October Daye: Winterfluch (German Edition)
ich die Mülltüte von der Hoffnungslade und hob sie an, um sie ihm zu zeigen. Die Berührung des Holzes auf meiner Haut brachte meine Hände wieder zum Kribbeln und jagte mir Hitzewallungen die Arme hinauf.
Tybalt erstarrte. Verwirrung stand in seinen Zügen. »Ist da s … ?«
»Ja.«
»Aber sie existieren nicht.«
»Ich schätze, da haben wir uns geirrt, was? Sie ist echt. Evening hatte das Ding. Sie hat einen Hinweis bei den Herbstluftgeistern versteckt und ihnen aufgetragen, ihn mir zu überbringen.« Ich verstummte kurz, bevor ich die Worte aussprach, die ich zu vermeiden gehofft hatte. »Ich glaube, sie wurde dafür getötet.«
»Das verstehe ich nicht. Sie sind nich t … Die Hoffnungsladen sind doch nicht real .«
Ich schüttelte den Kopf. »Das weiß ich. Allerdings weiß ich auch, dass zumindest eine existiert, und das hier ist sie, denn ich kann es fühlen, Tybalt. Ich fühle, wie sie zu mir singt. Ich habe keine Ahnung, wie viel von den Geschichten über Hoffnungsladen und Wechselbälger stimmt, aber ich weiß genug, um überzeugt davon zu sein, dass sie nicht bei mir bleiben kann. Und ich kann sie auch keinem anderen Wechselbalg anvertrauen. Sie muss in die Hände eines Reinbluts, zumindest so lange, bis ich herausgefunden habe, von wem Evening getötet wurde.« Bitte , fügte ich in Gedanken hinzu. Ich weiß nicht, wie lange ich noch durchhalte.
Das Brennen wurde schon wieder stärke r – die Intensität wuchs schneller an als zuvor. Die Hoffnungslade kannte mich nun, und wofür sie auch geschaffen worden sein mochte, sie konnte es kaum erwarten, damit zu beginnen.
Tybalt wandte den Blick ab. »Die Königi n … «
»Sie wird mir nicht helfen. Sie hat mich bereits abgewiesen.«
»Warum?« Er sah wieder hin und runzelte jäh die Stirn. »Was weiß sie?«
»Wenn ich das wüsste, hätte ich keine Bedenken, jemanden in Schattenhügel zu bitten, sie zu bewachen. Aber ich weiß es eben nicht, und das bedeutet, dass sie zum Wohle aller bei jemandem bleiben muss, den die Königin nicht beherrscht.« Die Höfe von Faerie haben keine Kontrolle über die Cait Sidhe, was Oberon höchstpersönlich so verfügt hatte. Die Königin konnte Tybalt nichts anhaben. Sie mochte keine Mörderin sein, aber unsere kurze Begegnung hatte bei mir den Verdacht hinterlassen, dass sie wahnsinnig wurde. Und wenn das der Fall war, wollte ich wirklich nichts mit ihr zu tun haben, solange ich verflucht war und nach Mördern suchte.
Tybalt verengte die Augen. »Warum bringst du das Ding nicht einfach ins Heim? Ich habe gehört, du bist dort immer noch willkommen. Und darauf können sich deine Einwände gegen Wechselbälger gewiss nicht erstrecken.«
»Devin hat schon genug Ärger mit der Königin. Ich will ihm nicht noch mehr machen.« Ich musterte Tybalts Züge und runzelte die Stirn. Ich wusste zwar nichts von bösem Blut zwischen ihm und dem Heim, aber vierzehn Jahre sind reichlich Zeit, um eine Blutfehde anzuzetteln.
»Dann der Teegarten.«
»Das wäre der erste Ort, wo jemand danach suchen würde, der die Lade finden will. Wenn diejenigen wissen, dass ich sie nicht bei Sylvester verstecken kan n … «
»… würde man vermuten, du hast sie zur guten Lily gebracht.«
»Genau.« Ich legte den Kopf schief und beobachtete ihn. »Also, wirst du es tun?«
»Du hast mir immer noch nicht verraten, weshalb du ausgerechnet zu mir kommst. Ich bin nicht die einzige Katze in der Stadt.«
»Weil du mich hasst.« Als ich seine Verwirrung sah, klärte ich ihn auf. »Zwischen uns hat nie Liebe geherrscht, und wahrscheinlich wird das auch nicht mehr der Fall sein, aber du hältst dein Wort, und ich weiß, wenn du sagst, du tust das für mich, dann tust du es auch. Einen Freund zu verraten, würde deine Ehre vielleicht überleben, denn ein Freund würde dir vergeben. Ich aber nicht.«
Seine Züge verhärteten sich. »Was ist dabei für mich drin?«
»Die Aussicht darauf, dass ich in deiner Schuld stehe.« Ich gestattete mir ein schmales Lächeln. »Das genügt an Wert, um zu wissen, dass du Wort halten wirst.«
Er schwieg eine Weile, lange genug, um in mir die Sorge zu entfachen, ich könnte zu weit gegangen sein. Schließlich sagte er mit gedämpfter Stimme: »Also vertraust du mir, weil du mir nicht vertraust?«
Ich schluckte. »Ja«, bestätigte ich.
»Dafür bist du mir in der Tat etwas schuldig. Unter Umständen wirst du aber nie in der Lage sein, diese Schuld zu begleichen; womöglich lasse ich es auch nicht zu. Ich
Weitere Kostenlose Bücher