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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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gewesen. Devin war klug genug, Sylvesters Anspruch auf mich nicht anzufechten. Das zweite Mal begab es sich an dem Tag, an dem ich auf der Suche nach Julie herkam und im Vorderzimmer auf ihn traf, wo er auf mich wartete. Er packte mich am Arm und fragte mich, ob die Gerüchte stimmte n – ob ich wirklich schwanger se i … mit dem Kind meines menschlichen Liebhabers. Und ich bestätigte es ihm.
    Das war der Beginn des größten Streits, den wir je hatten. Ich bin sicher, die Kinder reden noch immer in dem gedämpften Tonfall darüber, der normalerweise für Naturkatastrophen reserviert ist. Wir brüllten, wir schimpften, wir warfen uns Dinge an den Kopf, und am Ende ließ er mich gehen, jedoch nicht, ohne mir ein letztes Versprechen als Gegenleistung für all die Gefälligkeiten abzuringen, die er mir erwiesen hatte: Ich dürfte Cliff erst heiraten, wenn Gillian dreizehn Jahre alt wäre. Sie war nur ein Viertelblut, und wenn sie bis dahin nicht gezwungen sein würde, die Wechselbalg-Entscheidung zu treffen, würde es wahrscheinlich nicht mehr passieren. Bis dahin wollte er um ihretwillen, dass ich bereit bliebe, Cliff zu verlassen. Ich lachte ihm ins Gesicht und erwiderte, ich würde ihm eine Einladung zur Hochzeit schicken. Ich bin aber sicher, er war keineswegs überrascht, dass er nie eine bekam.
    Schließlich flüsterte ich mit nach wie vor gesenktem Kopf: »Ich habe ihren dreizehnten Geburtstag nicht einmal miterlebt.«
    »Aber das ist nicht der Grund, weshalb du heute hier bist.«
    »Nein.« Er ließ locker, zeigte Gnade. Ausnahmsweise beschloss ich, sie anzunehmen. »Ist es nicht.«
    Ich schaute auf und ließ den Blick durch den Raum wandern. Die Möbel waren noch dieselben, wenn die alte braune Couch in der Mitte inzwischen auch noch mehr durchhing, und auf der Tapete prangten dieselben Flecken. Selbst die Delle neben der Tür gab es noch. Sie kennzeichnete die Stelle, an der Julie versucht hatte, Mitch durch die Mauer zu stoßen, weil er einen Witz über ihren neuesten Freund gerissen hatte. Ich räusperte mich. »Der Ort hat sich nicht verändert.«
    »Ich wollte das nicht.«
    Ich sah ihn an und zog eine Augenbraue hoch. »Ich dachte, Veränderung wäre dein Steckenpferd.«
    »Nicht hier. Niemals hier.« Er zuckte die Schultern, und einen Augenblick lang schimmerte durch, wie alt er tatsächlich war. All die Jahre sprachen aus seinen Augen. »Warum bist du nicht früher gekommen, Toby? Wir waren außer uns vor Freude, als wir erfuhren, dass du nicht tot bist. Wir hätten dir helfen können. Ich hätte dir helfen könne. Ich habe auf dich gewartet.«
    »Warum? Damit du mich daran hättest erinnern können, wie töricht es von mir war, von hier wegzugehen? Daran, dass du schon immer gewusst hast, die Reinblütler würden mich nur benutzen? Tut mir leid, aber ich stehe nicht drauf, für Schmähungen auch noch zu bezahlen. Die meisten Leute sind bereit, mich kostenlos zu verletzen.« Ich zog ungerechtfertigt über ihn her. Es war mir bewuss t – und egal. Evening war tot, das Leben, für das ich so hart gearbeitet hatte, war fort, und das Hei m … war immer noch der Ort, an dem ich einkehrte und an dem mich all die alten Geister erwarteten. Das war nicht fair.
    Devin verzog keine Miene, was es nur noch schlimmer machte. »Du hast uns gefehlt.«
    »Ich habe mir auch gefehlt.« Seufzend versuchte ich, mein Temperament zu zügeln. Für gewöhnlich bin ich nicht so empfindlich, aber Devin brachte immer das Schlimmste in mir hervor. »Tut mir leid. Es war eine harte Nacht.«
    »Wir haben das mit der Winterrose gehört. Tut mir leid, Toby.« In seiner Stimme schwang aufrichtiger Kummer mit. Ich runzelte die Stirn. Devin hatte Evening stets gehasst. Ihn sagen zu hören, dass er ihren Tod bedauerte, war beinah unglaublich.
    »Was hat sie dir schon bedeutet?«, fragte ich. Wirklich taktvoll, Toby.
    Er starrte mich an. Als er wieder das Wort ergriff, war alle Herzlichkeit verschwunden und von einer verbitterten Kälte ersetzt worden. »Sie hat diesen Ort am Leben erhalten, nachdem du verschwunden warst. Du weißt, dass uns die Reinblütler den Laden nur allzu gerne dichtmachen würden. Alles, was sie brauchen, ist ein Vorwan d – irgendeine r – , und du schienst ein hervorragende r … Anfang zu sein.
    Du warst diejenige, die auszog, um den tapferen Ritter zu spielen, Toby; du warst es, die hier anfing und einen Aufstieg machte. Du hast dafür gesorgt, dass uns die Königin in Ruhe ließ, weil sie die Hand nicht

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