Oder sie stirbt
andere Hälfte?«, wollte ich wissen.
»Die werden
nicht
wütend.«
»Das ist ein Problem«, kam es von Valentine.
»Nicht wahr?« Sally ließ ihre Knöchel knacken. Sie wirkte tatsächlich aufgewühlt. »Ich mag keine Generalisierungen. Ich glaube an die globale Erwärmung und den zweiten Zusatzartikel unserer Verfassung. Ich glaube, dass Krieg manchmal die richtige Antwort ist. Ich glaube an Yoda, Gandalf und Jesus. Ich mag Kalbfleisch und Porno – nicht in dieser Reihenfolge und nicht gleichzeitig. Diese Welt ist einfach scheißkompliziert, und ich finde, diese ganze Geschichte stinkt zum Himmel. Deswegen werde ich jetzt etwas wirklich Beunruhigendes tun: Ich werde Sie ernst nehmen.«
Ich atmete zitternd aus.
Dann zeigte sie mit dem Finger auf mich. »Aber wenn wir auch nur die geringste
Chance
haben sollen, Ihnen zu helfen, müssen Sie Folgendes sagen …«
Die Tür flog auf, und ein großer, dünner Mann im Anzug kam hereingeschlendert.
Ohne die Augen von mir zu nehmen, sagte Sally: »Sie sind fünf Minuten zu früh dran.«
»Kent Gable vom Morddezernat.«
»Ich bin Sally Richards. Das ist Detective Valentine. Wenn er ausnahmsweise mal seinen sozialen Tag hat, verrät er Ihnen auch seinen Vornamen.«
»Mein Partner ist in Zimmer 1407 «, erklärte Gable. »Danke, dass Sie hier die Stellung gehalten haben. Wir können jetzt übernehmen.«
Sally starrte mich weiter erwartungsvoll an. Ein bedeutungsvoller Blick, als wollte sie mir mit den Augen vermitteln, was sie mir gerade eben noch hatte sagen wollen. Valentine starrte mich ebenfalls an. Mein Hirn lief auf Hochtouren, um auf den entscheidenden Schachzug zu kommen.
Ich legte die Hände auf die Knie. »Ich kooperiere vollauf mit Detective Richards und Detective Valentine. Aber nur mit ihnen. Bei allen anderen Ermittlern werde ich schweigen und einen Anwalt verlangen.« Ich klang kein bisschen selbstbewusst, aber etwas Besseres fiel mir nicht ein.
Valentines Nasenflügel vibrierten ganz leicht, und Sally, auf deren Stirn eine Ader sichtbar hervorgetreten war, atmete erleichtert aus. Sie zwinkerte mir einmal deutlich zu, dann wandte sie sich an Gable, der mich völlig perplex anstarrte. »Wir hatten letzte Woche schon mit dem Verdächtigen zu tun«, erklärte sie. »Und er hatte einen Zettel dabei, auf dem er bat, dass man uns benachrichtigen solle, wenn etwas pas…«
»Dieser Zettel ist mir bekannt, meine Süße«, kam es brüsk von Gable.
Valentine verzog schmerzlich das Gesicht.
»Aber ich glaube nicht, dass ein Verdächtiger einfach selbst über diese Dinge bestimmen kann.«
Stummes Kräftemessen. Wir starrten uns gegenseitig an. Die drei Polizisten standen, ich saß auf dem Bett, wie ein kleiner Schuljunge, der den Erwachsenen beim Streiten zusieht. Und ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist.
Valentine räusperte sich. Sein Schnurrbart zuckte. »Wissen Sie, wessen Arsch bei dieser Geschichte auf dem Spiel steht? Wer noch viel mehr zu verlieren hat als wir? Die Staatsanwältin. Wie Sie vielleicht aus der Zeitung wissen, ist ihre Statistik nicht so berühmt, was Prozesse mit Prominenten angeht, und das, obwohl Sie und Ihre Leute die Ermittlungen durchgeführt haben. Wenn der Hauptverdächtige im Mordfall Keith Conner also bereit ist zu reden, dann wäre ich fast geneigt zu glauben, die Staatsanwältin möchte, dass er weiterredet. Sonst kann sie ihre Energie nämlich gleich darauf verschwenden, ein juristisches Topteam für den Prozess zusammenzustellen.«
Die Titelmelodie von »Barney und seine Freunde« ertönte. Sally griff nach ihrem Handy. »Wenn man vom Teufel spricht …« Sie schenkte Gable ein zuckersüßes Lächeln. »Entschuldigen Sie mich einen Moment,
mein Lieber.
« Sie ging an ihm vorbei auf den Flur. Er folgte ihr mit einem etwas energischeren Schritt als zuvor.
Valentine kam herüber, ging vor mir in die Hocke und verzog den Mund zu einer säuerlichen Grimasse. Hinter ihm drang das erste Morgenlicht seitlich an den Vorhängen herein und zeichnete das gleichmäßig geschorene Haar kupferrot nach. »Ich habe schon viele Jahre mit vielen Polizisten zusammengearbeitet. Und das eine kann ich Ihnen sagen, diese Dame hat den besten Instinkt im ganzen Korps. Unterschätzen Sie sie nicht. Wir spielen den Leuten dieses Theater vor – dass ich sie nicht mag, dass ich der bigotte Bulle bin, diese ganze Chose. Das funktioniert bestens, manchmal bekommen wir dadurch mehr heraus. Aber ich sag Ihnen: Das lassen wir jetzt
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