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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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mich mit seiner Freundin auf dem Autorücksitz ertappt. »Natürlich. Ich muss bloß kurz dem Chef Bescheid sagen.«
    Er ließ die Tür einen Spaltbreit offen, als er hinausging, so dass ich beobachten konnte, wie er einen Stapel Hängeordner beiseiteschob, um sich auf eine Tischkante setzen zu können. Der Tisch schien darüber nicht besonders glücklich zu sein. Der Telefonhörer verschwand in seiner Hand. »Hallo, Chef? Ich bin gerade mit Davis in Vernehmungsraum Nummer fünf. Er möchte einen Anwalt … Ja, ich habe sofort aufgehört, ihm weitere Fragen zu stellen … Ich weiß, ich weiß.« Er machte ein klickendes Geräusch. »Dichter Verkehr? Na, dann wird er wohl warten müssen, bis sein Anwalt es bis zu uns geschafft hat. Aber in der Sammelzelle sitzen diese ganzen Latinoschläger, die die Metro gerade hochgenommen hat.« Die sanften blauen Augen wanderten zu mir. »Hören Sie, der ist von der gutbürgerlichen Sorte, ich glaube nicht, dass er gerne zusammen mit diesen …« Er nickte. Und nickte nochmals. »Okay. Ich weiß. Ich kann ihn jetzt nicht mehr darüber informieren, wie wir ihm helfen könnten, wenn er bereit wäre, mit uns zu reden … Was? … Nein, ich glaube nicht, dass er weiß, für wie inkompetent und kurzsichtig Sie Detective Gable halten … Jaja, den Wald vor lauter Bäumen nicht, immer dasselbe mit ihm. Wenn Davis uns helfen würde, in diesem Chaos endlich klarzusehen, könnten wir die Sache tatsächlich aufklären, aber er hat das Gefühl, dass der Zeitpunkt dafür schon längst vorbei ist. Das ist schade, denn eigentlich habe ich den Eindruck, dass er ein ganz anständiger Kerl ist, der nur leider bis über beide Ohren in Schwierigkeiten steckt. Aber er lässt uns keine andere Wahl … Okay … Okay.« Er legte auf.
    »Nette Show«, bemerkte ich.
    Er setzte sich an den Tisch und blätterte in irgendwelchen Akten. Ich starrte ihn durch den Türspalt an, aber er sah gar nicht hoch.
    »Ich
kann
nicht mit Ihnen sprechen«, erklärte ich.
    Er drehte sich um und rief jemandem, den ich nicht sehen konnte, zu: »Murray, wir brauchen dann wohl ein Überstellungsformular für Davis.«
    »Meine Frau«, stammelte ich. »Meine Frau könnte in …«
    Er blickte durch den schmalen Türspalt. »Entschuldigen Sie … haben Sie grade mit mir gesprochen?«
    »Bitte.«
    »Sind Sie bereit, mit mir weiter über die heutigen Ereignisse zu reden, auch wenn kein Anwalt dabei ist?«
    Ich sah in den Einwegspiegel, damit sie es aufzeichnen konnten. »Ja.«
    Er kam zurück in den Vernehmungsraum und verschränkte die Arme.
    »Ich kann Ihnen nichts erzählen, was Ihnen weiterhelfen würde«, erklärte ich. Im gleichen Moment machte DeWitt auf dem Absatz kehrt, um das Zimmer wieder zu verlassen. »Hey, warten Sie doch. Ich mache keine schlechten Scherze. Meine Frau ist in Gefahr.«
    »Sagen Sie uns, was Sie wissen, und wir kümmern uns drum. Wenn Ihre Frau in Gefahr ist, können wir sie beschützen.«
    »Sie verstehen mich nicht. Die wollen …«
    »Was wollen sie?«
    »Sie glauben, dass ich etwas habe.«
    »Was haben Sie denn? Wir können Ihnen nicht helfen, wenn Sie uns nicht lassen.«
    »Sie werden meine Frau umbringen. Verstehen Sie denn nicht? Sie werden sie umbringen, wenn ich Ihnen irgendetwas erzähle.«
    »Niemand muss erfahren, was Sie uns erzählen.« Da ich schwieg, versuchte er es anders. »Wer sind ›sie‹ überhaupt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Seine blauen Augen glühten. »Wo ist Ihre Frau?«
    »Sie
haben
sie bereits!«
    »Okay«, beschwichtigte er mich, »jetzt mal schön der Reihe nach. Sie können uns alles erzählen, ohne damit Ihre Frau zu gefährden. Wir werden sie selbst finden.«
    »Sie werden sie nicht finden.«
    »Leute finden ist unser Beruf. Und
wenn
wir sie finden, werden Sie uns dann Ihre ganze Geschichte erzählen?« Sein Blick war fest. »Ich will Ihr Wort darauf.«
    »Okay«, willigte ich ein. »
Wenn
Sie sie finden. Und ich mit ihr sprechen kann, damit ich weiß, dass es ihr gutgeht.«
    Er sah in den Spiegel und nickte kurz, um zu signalisieren, dass es jetzt losgehen konnte. »Ich komme nicht darum herum, Sie hier warten zu lassen. Müssen Sie vielleicht mal auf die Toilette?«
    »Nein. Sorgen Sie nur dafür, dass meine Frau nicht gefährdet wird.«
    »Gehen Sie nirgendwohin.« Er lächelte mich sanft an und zog dann die Tür hinter sich zu.
    Ich streckte mich auf der Bank aus und wartete darauf, dass das Hämmern in meinem Kopf etwas nachließ. Dabei musste ich wohl

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