Oder sie stirbt
sprechen?«
»Sie arbeitet nicht mehr an diesem Fall.«
»Wo ist Gable?«
»Wir stehen höher als Gable«, antwortete DeWitt ganz entschieden.
»Sechster Stock«, schob Verrone nach.
Mein Hirn lief auf Hochtouren, aber ich konnte keinen sinnvollen Gedanken fassen. Hatte ich nun endgültig keine Alternativen mehr, jetzt, da Arianas Leben auf dem Spiel stand?
»Ein Nachbar hat die Explosion vor ein paar Stunden gemeldet.« DeWitt blickte auf meine Handschellen und drehte unbewusst an der Taucheruhr an seinem eigenen Handgelenk. »Keith Conners Haus, können Sie sich daran noch erinnern?« Er stieß einen Pfiff aus. »Wir sind also ausgerückt und haben Sie dort gefunden. Betrachten Sie es mal aus unserer Perspektive. Ich muss jetzt leider die harte Tour fahren und ein paar Antworten aus Ihnen rauskriegen.«
Ich konnte spüren, dass Verrones regloses Gesicht die ganze Zeit auf mich gerichtet war. Seine starren Augen waren wie eine unausgesprochene Herausforderung. Ich merkte, dass er mir Angst machte.
»Ich weiß nicht, ob ich irgendwelche Antworten für Sie habe«, meinte ich.
»Wer hat Sie angegriffen?«, fragte DeWitt.
»Ich habe ihn nicht gesehen. Namen weiß ich sowieso keine.«
»Aber die haben Sie nicht getötet. Das bedeutet, dass Sie wohl irgendetwas besitzen, das diese Leute wollen.«
»Nein. Sie wollen nicht, dass ich sterbe. Ich bin ihr Sündenbock für den Mord an Keith Conner. Wenn ich sterbe, sähe das ziemlich verdächtig aus.«
»Und Sie meinen, das hier sieht nicht verdächtig aus?«
»Natürlich.
Ich
sehe verdächtig aus. Deswegen bin
ich
ja auch verhaftet worden.«
»Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Sie Flachwichser«, mischte sich Verrone ein. Diesmal gab es keinen Zweifel daran, dass er wirklich redete. Und es gab auch keinen Zweifel daran, wer hier die Rolle des bösen Polizisten übernehmen würde. Aus der Innentasche seiner Jacke zog er eine durchsichtige Tüte hervor, die ein Beweismittel enthielt. Ein Fleischmesser. Er ließ die Tüte leicht hin- und herschwingen. »Wir wollen eine Erklärung hierfür. Und wir wollen eine Erklärung, was Sie vor Keith Conners Haus gemacht haben, verdammt!«
»Flachwichser?«, echote ich.
»Sie wissen doch, wie man einen Frosch kocht, oder, Davis?«
»Ich kenn die Geschichte«, erwiderte ich. »Wenn man ihn in heißes Wasser wirft, hüpft er sofort wieder raus. Also stellt man ihn in einem Topf mit kaltem Wasser auf den Herd und dreht ganz langsam die Temperatur hoch. Das geht so langsam, dass der Frosch es gar nicht merkt. Er bleibt drin sitzen, bis er gekocht ist. Und für den Fall, dass ich noch nicht gemerkt haben sollte, wie sehr ich – um es mal bildlich auszudrücken – am Arsch bin …« Ich deutete auf meine Umgebung, so dass die Handschelle rasselte. »… werden Sie mir jetzt gleich erzählen, dass ich der Frosch bin.«
Ich hätte schwören können, dass DeWitt leicht amüsiert dreinblickte.
Verrone stand so rasch auf, dass der Stuhl unter ihm nach hinten wegrollte. Nach seiner vorherigen Starre wirkte das ziemlich einschüchternd. DeWitt stand auf und drehte sich zu ihm um. Sein Kollege musterte mich und ließ die Kiefermuskeln spielen. Dann zeigte er auf mein Gesicht. »Das war der erste und letzte Witz, den Sie sich mit mir erlaubt haben.«
DeWitt trat vor mich hin. »Hier ist der Weg zu Ende. Diesmal können Sie sich nicht wieder rauswinden. Die Staatsanwältin und der Leiter dieser Ermittlungen sind sich einig. Sie werden mit der Wahrheit rausrücken müssen. Warum waren Sie bei Keith?«
Sogar wenn ich den Kopf senkte, bedrängte mich sein breiter Schatten noch. Ich konnte regelrecht die Wärme spüren, die von seinem Körper abstrahlte.
Irgendwo da draußen war die CD . Ariana war auch irgendwo da draußen und starb vor Angst. Und ich saß hinter Gittern und konnte nichts tun, um ihr zu helfen. Wenn ich redete, würden sie sie töten.
»Ich möchte einen Anwalt sprechen«, verkündete ich.
DeWitt seufzte und trat wieder einen Schritt zurück.
»Wow«, kommentierte Verrone mit angeekeltem Gesichtsausdruck, »jetzt versucht er’s auf
die
Tour.« Er ging zur Tür. »Ich geh mal pinkeln.«
DeWitt und ich blieben allein zurück. Nervös guckte ich zu dem Einwegspiegel, aber der guckte nur zurück.
»Sie müssen mir die Möglichkeit geben, mich rechtlich beraten zu lassen«, insistierte ich.
»Natürlich.« DeWitt trat noch einen Schritt zurück. Sein großes freundliches Gesicht wirkte enttäuscht, als hätte er
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