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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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bitten.«
    »Wenn man auf der Flucht ist, braucht man eine gute Taschenlampe. Du kannst gern eine haben.«
    Oben in meinem Zimmer wurde mir klar, dass ich auch eine Sammlung von Sinatra-Biografien hinterließ. Ich ahnte, dass ich die nicht mehr brauchte.
    Im Badezimmer machte ich mir den Oberkörper frei, um mich zu waschen. Dabei musste ich aufpassen, dass kein Wasser auf die Wunde an meiner Seite kam. Ich zog ein frisches T-Shirt und ein Sweatshirt an, das weder vorn noch hinten beschriftet war.
    Als ich in die Küche kam, lagen eine Taschenlampe und der Schüssel zum Mercedes auf der Arbeitsinsel.
    »Sir, ich kann doch nicht den Mercedes nehmen!«
    »Als Tarnung ist der viel besser geeignet als der Explorer. Wenn ein junger Mann wie du sich in Turnschuhen und Sweatshirt auf die Flucht begibt, so erwartet man, dass er einen Geländewagen verwendet, aber niemals eine Limousine.«
    »Ich hätte lieber den Explorer.«
    »Den bekommst du aber nicht. Der Mercedes ist eine viel bessere Tarnung. Und jetzt führe ausnahmsweise ich Regie.«
    »Aber …«
    Hutch deutete auf einen Gefrierbeutel, der ebenfalls auf der Arbeitsinsel lag. Auf dem Etikett stand SCHWEINESCHWARTE, und der Beutel war noch mit Reif aus dem Gefrierfach überzogen.
    »Das sollst du auch mitnehmen«, sagte Hutch.
    »Also, Sir, ich finde Schweineschwarte zwar sehr lecker,
aber vorläufig werde ich leider keine Gelegenheit haben, sie mir zu kochen.«
    » Schweineschwarte ist nur mein Code, damit ich weiß, was in dem Beutel ist. Wenn Rinderzunge darauf stehen würde, dann enthielte er ausschließlich Zwanziger. Und bei Kalbsbries wären es je zur Hälfte Zwanziger und Hunderter.«
    »Geld? O nein. Nein, nein, nein! Das kann ich nicht annehmen.«
    »Ich habe natürlich auch Bankkonten, aber den Banken traue ich nicht ganz, weißt du? Als ich neun Jahre alt war, sind viele Banken zusammengekracht.«
    »Geld habe ich genug«, sagte ich. »Ich habe was von meinem Lohn gespart.«
    »Das reicht nicht aus, um auf die Flucht zu gehen. Wer auf der Flucht ist, muss richtig flüssig sein, das weiß ich aus eigener Erfahrung.«
    »Aber das ist zu viel, viel zu viel!«
    »Woher willst du das wissen? Vielleicht ist Schweineschwarte mein Code für einen Packen Eindollarscheine.«
    »Wofür steht dieser Code denn, Sir?«
    »Das geht dich einen feuchten Kehricht an.«
    Aus dem Schrank nahm er einen rosa Geschenkbeutel, dekoriert mit gelben Vögeln, die im Flug blaue Schleifen im Schnabel trugen. Nachdem er die sogenannte Schweineschwarte in den Beutel gesteckt hatte, zog er die goldenen Kordeln zu und hielt ihn mir hin.
    Ich wedelte abwehrend mit der Hand. »Ehrlich! Ehrlich, das kann ich nicht annehmen.«
    Sein Gesicht verdüsterte sich vor Missbilligung, dann spannte es sich entschlossen an. Er schob das Kinn vor wie jemand, der Gehorsam erwartete. Seine Stimme war die eines heldenhaften Kapitäns, der mehr von seinen Männern erwartete,
als sie zu leisten vermeinten. Er hob die Hand, die nicht den Beutel hielt, und ballte sie emphatisch zur Faust.
    »Junge, du wirst das annehmen, und du wirst das Richtige damit tun. Da dulde ich keine Debatte und nehme keine Entschuldigung an. Ist das vollkommen klar?«
    Annamaria hatte gesagt, die Leute schenkten ihr Geld. Allerdings bezweifelte ich, dass man es ihr unter der Androhung von Gewalt aufzwang.
    »Das ist sehr großzügig, Sir.«
    Er gab seine Rolle auf und grinste. »Nun nimm es schon. Sei nicht töricht. Das Geld kommt ohnehin von Nibbles.«
    »Von Nibbles, dem draufgängerischen Kaninchen.«
    »Das verdient ständig weiter Tantiemen, mit denen ich nichts anfangen kann.«
    Ich nahm den rosa Geschenkbeutel entgegen. »Wenn ich je Kinder haben sollte, Sir, dann bekommt jedes eine eigene Gesamtausgabe von Nibbles’ Abenteuern.«
    Während ich die Taschenlampe zu dem gefrorenen Geld steckte und mir den Schlüssel des Mercedes nahm, fragte Hutch: »Was meinst du, wie oft ich mir vorhin beim Essen und sonst heute Abend die Hände desinfiziert habe?«
    »Tja, es gab Enchiladas mit Huhn, und obwohl Sie die mögen, macht es Sie nervös, Hühnerfleisch zu essen, weil in der Zeitung so viel über Salmonellen und Escherichia coli steht. Ich würde also sagen … zwanzigmal?«
    »Versuch’s nochmal.«
    »Dreißigmal?«
    In unverkennbar stolzem Ton sagte er: »Fünfmal.«
    »Nur fünfmal?«
    »Sehr richtig.«
    »Das ist aber eine echte Leistung, Sir.«
    »Ja, nicht wahr? Das Geld, das ich gerade angefasst habe,
war zwar in einem

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