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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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Waffeleisen daraus hervorzaubern.
    Während sie eine Tablette kaute, warf sie noch mal einen Blick auf den Störgenerator und sprach dann weiter: »Wenn mit dem Geld wirklich nichts faul sein sollte, warum konnten sie es ihr dann nicht gleich selbst geben? Es ist genauso gut möglich, dass dieses Geld sie wirklich in Gefahr bringt.«
    »Ich glaube, das Risiko würde sie jederzeit eingehen«, erwiderte ich leise. »Damit ihre Enkelin nicht sterben muss.«
    »Aber sie hatte gar keine Gelegenheit, diese Entscheidung selbst zu treffen.«
    »Weil ich sie für sie getroffen habe.« Ich drückte die Handballen auf die Augen, und mein Stöhnen ging in eine Art Knurren über. »Aber was zum Teufel hätte ich denn tun sollen? Zur Polizei gehen? Wo ich die ganze Zeit gedacht habe, dass ich die Frau damit umbringen würde?«
    »Gestern nicht. Aber jetzt. Warum nicht
jetzt?
«
    »Sie werden es rausfinden. Bist du wirklich scharf drauf auszuprobieren, wie sich diese Typen rächen würden, wenn sie sauer sind – nach allem, was sie uns bis jetzt demonstriert haben? Außerdem vergisst du, dass da noch ein Prozess über eine siebenstellige Summe aussteht und da einiges von meiner Kooperation abhängt.«
    »Du willst also weitermachen?«, fragte sie. »Blindlings alle Anweisungen von einem allmächtigen Boss befolgen, den du nicht mal kennst? Rumsitzen und warten wie ein Idiot aus einem Beckett-Drama? Wie lange noch?«
    »Bis das Studio sich mit mir geeinigt hat. Bis ich weiß, wie ich rausfinden kann, was hinter dieser Geschichte steckt. Wer hinter dieser Geschichte steckt.«
    »Und bis dahin? Du hast nicht das Recht, in anderer Leute Leben herumzupfuschen.«
    »So einfach ist das nicht, Ari.«
    »In diesem Land leben wahrscheinlich Tausende von Kindern mit derselben Herzkrankheit wie dieses Mädchen«, insistierte sie. »Millionen von Menschen mit Millionen von Problemen. Warum sollte ihr Leben anders sein als das der anderen?«
    »Weil ich ihres retten kann.«
Ich spürte die verspannten Muskeln in meinem Nacken. Ari zog die Augenbrauen hoch, und ich hob die Hände, teils, um mich zu entschuldigen, teils, um mich selbst zu bremsen. »Ich weiß, das klingt, als würde ich mich für den lieben Gott halten …«
    »Nein, Patrick. Es klingt so, als würdest du dich für Gottes rechte Hand halten.«
    »Aber diese Menschen sind Geiseln, selbst wenn sie es nicht wissen. Dieses Mädchen wurde mir anvertraut, genau wie Beeman. Jemand hat sie zu meinem Problem gemacht, ich war für sie verantwortlich. Wenn man mir eine Tasche voll Geld gibt, um ihr Leben zu retten, wie könnte ich es ihr nicht bringen?«
    »Indem du einfach gar nicht erst hinfährst. Wie heißt noch mal diese schöne Zeile aus
WarGames?
«
    Ich seufzte. »Der einzig gewinnbringende Zug ist, nicht zu spielen.«
    Sie nickte feierlich. »Weißt du, wir sind uns doch beide einig, dass wir diese Sache irgendwie überstehen müssen. Du kannst dein Spiel spielen, soviel du Lust hast. Aber bitte spiel ihres nicht mit.«
    Ich starrte auf den wegsackenden Zaun vor Dons und Martiniques dunklem Schlafzimmerfenster. Die Gardine bewegte sich nicht. Ein Schlafzimmer wie unseres, ein Haus wie unseres. Unser ruhiges kleines Viertel, aber jeder hatte eine Geschichte zu erzählen. Doch die Gefahr und Dinge, mit denen ich mich gerade auseinandersetzen musste, brachten mich aus der Spur. Wie war ich nur plötzlich aus meinem gewöhnlichen Leben herausgefallen?
    »Du hast recht.« Ich hob die Hände und ließ sie auf die Oberschenkel fallen. »Solange ich den Köder immer wieder schlucke, haben sie mich. Ich hör auf. Ich werd nicht mehr in meine Mails gucken. Ich werd ihre Anweisungen nicht mehr befolgen. Und wenn sie mit irgendwelchen Konsequenzen drohen, wird es eben diese Konsequenzen haben.«
    »Ich bin dabei.« Sie beugte sich vor und küsste mich auf die Wange. »Das ist die einzige Wahl, die dir noch bleibt. Du musst ihren Bluff auffliegen lassen.«
    Sie stand auf und ging mit gesenktem Kopf ins Haus.
    Ich blieb noch einen Moment sitzen und schaute nach hinten, wo sich der Garten im Dunkel verlor. Leise sagte ich: »Und wenn sie nicht bluffen?«
     
    Ich lag neben meiner Frau im dunklen, stillen Schlafzimmer. Ungefähr eine Stunde zuvor war sie eingeschlafen, doch ich war immer noch wach und starrte an die Decke. Irgendwann stand ich auf, ging in mein Arbeitszimmer und nahm mein Handy vom Ladegerät. Auf der eingebauten Kamera sah ich mir die zehn Sekunden an, die ich von dem

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