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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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CD also in dem Stapel mit meinen Rohlingen und ließ den FedEx-Umschlag in eine Schreibtischschublade fallen.
    Das Telefon klingelte. Ich riss den Hörer von der Gabel. »Ari?«
    »Ich verstecke mich grade am Ende der Welt.« Es war Joe Vente. »Merk dir mal diese Nummer.« Er rasselte eine Ziffernfolge herunter. »Niemand außer dir hat diese Nummer – sollten sie mich also umbringen, wäre ich stinksauer auf dich.«
    »Von mir hört keiner eine Silbe.«
    »Ich hab die Polizei angerufen und gemeldet, dass Elisabeta oder wie auch immer die Hexe hieß, tot in ihrer Wohnung liegt. Du kannst dich also drauf gefasst machen, dass es demnächst dicke für dich kommt.«
    »Mach ich.«
    »Und außerdem hab ich mir die Exklusivstory jetzt aber zweifach verdient.«
    »Heißt das …?«
    »Da kannst du aber deinen Arsch drauf verwetten. Ich hab sie gefunden.«

[home]
    44
    I ch erwischte Trista vor ihrem Bungalow in Santa Monica, wo sie gerade einen Armvoll leere Dasani-Flaschen in den Recyclingcontainer warf. »Wasser in Flaschen?«, sagte ich. »Ist das ökologisch nicht schrecklich unverantwortlich?«
    Sie drehte sich um, beschattete ihre Augen mit einer Hand, und als sie mich erkannte, schenkte sie mir ein trauriges Lächeln, das aber im Handumdrehen ins Kokette überging. »Ihr T-Shirt ist aus Baumwolle«, gab sie zurück. »Um einen Hektar Baumwolle anzubauen, braucht man 250  Kilo Nitrogen-Dünger. Ihr Auto …« Sie deutete mit ihrem hübschen Köpfchen auf meinen alten Camry, »… würde ungefähr sechs Kilometer mehr pro Liter Benzin schaffen, wenn Sie auf Hybrid umstellen würden. Und damit würden Sie Ihren Kohlendioxidausstoß um zehn Tonnen verringern.« Als ich näher kam, beugte sie sich vor, so dass ihr das blonde Haar ins Gesicht fiel, und musterte meine Hose. »Ist das ein Handy, was Sie da in der Tasche haben, mein Lieber? Das hat einen Tantal-Kondensator. Tantal wird aus Niob gemacht, und achtzig Prozent dieses Erzes werden aus Flussbetten im Ost-Kongo gewonnen, wo die Gorillas leben. Beziehungsweise früher mal gelebt
haben.
«
    »Ich geb mich ja schon geschlagen«, sagte ich.
    »Wir sind alle Heuchler. Wir richten alle Schaden an. Allein dadurch, dass wir leben. Ja, und auch, indem wir Mineralwasser aus Flaschen trinken.« Sie schwieg einen Moment. »Sie lächeln mich an. Sie werden mit mir doch jetzt nicht etwa ganz gönnerhaft flirten, oder?«
    »Nein. Ich hatte bloß ein paar wirklich heftige Tage, und Sie sind so was wie ein Hauch Frischluft im Moment.«
    »Sie mögen mich.«
    »Aber nicht so.«
    »Nein? Warum denn dann?«
    »Weil Sie anders denken als ich.«
    »Ich freu mich, Sie zu sehen, Patrick.«
    »Ich hab ihn nicht umgebracht.«
    »Ich weiß.«
    »Woher?«
    »Die Wut steht Ihnen ins Gesicht geschrieben. Nur Ihren Schmerz wollen Sie nicht zugeben. Kommen Sie rein.«
    Umzugskartons standen auf dem Fliesenboden herum – offensichtlich hatte die Produktionsfirma nicht lange gefackelt und sie sofort nach Hause geschickt, nachdem sie für Keith nicht mehr gebraucht wurde. Ich sah mich im Bungalow um. Eine erstklassige Lage: vier Straßen vom Strand entfernt, neunzig Quadratmeter, die wahrscheinlich mehrere tausend Dollar Miete kosteten. In der Küche befand sich nur eine Zeile, die gerade mal Platz für eine Spüle, eine Mikrowelle und eine Kaffeekanne bot. Abgesehen von einem winzigen abgeteilten Bad neben dem Kleiderschrank, war der ganze Wohnbereich ein einziger Raum.
    An den Wänden hingen Poster von Walen. Sie bemerkte meinen Blick und sagte: »Ich weiß, das sind Poster für Sechstklässlerinnen. Aber irgendwie kann ich nicht anders. Diese Tiere sind so klasse, das haut mich einfach um.« Sie nahm eine Flasche Bombay Sapphire vom Boden, goss sich ihr Glas wieder voll und gab einen Spritzer Tonic dazu. »Ausreden. Wahrscheinlich halten Sie mich für eine …«
    »Nein, bitte«, unterbrach ich sie. »Einer Frau, die Gin trinkt, kann man vertrauen.«
    »Ich würde Ihnen ja welchen anbieten, aber er wird langsam knapp, und ich brauch das Zeug, um das hier durchzustehen.« Sie legte eine Nachttischlampe zu den Socken in einem Abfalleimer aus Metall. Dann sah sie sich überwältigt um.
    »Ich zieh zurück nach Colorado«, erklärte sie. »Wird schon gutgehen. Ich werde mir ein neues Projekt suchen und … und …« Sie hatte mir den Rücken zugewandt, und als sie die Hand zum Gesicht führte und ihre Schultern zuckten, merkte ich, dass sie weinte. Oder sich bemühte, nicht zu weinen. Sie

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