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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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gegen dein Heimlehen erheben konnte, ohne deinen Lehnsherrn zu beleidigen. Das hat sie mächtig geärgert, und sobald du nicht mehr zwischen ihr und uns gestanden hast, hörte sie auf, sich zurückzuhalten.«
    Das war mir neu. »Sie wollte gegen dich vorgehen?«
    »Sie hätte es fast getan , bis die Winterrose ihr in deinem Namen Einhalt gebot. Evening hat uns nie gebilligt, aber trotzdem hat sie uns beschützt, und sie hat es für dich getan. Hat sich Sylvester auch so bemüht, die Erinnerung an dich zu wahren?« Er verstummte mit herausfordernder Miene. Ich wandte den Blick ab. Es gab keine Worte, um auszudrücken, was ich ihm sagen musste; deshalb wollte ich es erst gar nicht versuchen.
    Eine lange Pause entstand, und als er fortfuhr, hörte er sich geradezu unfassbar müde an. Wann war die Welt so alt geworden? »Anfangs hat sie es für dich getan, aber ich möchte gerne glauben, dass sie sich zum Ende hin vielleicht auch aus eigenen Stücken so bemüht hat. Dass sie letztlich verstanden hat, warum es uns gibt.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Nein«, gab er zurück. »Du wolltest es auch nicht wissen. Du hast sie so ohne jeden Zweifel in eine Schublade gesteckt, wie du es bei allen anderen tust, und du hast sie ignoriert, als sie versucht hat, aus der Rolle auszubrechen, die du ihr zugedacht hattest. Das machst du schon, solange ich dich kenne, Toby, und ich glaube, ich kenne dich länger als so gut wie jeder andere auf dieser Welt.«
    »Ich hätte nicht gedach t … «
    »Das ist keine große Überraschung.« Er verstummte und holte tief Luft, bevor er ein Lächeln aufblitzen ließ, mit dem es ihm gelang, alle Zähne gleichzeitig zu zeigen. »Aber nun genug von dir; lass uns über mich reden. Bist du hergekommen, u m … mit mir zu schlafen?«
    Ich zwang mich zu einem Lächeln und fühlte mich wieder auf vertrautem Terrain. Bis ich meine Aufgabe erledigt hätte, würde ich darüber hinwegsehen können, wie sehr seine Worte brannten. »Tut mir leid, Devin. Diesmal nicht.«
    »Hast wohl Angst, dass du mir kein zweites Mal davonlaufen kannst, wie?«
    »Vielleicht.« Ich entspannte mich, und mein Lächeln wurde echt. »Ich habe dich ehrlich vermisst.«
    »Wir haben dich ebenfalls ehrlich vermisst«, gab er zurück. »Weißt du, ich habe die Kinder zehn Jahre lang nach dir suchen lassen. Wir wollten nicht aufgeben.«
    »Das freut mich«, antwortete ich. »Manchmal denke ich nämlich, die ganze Welt hat mich aufgegeben, während ich verschwunden war.«
    »Ich glaube, auf einen Großteil der Welt trifft das auch durchaus zu, aber ich war noch nie ein Teil der Herde.« Er lächelte, und es sprach kein übersteigerter Eroberungsdrang daraus, nur alte Freundschaft und aufrichtige Herzlichkeit. Ich hatte vergessen, wie gut sich das anfühlen konnte. »Die meisten Leute, die du gekannt hast, sind nicht mehr hier. Jimmy ist tot, Julie arbeitet für Lily, John und der Kleine Mike sind beide unten in Engels. Was die neue Generation angeh t … « Er zuckte mit den Schultern.
    »Die neue Generation solltest du an die Leine nehmen. Angefangen mit dieser kleinen blonden Aushilfstussi, die du Frontdienst versehen lässt. Ich weiß, dass jeder Wache hält, Devin, aber du solltest ihr wirklich Manieren beibringen, bevor du sie in die Öffentlichkeit lässt.«
    »Was, Dare? Hat sie dir Schwierigkeiten gemacht?« Er klang etwas gekränkt, aber ich konnte ihm ansehen, dass er in Wahrheit ganz zufrieden war. Er wollte ja, dass seine Kinder ein gewisses Temperament besaßen, solange sie taten, was man ihnen auftrug.
    »Jede Menge, bis ich ihr sagte, wer ich bin. Hättest du nicht ein Kind mit einer noch schlimmeren, problematischere n … Einstellung finden können?«
    »Nein, Toby, du warst einzigartig.«
    »Hey!«
    Devin beugte sich vor und legte die Hände auf den Tisch. »Sie war noch schlimmer, als sie hier ankam. Damals konnte sie zu niemandem auch nur zwei zivilisierte Worte sagen. Mittlerweile ist sie nur noch, na ja, ein wenig vorlaut. Sie ist schwierig, gut, aber sie leistet ihren Beitrag. Wie alle.«
    »Es gibt immer noch mehr, immer noch andere Kinder, nicht wahr?«, sagte ich und betrachtete die Wand hinter seinem Schreibtisch. Dort hing eine riesige Anschlagtafel, übersät mit Schnappschüssen von jedem Jungen und Mädchen, die je ins Heim gekommen waren. Irgendwo darunter befand ich mich, ein weiterer schlaksiger Teenager mit krausem Haar, einer üblen Einstellung und keinem nennenswerten Menschenverstand. Ich empfand es

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