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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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aber der Reverend kannte den Hund und wusste, dass er Murphy heißt.«
    »Merkwürdig«, sagte ich. »Wenn ein bekümmerter junger Mann in die Kirche kommt, sich Sorgen um das Ende der Welt macht, vielleicht Drogen geschluckt hat und einen Hund
dabeihat, der nicht ihm gehört … da würde man doch meinen, dass ein Pfarrer es mit einem verständnisvollen Gespräch und ein paar Gebeten versucht, bevor er die Polizei ruft.«
    »Er hat eben Vertrauen zu mir. Tu bloß nicht so, als wüsstest du nicht, wieso.«
    »Gehören Sie etwa zu seiner Gemeinde?«
    »Das weißt du doch.«
    Ich zögerte, dann nickte ich. »Ja, das wissen wir.« Das wir ließ ich so klingen, als handelte es sich um zirka achttausend Bürokraten in einem Büroklotz gleich neben der CIA-Zentrale. »Und vergessen Sie nicht - der Reverend weiß, dass Sie mich festgenommen haben.«
    Chief Shackett grinste und tat meinen Einwand mit einer Handbewegung ab. »Das ist egal, wenn der Reverend heute Nacht seine Frau umbringt und anschließend Selbstmord begeht.«
    »Ich habe den Eindruck, Sie sind kein besonders gläubiges Mitglied der Gemeinde.«
    »Komme ich dir etwa wie ein Christ vor?«, fragte er und lachte leise, nicht so, als würde er sich auf seine Skrupellosigkeit beziehen, sondern als ob Christ ein anderes Wort für hirnloser Volltrottel wäre.
    »Zurück zu den genaueren Umständen der zweiten Option. Wie waren die nochmal?«
    »Ich bringe dich an Ort und Stelle um und behaupte, ich hätte dich nie gesehen.«
    »Das klappt nicht«, sagte ich. »Man weiß, dass ich jetzt hier bin.«
    »Wer weiß das?«
    »Mein Team in … der Zentrale.«
    »Blödsinn«, sagte er zweifelnd.

    »GPS.«
    »Du trägst keinen Transponder. Wir haben dich in der Kirche gründlich durchsucht.«
    »Chirurgisch implantiert.«
    Ein wenig Gift sickerte in die zwinkernden irischen Augen. »Wo denn?«
    »Es ist ein sehr kleines, leistungsfähiges Gerät. Vielleicht steckt es in meiner rechten Pobacke, vielleicht auch in der linken. Oder in der Achselhöhle. Egal, selbst wenn Sie es jetzt finden, herausschneiden und zertrümmern würden, wüsste man schon, dass ich hier bin .«
    Er lehnte sich zurück und restaurierte langsam die Politikerfassade, die erste Sprünge bekommen hatte. Dann zog er einen Schokoriegel aus der Hemdtasche und schälte ihn aus seiner Hülle. »Magst du die Hälfte?«
    »Nein.«
    »Hast du was gegen Schokoriegel?«
    »Gerade eben wollten Sie mich doch noch umbringen.«
    »Nicht mit vergiftetem Süßkram.«
    »Es geht mir ums Prinzip«, sagte ich.
    »Du nimmst keine Süßigkeiten von Leuten an, die damit drohen, dich umzulegen.«
    »Genau.«
    »Na … dann bleibt mehr für mich.« Er biss ein Stück von seinem Riegel ab. »Nun zur dritten Option. Ich dachte schon, dass es darauf hinausläuft. Deshalb musste ich dir vertrauen und dir meine Lage schildern. Also: Ich kann dich sehr reich machen.«
    »Wie war das noch mit: Jeder ist sich selbst der Nächste ?«
    »Junge, ich mag dich, ehrlich, und deshalb weiß ich, dass es meine beste Option ist, mit dir zusammenzuarbeiten, aber das heißt noch lange nicht, dass ich dir was von meinem Anteil
abgeben würde. Ich wundere mich schon, weil ich dir den halben Schokoriegel angeboten habe.«
    »Danke für diese ehrlichen Worte. So etwas weiß ich sehr zu schätzen.«
    »Wenn ich dir vertrauen soll, dann musst du gute Gründe haben, mir ebenfalls zu vertrauen. Deshalb wollen wir von nun an nur noch ehrlich zueinander sein. Einverstanden?«
    Weil er mich so ehrlich anlächelte und weil es unhöflich gewesen wäre, nicht darauf einzugehen, erwiderte ich sein Lächeln.
    Im Geiste der Offenheit, die der Chief propagierte, sagte ich: »Ehrlich gesagt, glaube ich auch nicht, dass Rolf Utgard so großzügig ist, mir etwas von seinem Anteil abzugeben.«
    »Da hast du natürlich Recht. Für tausend Dollar würde Rolf seine eigene Mutter umbringen. Gut, vielleicht waren es auch fünftausend.«
    Er biss wieder von seinem Schokoriegel ab, und ich verdaute den Vorschlag, den er gemacht hatte.
    Nachdem ich mir genügend Zeit gelassen hatte, um den Anschein ernsthaften Nachdenkens zu erwecken, sagte ich: »Also, angenommen, ich habe einen Preis …«
    »Jedermann hat einen Preis.«
    »Wer würde meinen dann bezahlen?«
    »Die Männer, die hinter dieser Operation stehen, sind ausgesprochen zahlungskräftig. Sie haben ein Notfallbudget. Wenn du zu diesem späten Zeitpunkt, da so viel auf dem Spiel steht, zu uns stößt und uns verrätst,

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