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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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wohl auf der rechten Seite befinden. Ich riss die erste auf, zu der ich kam, doch dahinter verbarg sich nur ein Lagerraum. Die zweite führte in ein verlassenes Büro.
    Am anderen Ende des Flurs tauchten zwei Uniformierte
auf, die entweder das eskalierende Getöse gehört hatten oder auf einen verzweifelten Handyanruf von Hoss Shackett reagierten. Ich hatte sie zwar noch nie gesehen, aber sie wussten sofort, dass ich nicht hierhergehörte, wahrscheinlich, weil ich durch den Flur hetzte und ziemlich gestresst aussah.
    Einer der beiden rief mir fragend zu, wer ich sei und was ich da tue, und ich erwiderte: »Ich suche bloß das Männerklo!«
    Noch während ich das rief, wurde deutlich, dass sie es mir nicht glaubten. Der eine zog seine Pistole, und der andere befahl mir, stehen zu bleiben und mich flach auf den Boden zu legen, aber Matt Damon hätte sich nie auf den Boden gelegt, bloß weil ihn irgendein Kerl mit einer Waffe dazu aufgefordert hätte.
    Glücklicherweise musste ich weder meine Armbanduhr noch einen meiner Schuhe zu einer tödlichen Waffe umfunktionieren, denn kaum hatte man mir befohlen, mich auf den Boden zu legen, als hinter mir die Tür des Treppenhauses aufkrachte. Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass der Schrott aus dem Verhörraum in den Flur gerasselt war wie ein modernes Kunstwerk, zu dem man den Inhalt eines Altmetallcontainers verwendet hatte.
    Da die beiden Polizisten nun abgelenkt waren, wagte ich es, mich an der Wand entlang auf die nächste Tür zuzubewegen.
    Ein neues Geräusch, ein grässliches Zerren und Reißen, erhob sich und wurde so rasch lauter, dass mich die Neugier überwältigte. Ich drehte mich um und sah, dass der Polterfrank persönlich in den Flur getreten war.
    Die aus seinen Händen pulsierende Energie riss die blau gesprenkelten Linoleumfliesen vom Boden und wirbelte sie in die Luft wie der Herbstwind einen Haufen trockene Blätter.
In ihrem wilden Walzer klickten und klackten die Fliesen hektisch aneinander.
    Weil die von diesem Anblick gelähmten Polizisten nicht in der Lage waren, Mr. Sinatra zu sehen, erschraken sie lediglich, statt von dem Spektakel in wilde Panik versetzt zu werden. Hätten sie den verstorbenen Sänger in seinem ganzen glorreichen Zorn erblickt, so hätten sie sofort ihre Waffen weggeworfen und wären heim zu Muttern geflüchtet.
    Da kam er, ohne von dem verflixten Loch im Trommelfell am Dienst für sein Land gehindert zu werden. Er war der resolute Gefreite Angelo Maggio aus Verdammt in alle Ewigkeit , der zähe Tom Reynolds aus Wenn das Blut kocht , der tapfere Joseph Ryan aus Colonel von Ryans Express und der rechtschaffene Sam Loggins aus Rivalen , aber vor allem war er Mr. Francis Albert Sinatra mit einer gewaltigen Wut auf die Feinde seiner Heimat und die unkultivierten Kritiker seiner makellosen Gesangskunst.
    Die kreisenden Metallmöbel und deren Überreste schienen die größte Gefahr darzustellen, weil die Linoleumfliesen wohl zu biegsam und weich waren, um mich ernsthaft verletzen zu können. Das konnte allerdings auch ein gefährlicher Irrtum sein, denn wenn die Fliesen eine kritische Geschwindigkeit erreichten, verwandelten sich ihre Kanten womöglich in messerscharfe Sicheln.
    Wie eine Woge bewegte sich der Boden auf mich zu, und tatsächlich erhob sich nun aus dem Tsunami potenziell tödlichen Linoleums ein schriller Ton. Er hörte sich an, als würden tausend Messer über Knochenrippen schaben.
    Entgeistert machten die Cops am anderen Ende des Flurs kehrt und nahmen Reißaus.
    Die nächste Tür rechts führte erstaunlicherweise tatsächlich ins Männerklo. Da angesichts des nahenden Getöses keine
Zeit war weiterzusuchen, schlüpfte ich hinein und wich ein Stück weit zurück, während die Tür automatisch zuging.
    Die Flutwelle aus wirbelndem Linoleum und klapperndem Metall polterte so lautstark durch den Flur, dass ich die Hände auf die Ohren presste.
    Obgleich Mr. Sinatra wütend auf mich gewesen war, als ich ihn bewusst gereizt hatte, vertraute ich seiner Intelligenz. Er würde, hoffte ich, schon merken, dass ich nichts von alledem wirklich gemeint und nur aus Verzweiflung so gehandelt hatte. Dennoch war ich erleichtert, als sich das Getöse an der Tür vorbeibewegte.
    Ein Fenster bot einen Fluchtweg, den ich jedoch nicht sofort nutzte. Zuerst musste ich pinkeln.
    Das war ein weiterer Unterschied zwischen mir und dem unermüdlichen Matt Damon. Er hatte nie Zeit oder auch nur das Bedürfnis, eine Toilette aufzusuchen

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