Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
Vom Netzwerk:
hier für mich machst. Es könnte dich auch in Gefahr bringen. Geht das klar für dich?«
    Er winkte ab. »Du bist doch bestimmt schon wieder zu spät dran für irgendeinen Kurs, oder?«
     
    Obwohl in Doug Beemans Apartment kein Licht brannte, klopfte ich noch einmal an die Tür mit dem abblätternden Lack. Wieder keine Antwort. Kein Auge hinter dem altmodischen Schlüsselloch, nur Schwärze. Ich lehnte die Stirn gegen den Türrahmen und ließ die Geräusche und Gerüche der Nachbarschaft auf mich einströmen.
    Das Stampfen eines aufgemotzten Autoradios. Den Duft würzigen Essens, vielleicht indisch. Die Übertragung eines Spiels der Lakers, die verrauscht durch die dünnen Wände drang.
    Ich brannte auf Antworten. Solange ich die nicht bekam, wollte ich unbedingt Kontakt zu anderen Beteiligten, um sämtliche Einzelheiten noch einmal durchzugehen und ganz genau zu betrachten. Auf meinem Weg zu Doug Beeman hatte ich einen Abstecher zu der bewussten Sackgasse gemacht und war nicht überrascht, dass der Honda Civic verschwunden war. Sobald ich das Geld aus dem Kofferraum geholt hatte, hatten sie den Wagen weggebracht. Und jetzt – Stille hinter Beemans Tür, Dunkelheit hinter seinen Vorhängen. Als ich mich umdrehte, merkte ich, dass ich mir deswegen ziemliche Sorgen machte.
    Arianas Worte hallten immer noch in meinem Kopf und warnten mich vor den Konsequenzen, die ich mir noch gar nicht vor Augen geführt hatte. Ich wünschte, ich hätte hier irgendetwas gefunden, um ihre Befürchtungen zu zerstreuen. Ich würde einfach gleich am folgenden Tag wieder vorbeikommen, um mich zu vergewissern, dass es Beeman gutging. Außerdem hatte ich bereits beschlossen, nach den Vormittagskursen nach Indio zu fahren, um nach Elisabeta zu sehen.
    Ich wandte mich zum Gehen. Der Wohnblock – ebenso wie die Straßen ringsum – vibrierte von Leben und Bewegung, Musik und Motoren. Man hörte, wie zischend Bierdosen geöffnet wurden, Kinder kicherten, eine Frau in ein Telefon schrie. So viele Menschen. Wie viele von ihnen standen kurz vor einer Katastrophe? Ein Aneurysma, ein lauernder Blutpfropf, eine Herzklappe, die demnächst versagen würde? In wie vielen von diesen Wohnungen gab es ein Gasleck, ein kaputtes Dach, tödlichen Schimmel, der die Wand hinaufkroch?
    Für welchen Namen in meinem Adressbuch tickte auch gerade die Uhr?
     
    An der Kreuzung wuchs mein Unbehagen beträchtlich. Meine Knie zitterten, meine Fingernägel trommelten aufs Lenkrad, und ich wand mich auf meinem Sitz wie ein Kind kurz vor der Pause. Die Uhr an meinem Armaturenbrett zeigte 18.53  Uhr. Noch sieben Minuten, dann sollte ihre nächste E-Mail eintreffen. Mir fiel auf, dass sich mein Anwalt noch nicht mit dem Angebot des Studios bei mir gemeldet hatte, obwohl Dienstag war und die Bürozeiten auch schon vorbei. Warteten
die
am Ende ab, ob ich auch brav weiter mitspielte? Ich war immer noch die kleine Laborratte – drück schön auf den Hebel, dann kriegst du ein Leckerli.
    Die Ampel wollte einfach nicht grün werden. Ich ließ mein Fenster herunter, wippte mit dem Fuß und summte den Top- 40 -Hit mit, den ich grade zerstreut anhörte. Doch sosehr ich mich auch bemühte, es zu ignorieren, es blieb am Rand meiner Peripherie und erhob sich hinter der großen Tafel vor der Kirche. Schließlich sah ich wieder zum Kinko’s-Schild hinüber, das mir zuwinkte wie die Neonreklame dem Betrunkenen. Im Vordergrund sah ich die mahnenden Zeilen – WENN NIMMER HOLZ DA IST , SO VERLISCHT DAS FEUER  –, und zum ersten Mal seit langem hatte ich das Gefühl, dass das Universum zu mir sprach, auch wenn es mir etwas erzählte, was ich nicht hören wollte. Der Bibelspruch war ganz leicht zu beherzigen: Ich war auf der Linksabbiegerspur, von Kinko’s trennten mich drei Fahrspuren, und überhaupt lag es in der entgegengesetzten Richtung. Überhaupt keine Versuchung.
    Der einzig gewinnbringende Zug ist, nicht zu spielen.
    Ich zwang mich, geradeaus zu schauen, und wartete auf Grün, während mein Blinker leise klick-klick-klick machte.
     
    Hotel Angeleno, ein zylindrisches weißes Gebäude, war nur einen Steinwurf vom Freeway 405 entfernt, zwischen Brentwood und Bel Air. Das scharfe Foto, auf dem alle siebzehn Stockwerke zu sehen waren, sah aus wie aus einem Werbeprospekt. Früher war es einmal ein Holiday Inn gewesen, hatte aber ein paar Jahre zuvor ein Facelifting bekommen. Es brauchte definitiv nicht viel, um ein Gebäude in Los Angeles zum Wahrzeichen zu machen.
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher