Oder sie stirbt
Kleidungsstücken zog sich von der Tür bis zum Bett. Der UCLA -Kapuzenpulli, in dessen Ärmel sie Löcher für die Daumen geschnitten hatte, damit sie sich die Hände wärmen konnte an den kalten Morgen, wenn ich sie zu ihrem Wohnheim zurückbegleitete. Das Morro-Bay-T-Shirt, das wir gekauft hatten, als wir zum Eichhörnchenfüttern fuhren und in dem flohverseuchten Hotel übernachteten, das wir scherzhaft »Gasthaus zur Pferdebremse« nannten. Ihre Jeans mit den Lackflecken, die Hosenbeine auf links gedreht. Und auf einem heruntergefallenen Kissen auf dem Boden schließlich die Spitzenwäsche, die sie zur Hochzeit getragen hatte. Nichts hätte unsere Beziehung treffender nachzeichnen können.
Mein Ohr lag flach auf der Rückseite ihres Oberschenkels, und ich spürte ihren Körper vibrieren, als sie sagte: »Du hast mir gefehlt.«
Ich nahm die Wärme ihrer Haut in mich auf und antwortete: »Ich fühle mich, als hätte ich dich wiedergefunden.«
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49
I ch war so voller Adrenalin, dass ich fast bis Tagesanbruch keinen Schlaf fand, doch irgendwann ließ meine Wachsamkeit nach, und die Last so vieler schlafloser Nächte trug den Sieg davon. So traumlos, fest und sorgenfrei hatte ich seit meinen Teenagertagen nicht mehr geschlafen. Als ich aufwachte, lag der Revolver nicht mehr auf dem Nachttischchen, aber ich hörte Arianas vertraute Schritte in der Küche. Und als ich mich aus dem Bett gehievt, vier Ibuprofen eingeworfen und mich nach unten geschleppt hatte, war es fast zwei Uhr nachmittags.
Ariana saß mit dem Rücken zu mir im Schneidersitz auf dem Wohnzimmerboden, die Waffe und den Störsender neben sich. Sie untersuchte gerade einen Haufen des geschredderten Papiers, das ich bei Ridgeline hatte mitgehen lassen. Keiner der Fetzen war größer als ein Daumennagel.
Als ich näher kam, sah ich, dass sie verschiedene Häufchen gebildet hatte, nach Farben sortiert. Das größte bestand aus ungefähr zehn Teilen und nahm sich immer noch winzig aus neben dem unsortierten Haufen. Doch Ariana wirkte so unverzagt wie immer.
»Weiß haben wir in rauhen Mengen«, stellte sie fest, als ich hinter sie trat. »Grau etwas weniger. Das eine oder andere rosa Stückchen, aber ich glaube, das war bloß ein Pizzakarton. Und dann sind da noch ein paar von diesen etwas festeren. Komisch.« Sie hielt ein silbrig weißes Viereck in die Höhe. Ich griff danach und bog es zwischen Daumen und Zeigefinger, woraufhin es seine alte Form wieder annahm.
»Ein Zeitschriftencover vielleicht?«, schlug ich vor.
»Auf den paar, die ich gefunden habe, war aber nirgends Schrift drauf.« Sie lehnte sich an meine Beine und sah zu mir empor. Hinter ihrem Ohr steckte eine Mariposa-Blüte.
Lavendelfarben.
»Du hast ja gar nicht …« Ich hielt inne.
Leicht verlegen hob sie die Hand an die Blüte. »Du hast gemerkt, dass ich die andere Farbe nicht mehr trage?«
»Natürlich.«
Sie lächelte nicht, schien aber zufrieden. Dann machte sie sich wieder ans Sortieren.
»Besteht irgendwie die Hoffnung, dass wir daraus etwas Brauchbares zusammensetzen können?«, erkundigte ich mich.
»Wahrscheinlich nicht. Aber es ist eine von zwei Spuren. Sie haben wirklich alle Register gezogen, um diese CD wiederzukriegen – vielleicht führt uns doch irgendeine von diesen Spuren zu ihnen. Gehst du noch mal zurück zur Starbright Plaza? Um dich nach dem Mieter zu erkundigen oder so?«
»Ich lass dich nicht allein. Du bist neulich erst gestorben.«
»Patrick, wir schaffen das niemals, wenn wir uns hier vergraben. Und was sollen wir denn sonst tun? Abwarten, bis der nächste Trupp vom Morddezernat uns die Tür eintritt?«
Ich wollte nicht zugeben, dass das nach den letzten grauenvollen vierundzwanzig Stunden genau mein Plan war. Im Moment fand ich allein den Gedanken unerträglich, von ihr getrennt zu sein. »Es hat überhaupt keinen Sinn, dass ich zur Starbright Plaza gehe«, antwortete ich. »Wir wissen doch beide, wie das ausgehen würde. Diese Typen denken an alles. Wenn ich die Polizei drauf ansetze, hält man mich nur für noch gestörter. Außerdem hab ich von dort schon alles mitgenommen, was uns von Nutzen sein könnte.« Ich blickte auf die Festplatte, die immer noch in der Küche lag. »Da fällt mir ein, ich muss mal ein bisschen rumtelefonieren und rausfinden, wo dieses Kopierer-Modell von Sharp verkauft wird.«
»Unten bei Kinko’s stehen zwei von der Sorte«, sagte sie. »Und einer auf dem Ventura Boulevard. Den kennst du sicher
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