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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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einem feindlichen Soldaten gestanden hätte - mit seinem parfümierten Taschentuch nach ihm geschlagen?«
    Von Mr. Sinatras Fäusten lösten sich, nur für mich sichtbar, konzentrische Ringe aus Energie und wanderten pulsierend durch den Raum.
    »Meinst du dann etwa«, sagte ich zu Hoss Shackett, der sich, ohne das sich zusammenbrauende Unwetter zu ahnen, auf seinen Stuhl gesetzt hatte, »dass Sinatra und Dean Martin womöglich nicht bloß gute Freunde waren?«
    Rolf Utgard kam auf mich zu. »Sag mal, was soll das eigentlich?«, knurrte er.

    Der in der Ecke stehende Stuhl begann leicht von einer Seite zur anderen zu schaukeln, als die Energieimpulse aus Mr. Sinatras Fäusten ihn erreichten.
    »Ich sage bloß, der Bursche war ein jämmerliches Weichei«, erwiderte ich, weil mir keine neue Beleidigung einfiel.
    »Dieser alte Kram ist doch sowieso stinklangweilig«, sagte der Chief. »Da singt selbst Rod Stewart besser.«
    »Was keine große Kunst ist«, bemerkte ich.
    Inzwischen sahen Utgards gelbe Augen nicht mehr halb so furchterregend aus wie Mr. Sinatras blaues Augenpaar. »Hältst du jetzt endlich mal die Klappe?«, fragte er.
    »Wieso? Bist du etwa ein Fan von Rod Stewart?«
    Der Kerl war ein derart kompaktes Paket aus Muskeln und Knochen, dass man sich wahrscheinlich die Hand brach, wenn man ihm einen Faustschlag versetzte.
    Mit der Miene eines unter Zahnschmerzen leidenden Grizzlybären knurrte er: »Setzen!«
    »He, Kumpel, nur mit der Ruhe, okay? Schließlich wollen wir dasselbe! Willst du nicht, dass dieses miese Land in Grund und Boden gebombt wird?«
    Vielleicht gehörte einer der von Blossoms Oma so geschätzten Gorillas zu Rolf Utgards Stammbaum, denn die Instinkte des Fleischbergs waren näher am Dschungel als die seines Komplizen. Er wusste, dass an mir etwas faul war, und er handelte entsprechend.
    Der Schlag ins Gesicht, den er mir mit dem Handrücken verpasste, kam so schnell, dass ich kaum die Bewegung seines Arms sah, und war so hart, dass jeder Gorilla vor Neid die Zähne gebleckt hätte.
    Ich dachte, ich hätte den Treffer hingenommen, ohne umzukippen, aber als ich versuchte wegzulaufen, merkte ich, dass ich lang ausgestreckt am Boden lag.

    Ich leckte mir die Lippen, schmeckte Blut und rief Mr. Sinatra aufmunternd zu: »Gott schütze Amerika!«
    Nachdem man es Frankieboy verweigert hatte, im Zweiten Weltkrieg für sein Land zu kämpfen, ergriff er diese Gelegenheit. Mit wild blickenden blauen Augen rastete er endgültig aus.
    Er streckte waagrecht die Arme aus, öffnete die Fäuste und spreizte die Finger. Aus den nach oben gewandten Handflächen pulsierten blassblaue Ringe, reine Energie, die in der Lage war, unbelebte Dinge in Bewegung zu versetzen.
    Der Stuhl in der Ecke begann sich auf einem Bein zu drehen. Aus dem Beton des Bodens stieg ein schriller Ton auf, als hätte man eine Bohrmaschine angesetzt.
    Statt mein Gesicht mit mehreren Schuhabdrücken zu verzieren, wandte Utgard sich dem Lärm zu.
    Chief Hoss Shackett, der zu seinem Unglück Rod Stewart positiv mit Frank Sinatra verglichen hatte, erhob sich perplex von seinem Stuhl.
    Hinter der Tür erwarteten mich die Freiheit und die Hoffnung, noch mindestens einen Cheeseburger verzehren zu können. Als erster strategischer Schritt dahin kroch ich vorläufig unter den Tisch, um dort Schutz zu suchen, während ich mein weiteres Vorgehen plante.
    Der wirbelnde Stuhl schoss an die Decke, prallte vom Beton ab und krachte von dort mit derartigem Getöse auf die Tischplatte, dass ich das Gefühl hatte, in einer Trommel zu hocken.
    Der Lärm nahm zu. Offenbar flogen nun alle drei Stühle im Zimmer herum, eine erschreckende Menge ausgeflippter Möbel auf so kleinem Raum.
    Hoss Shackett fluchte, und Rolf Utgard tat dasselbe, bloß noch übler. Als der Chief seinem Kraftausdruck ein schmerzhaftes
Grunzen folgen ließ, wusste ich, dass die Gerechtigkeit doch manchmal auch auf dieser Welt ihren Lauf nahm.
    Im nächsten Augenblick erhob sich der Metalltisch über mir ein Stück weit vom Boden. Auf Händen und Knien kriechend, versuchte ich mich zwischen den Tischbeinen zu halten, während diese sich so rasch zu drehen begannen, dass ein schwirrendes Geräusch entstand.
    Ich gab meinen halbgaren Plan auf, die Tür in mehreren Etappen zu erreichen, und krabbelte so rasch wie eine Kakerlake los, um zu entkommen, bevor der schwere Tisch und der noch schwerere Wagen mit dem Polygraphen mit tödlicher Wucht von Wand zu Wand krachten.
    Hinter mir stieß der

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