten beide weiter, um mir zu verdeutlichen, dass sie erst dann zufrieden sein würden, wenn sich das Futter in der Schale befände. Ich rollte mich aus dem Bett und hob meinen Morgenrock vom Boden auf. Die Katzen schlängelten sich um meine Knöchel und bemühten sich redlich, mich zum Stolpern zu bringen. Vergeblich versuchte ich, sie mit nackten Füßen beiseitezuschieben, und steuerte auf die Tür zu.
    Die Katzen hatte ich mir zugelegt, um nicht so einsam zu sein. Allmählich begann ich aber, an der Idee zu zweifeln. Vielleicht wäre Einsamkeit gar nicht so übel. Jedenfalls würde mir Einsamkeit mehr Schlaf bescheren. In meinen schwärzesten Stimmungstiefs versuchte ich mir einzureden, dass der vermehrte Schlaf das einzig Gute daran war, meine sterbliche Familie verloren zu haben. Das Zusammenleben mit Cliff und Gilly hatte mich gezwungen, so zu tun, als sei ich tagaktiv, weshalb ich eine Kaffeesucht epischen Ausmaßes entwickelte. Ich weiß nicht, wie viel Koffein nötig ist, um einen Wechselbalg umzubringen, aber unter Umständen finde ich es eines Tages noch heraus.
    Sobald ich den Flur erreichte, blieben die Katzen zurück und ließen mich ungehindert zur Küche gehen, wo ich ihre Schale mit Trockenfutter füllte. Während sie sich über ihre Mahlzeit hermachten, stellte ich eine Kanne Kaffee auf und bereitete mir ein rasches abendliches Frühstück aus Toast und Rührei zu. Proteine, Kohlenhydrate und, das war das Beste daran, alles unvergleichlich billig. Kombiniert man den gesetzlichen Mindestlohn mit den Mietpreisen in San Francisco, wird so etwas durchaus zu einem Thema.
    Mein Essen kochte noch, als die Katzen mit dem ihren fertig wurden. Cagney schlenderte ins Wohnzimmer hinaus, während sich Lacey mitten auf den Küchenboden setzte und sich laut schnurrend die Pfoten putzte.
    »Ja, lach du nur, Pelzvieh«, sagte ich und behielt den immer noch kochenden Kaffee im Auge, während ich nicht allzu geduldig

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