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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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Wieder Evening, und sie klang noch gehetzter als zuvor.
    »October? October, bist du da? October, hier ist Evening.« Lange Pause. Ich hörte, wie sie stockend und zittrig einatmete. »Oh, Wurzel und Zweig, October, bitte geh ans Telefon. Du musst sofort ans Telefon gehen.« Es war, als glaubte sie, mir befehlen zu können, zu Hause zu sein. Mein Anrufbeantworter war zu alt, um mit einer Datums- und Uhrzeitfunktion ausgestattet zu sein, daher hatte ich keine Möglichkeit abzuschätzen, wie viel Zeit zwischen den beiden Nachrichten verstrichen sein mochte. Jedenfalls genug, um die zuvor verhohlene Besorgnis in ihrer Stimme nun deutlich zutage treten zu lassen. Das einzige andere Mal, dass ich so viel Emotion in ihrem Tonfall gehört hatte, war an dem Tag gewesen, als ihre Schwester starb, und wenn Dawns Tod auch die Hülle ihrer Gelassenheit durchdrungen hatte, so hielt es damals nicht lange an. Diesmal war es dagegen kein bloßer Kumme r – sondern das blanke Grauen.
    »Bitte, bitte, October, heb das Telefon ab, bitte, mir läuft die Zeit davo n … « Die Nachricht endete jäh, aber nicht abrupt genug, um ihr Weinen zu verbergen.
    »Eiche und Schafgarbe, Eve«, flüsterte ich bei mir, »in was bist du da bloß reingeraten?«
    Ich glaubte, eine Antwort darauf hören zu wollen. Und irrte mich darin, denn die letzte Nachricht beantwortete mir die Frage umfassender, als ich es mir hätte ausmalen können.
    Der Lautsprecher knisterte einmal, bevor ihre Stimme zum letzten Mal sprach.
    »October Daye, ich möchte dich anheuern.« Die Furcht war noch vorhanden, doch die Befehlsgewalt und Macht, die ihrem Wesen entsprachen, drangen deutlich hindurch, schillernd und schrecklich. Sie blickte auf das Ende von allem, und das genügte, um mich daran zu erinnern, wer sie eigentlich war. »Durch mein Wort und meinen Befehl wirst du in einem Mordfall ermitteln und die Gerechtigkeit in dieses Königreich zurückbringen. Du wirst das tun.« Eine ausgedehnte Pause entstand. Ich glaubte schon, die Nachricht sei zu Ende, als sie leise fortfuhr: »Finde heraus, wer es getan hat, Toby, bitte. Sorg dafür, dass sie nicht gewinnen. Du musst das tun, für mich und für Goldengrün. Falls du je meine Freundin warst, Toby, dann tu es, bitt e … «
    Sie hatte mich noch nie zuvor Toby genannt. Seit über zwanzig Jahren kannten wir uns, und ich war immer nur October für sie gewesen. Da wusste ich, was ihr widerfahren war, obwohl ich es nicht wissen wollte. Ich wusste es, sobald sie zu sprechen begonnen hatte, und ich wollte, ich konnte es immer noch nicht wahr sein lassen. Ohne mich zu rühre n – ohne zu atme n –, lauschte ich benommen und schweigend, wie sie den spärlichen Rest meiner Welt zum Einsturz brachte.
    Eine weitere lange Pause entstand, bevor sie flüsterte: »Toby, es bleibt nicht viel Zeit. Bitte, heb ab. Ich kann nicht weg, und du bist die Einzige, der ich genug vertraue, um sie anzurufen, also geh bitte an dein verdammtes Telefon!« Ich hatte sie noch nie zuvor fluchen hören. Diese Nacht schien voll von erstmaligen Ereignissen zu sein, und ich hatte noch den Morgenrock an. »Ich weiß, dass du da bist! Verflucht noch mal, ich lasse nicht zu, dass mich deine Faulheit umbringt! Toby, verdamm t … «
    Sie holte tief Luft, ehe sie in festerem Tonfall fortfuhr. Als mir klar wurde, was sie tat, war es zu spä t – ich hatte den Beginn der Bindung bereits gehört und würde mich ihr bis zum Ende aussetzen müssen.
    »Durch mein Blut und meine Knochen binde ich dich. Durch die Eiche und die Esche, die Vogelbeere und den Dorn binde ich dich. Durch das Wort deiner Lehnstreue, durch meiner Mutter Willen, durch deinen Namen binde ich dich. Wegen der Gefallen, die ich dir in der Vergangenheit getan habe, hast du versprochen, dass ich alles von dir verlangen könnte. Dies geschieht nun. Finde die Antworten, finde die Gründe und finde diejenigen, die mir dieses Leid angetan haben, October Daye, Tochter der Amandine, oder finde nur den eigenen Tod. Durch alles, was ich bin, durch alles, was ich je war, und durch all die Gnaden unserer verschwundenen Fürsten und Fürstinnen binde ich dic h … «
    Ich spürte, wie der Fluch Halt fand. Dornige Klauen bohrten sich in meine Haut, während mir der bittersüße Geruch von sterbenden Rosen in die Nase und den Mund flutete. Ich ließ die Kaffeetasse fallen, taumelte würgend rücklings und presste mir eine Hand auf den Mund, um mich nicht zu übergeben. Versprechen binden unsresgleichen so

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