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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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spreche mit dem zuständigen Mann, damit der unseren Deal absegnet. Wie schon gesagt, das dauert fünf Minuten, höchstens zehn.«
    »Mein Bein ist schon halb taub. Wie wär’s, wenn du mich loskettest, damit ich mir die Füße vertreten kann, während ich warte?«
    »Sobald ich wieder da bin«, sagte er. »Zusammen mit Rolf Utgard. Wir bringen einen Polygraphen mit, und dafür kannst du sowieso nicht angekettet sein.«
    Ich zeigte keine Reaktion, als hätte ich schon erwartet, dass sie mich an einen Lügendetektor anschließen würden, um meine Behauptungen zu überprüfen.
    »Du hast doch nichts dagegen, oder?«
    »Nein. Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich mich ebenso verhalten.«
    Er verließ den Raum und drückte die eine halbe Tonne schwere Tür hinter sich zu.
    Eine friedliche Stille schafft eine leichte Atmosphäre, aber dies war eine bange Stille, die so schwer war, dass sie mich lähmte und auf den Stuhl presste.

    Die Luft war so vom Gestank des parfümierten Desinfektionsmittels gesättigt, dass ich es schmecken konnte, als ich den Mund aufmachte. Auch der Geruch von Erbrochenem, den meine Vorgänger hinterlassen hatten, wirkte nicht gerade magenfreundlich.
    Die Wände waren nicht aus Betonblocks gemauert, sondern aus Stahlbeton gegossen, ebenso wie die Decke.
    Für den Luftaustausch sorgte eine Ventilationsöffnung hoch an der Wand. Zweifellos kam dahinter ein langer, schallisolierter Schacht, in dem sich alle Geräusche verloren. Falls noch ein Rest vorhanden war, dann wurde der von der Belüftungsmaschine verschluckt.
    Als ich den Kopf drehte, um Mr. Sinatra anzuschauen, saß der immer noch auf dem dritten Stuhl. Er hatte sich vorgebeugt, die Ellbogen auf die Oberschenkel gestützt und das Gesicht in den Händen vergraben.
    »Sir«, sagte ich, »jetzt sitze ich echt in der Patsche.«

27
    Weil mich mein angeketteter Knöchel daran hinderte, zu Mr. Sinatra zu gehen, kam er zu mir. Er ließ sich mir gegenüber auf dem Stuhl nieder, auf dem Chief Hoss Shackett gesessen hatte.
    Oben an der Decke war eine Lampe eingelassen. Geschützt wurde sie von einer Abdeckung aus mattem Kunststoff, die aussah wie ein blindes Auge.
    Der einzige Ort im Raum, an dem eine Kamera versteckt sein konnte, war der Luftschacht. Hinter dem Gitter war jedoch kein verräterisches Glitzern zu sehen.
    Angesichts der brutalen Verhörmethoden, die der Chief hier offenbar anwandte, war ohnehin nicht anzunehmen, dass er eine Kamera installiert hatte. Die hätte sonst vielleicht versehentlich - oder auf Betreiben von jemandem, der den Chief anschwärzen wollte - Verbrechen aufgezeichnet, die diesen ins Gefängnis gebracht hätten.
    Aus demselben Grund war der Raum wahrscheinlich auch nicht mit irgendwelchen Mikrofonen ausgestattet. Und falls doch - eigentlich war ja niemand da, mit dem ich hätte sprechen können.
    Mr. Sinatra hatte sein ironisches Auftreten völlig abgelegt. Er sah bestürzt aus.
    Sein Leben lang war er ein Patriot gewesen, der die Realität seines Landes ebenso geliebt hatte wie dessen Potenzial.
Der Anschlag, der mit Hilfe von Chief Shackett vorbereitet wurde, hatte ihn offensichtlich tief erschüttert.
    Im Dezember 1941, nach dem Angriff auf Pearl Harbor, war Ol’ Blue Eyes einberufen worden. Bei der Musterung hatte man ihn allerdings abgelehnt und für untauglich erklärt, weil er seit der Geburt ein Loch im Trommelfell hatte. Daraufhin versuchte er insgesamt viermal, trotzdem eingezogen zu werden. Alle einflussreichen Persönlichkeiten, die er kannte - also viele -, sollten die Army dazu bringen, seine Einstufung zu revidieren und ihn zum Dienst zuzulassen, aber das klappte nicht.
    Damals wog er zwar nur knapp über sechzig Kilo, hatte jedoch von Kindheit an gelernt, sich durchzubeißen. Immer bereit, sich selbst oder einen Freund zu verteidigen, machte er durch Beherztheit und Zähigkeit wett, was ihm an Körpermasse fehlte. Auseinandersetzungen ging er nie aus dem Weg, und er hätte wohl einen guten Soldaten abgegeben, wenngleich man womöglich ab und zu disziplinarische Probleme mit ihm gehabt hätte.
    Nun sagte ich zu ihm: »Als Sie in Hoboken in dem Mietshaus geboren wurden, wo Ihre Eltern damals lebten, da haben Sie mehr als zwölf Pfund gewogen. Ihre Oma Rosa war eine erfahrene Hebamme, aber ein so großes Baby hatte sie noch nie gesehen.«
    Er sah mich verblüfft an, weil ich den Plan, von dem Hoss Shackett berichtet hatte, so offenkundig ignorierte.
    »Der Arzt, der bei der Geburt dabei war, hatte

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