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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Chief mehrere erstaunliche Worte aus, die zu unzusammenhängend waren, als dass ich mich noch genau daran erinnern könnte. Die Silben, die Rolf Utgard brüllte, waren kaum verständlicher, aber genauso wenig druckreif. In den Stimmen der beiden lag weniger Wut als blankes Entsetzen.
    Kaum hatte ich die Tür erreicht, als etwas an die Abdeckung der Deckenlampe prallte. Kunststoff splitterte, dann prallte das Etwas noch einmal an die Decke. Es knallte, und dann war es plötzlich dunkel.
    Ich tastete mich am stählernen Türblatt entlang, fand den Griff, zog ihn nach unten und drückte gegen die Tür. Die hing offenbar auf kugelgelagerten Scharnieren, denn sie ließ sich trotz ihres Gewichts leicht bewegen. Ich öffnete sie gerade weit genug, um in den Flur schlüpfen zu können.
    Für Hoss und Rolf empfand ich durchaus Mitleid, wenn auch bei weitem nicht genug, um ihnen die Tür aufzuhalten. Ich drückte mich sogar dagegen, damit sie rasch zuging und die beiden im Finstern einsperrte. Abgeschlossen hätte ich auch, nur brauchte man dazu leider einen Schlüssel.

    Trotz der Sorgfalt, mit der man den Raum schallisoliert hatte, hörte ich das Donnern der Möbel, besonders wenn ein Stuhl oder der Tisch an die Stahltür krachten. Zu hören war auch das Gebrüll von zwei Männern, denn keiner der beiden hatte einen Knebel im Mund und Klebeband über den Lippen, was mir geblüht hätte, nachdem der Lügendetektortest danebengegangen wäre.
    Der Kellerflur mit dem interessant gesprenkelten Betonboden war kein Ort, an dem ich von irgendjemandem entdeckt werden wollte, der möglicherweise von dem Getöse im Verhörraum angelockt wurde. Ich rannte auf die Treppe zu, über die mich die beiden jüngeren Beamten hierherbegleitet hatten.

29
    Als ich die Treppe erreichte, um mich aus dem Keller der Polizeistation zu retten, verwandelte sich das gedämpfte Klappern und Klirren, das aus dem Verhörraum drang, in ein ausgewachsenes Getöse. Offenbar war die Stahltür aufgesprungen.
    Ich blickte mich um, sah jedoch weder Hoss Shackett noch Rolf Utgard. Auch Mr. Sinatra tauchte nicht auf.
    Durch die offene Tür kam stattdessen eine Sammlung übel missbrauchten öffentlichen Eigentums in den Flur geflogen: ein entstellter Metallstuhl, die verbogenen Einzelteile weiterer Stühle, milchweiße Kunststoffsplitter, ein einstmals solider Metalltisch, der nun in der Mitte zusammengefaltet war wie eine Scheibe Toastbrot …
    Der wirbelnde Schrotthaufen prallte an die Wände, verharrte einen Moment lang vor der Tür, aus der er gekommen war, und bewegte sich dann auf mich zu.
    In Richtung dieses Flurtornados gewandt, erklärte ich: »Also, Rod Stewart habe nicht ich ins Spiel gebracht. Das war jemand ganz anders!«
    Sogleich wurde mir klar, wie abwegig es war, mich vor einem Schrotthaufen rechtfertigen zu wollen. Ich drehte mich um und rannte die Treppe hinauf.
    Inzwischen war ich so viel gerannt, gesprungen, gekrabbelt, gehuscht, gehetzt, geklettert und geschwommen, dass
mein ganzer Körper schmerzte und ich spürte, wie meine Energie zur Neige ging.
    Im Lauf des Abends war ich von immer größerer Bewunderung für Matt Damon erfüllt worden. Trotz seiner Amnesie und der zahlreichen ruchlosen Regierungsbeamten, die ihm nach dem Leben trachteten, marschierte er durch Scharen skrupelloser Killer, die er entweder killte oder am Leben ließ, damit sie bereuen konnten, sich je einer faschistischen Ideologie verschrieben zu haben. Dabei marschierte er immer weiter, ebenso unbezwingbar wie unversehrt.
    Im Vergleich dazu war ich eine ziemlich erbärmliche Version eines edlen Ritters, wenn ich über Erschöpfung klagte, obwohl ich noch keinen einzigen Autounfall überlebt hatte. Matt Damon hätte in derselben Zeit schon sechs Unfälle hinter sich gebracht.
    Noch während ich die obersten Stufen hinaufkeuchte, hörte ich hinter mir ein gewaltiges Kreischen und Klappern. Offenbar war der todbringende Blechhaufen inzwischen bis ins Treppenhaus vorgedrungen. Das sich rasch nähernde Getöse verwies auf übernatürliche Kräfte, die eines früheren Weltstars mehr als würdig waren.
    Die Tür am Ende der Treppe war nicht verschlossen gewesen, als man mich in den Keller geführt hatte, und erfreulicherweise war sie jetzt immer noch nicht verschlossen. Ich trat in den langen Flur, der durchs ganze Erdgeschoss führte.
    So recht konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, durch welche Tür ich vom Hintereingang her hereingebracht worden war, aber sie musste sich

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