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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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anscheinend gar nicht vor, mir weh zu tun. Zumindest jetzt noch nicht.
    Ich trottete zurück ins Haus, ließ mich auf einen Stuhl fallen und blieb schwer atmend sitzen. Mehr als atmen brachte ich in diesem Moment nicht zustande.
    Nach einer Weile stand ich auf und kontrollierte die Küchenschublade. Die beiden neuen Schlüssel für die Alarmanlage lagen nach wie vor an ihrem Platz. Hier schien nichts angefasst worden zu sein. Am Fuß der Treppe blieb ich stehen und starrte auf die Tastatur und das Display der Alarmanlage, als könnte sie mir etwas erzählen. Dann ging ich nach oben und warf einen Blick in unser Schlafzimmer und mein Büro. Der Deckel von der Packung DVD -Rohlinge war abgenommen worden und lag daneben. Beim Durchzählen stellte ich fest, dass wieder einer fehlte. Zurück im Wohnzimmer, entdeckte ich, dass das Stativ hinter der Palme hervorgezogen und die Gardine zugezogen worden war. Der Speicher meines Camcorders war selbstverständlich gelöscht. Wie benommen ging ich ins Nebenzimmer.
    Das Laufwerk des DVD -Players stand offen, und ich sah, dass eine silberne Disc darin lag.
    Ich schob es mit dem Daumen zu und ließ mich aufs Sofa sinken. Das Geräusch, das der Fernseher beim Einschalten von sich gab, kam mir ungewöhnlich laut vor. Da der Bildschirm hartnäckig leer blieb, spielte ich ein bisschen an den Knöpfen herum, drückte auf
Select,
TV
/Video,
die üblichen Verdächtigen eben.
    Schließlich sah ich mich. Auf dem Sofa. Ich trug meine Sachen. Von heute.
    Ich starrte aufs Bild und kaute auf meiner Unterlippe herum, während ich wartete. Mein Bildschirm-Ich kaute auf seiner Bildschirm-Unterlippe. Mir gefror das Blut in den Adern, und ich versuchte zu schlucken, doch meine Kehle war wie zugeschnürt.
    Ich hob eine Hand. Mein Doppelgänger hob ebenfalls eine Hand. Ich sagte »Oh Gott« und hörte meine eigene Stimme aus den Lautsprechern kommen. Ich holte zittrig Luft. Mein Doppelgänger holte zittrig Luft. Er wirkte völlig vor den Kopf gestoßen, seine Gesichtsfarbe war unmenschlich bleich.
    Ich stand auf und ging auf den Fernseher zu, wobei mein Bild immer größer und größer wurde wie bei Alice im Wunderland. Dann nahm ich den Flachbildschirm von der Wand und stellte ihn mit dem kompletten Kabelsalat auf den Boden. Noch immer starrte mich mein Bild an, aus unveränderter Perspektive. Als ich das Gerät hin und her schob, veränderte sich immer noch nichts. Schließlich griff ich in die obersten Fächer unseres Fernsehregals und riss ein paar Stecker heraus. Nichts. Ich räumte Discs und Bücher aus den Regalen und schlug mit einem Briefbeschwerer ein Loch in die Rigipswand, doch die Suche blieb erfolglos. Schließlich griff ich nach unten und öffnete die Glastür, hinter der Arianas Schallplattensammlung aus Teenagerzeiten lagerte. Da begann sich mein Fernsehbild plötzlich schwindelerregend zu drehen.
    Ich ging in die Hocke. Ganz oben auf der Glastür fand ich eine winzige Linse. Als ich die Tür öffnete und wieder schloss, bewegte sich das Bild des Zimmers auf dem Bildschirm entsprechend mit. Ich machte die kleine Linse los, von der ein Kabel nach hinten verlief, über die staubige Plattenhülle von
Dancing on the Ceiling.
Ich zog leicht, und das Kabel gab nach, wenn auch mit einem leichten Widerstand. Am Ende des Kabels hing ein Handy wie eine Regenbogenforelle am Angelhaken. So ein dämliches Prepaid-Ding, wie man sie überall dutzendweise im Einzelhandel kaufen konnte. Mit zitternder Hand umklammerte ich das schäbige Handy, das hier natürlich perfekten Empfang hatte. Im Gegensatz zu meinem 300 -Dollar-Sanyo.
    Ich trat einen Schritt zurück, dann noch einen. Benommen ging ich die Treppe hoch und zog mich ins Badezimmer zurück, den Punkt im Haus, der am weitesten von der Linse entfernt war. Ich handelte ganz automatisch, wie ein Tier, ein Zombie, und meine Aktionen waren auch ungefähr genauso sinnvoll. Ich drehte die Dusche auf und stellte sie so heiß, wie es ging, so dass der Wasserdampf den Raum füllte. Ich war nicht sicher, ob das Geräusch des laufenden Wassers mich vor irgendwelchen anderen Abhöranlagen im Haus schützte, aber in den Filmen funktionierte es schließlich auch immer, und in diesem Fall kam mir die Idee einfach klug vor.
    In einem lichten Moment ging ich in mein Büro, wo ich mir mein digitales Diktiergerät schnappte, um jeden Anruf aufzuzeichnen, der ab jetzt bei uns einging. Dann verzog ich mich wieder ins Bad und setzte mich auf den Boden, so dass der

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