Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
Vom Netzwerk:
komplett beiseite. Ich weiß, wie Sie sich gerade fühlen. Sie haben eine Riesenangst. Ich sehe es an Ihren Augen, und dieser Geruch steigt Ihnen aus allen Poren. Aber Sie können sich noch gar nicht vorstellen, wie schlimm es wirklich steht. Sally und ich müssen hier nicht die Good-cop-bad-cop-Nummer abziehen. Wenn wir eine Chance kriegen, dann erzählen Sie uns alles, was Sie wissen, und dann tun wir alles, was wir können, um Sie zu retten. Genau so läuft das, und nicht anders. Genau so. Haben Sie mich verstanden?«
    »Ich hab Sie verstanden«, nickte ich.
    Der Türknauf quietschte, und Valentine und ich blickten gespannt auf, um zu sehen, welcher Detective hereinkam.
    Sally schaute herein und ließ dabei eine Hand auf dem Türknauf ruhen. »Leg ihm mal lieber die Handschellen an. Die brauchen wir für die Kameras.«
    Mir schwindelte leicht, als ich aufstand. Erst tanzten lauter kleine Lichtpünktchen vor meinen Augen, aber dann sah ich wieder ganz klar. Valentine legte mir das Metall um die Handgelenke und ließ mich einen Schritt vorgehen. Meine Füße fühlten sich so tot an wie zwei Holzklötze.
    Sally atmete tief durch, und ich bemerkte, dass sie unter ihrer unerschütterlichen Fassade doch ziemlich aufgewühlt war. Als ich auf sie zuging, musterte sie mich mit matten Augen. »Na, bereit für die Nahaufnahme, Mr. DeMille?«

[home]
    34
    S o, dann wollen wir mal Ordnung in diese ganze Geschichte bringen«, begann Sally.
    Nach der Attacke der Nachrichtenteams und Kamerablitze hatte ich während der relativ störungsfreien Autofahrt Gelegenheit, mich zu beruhigen und zu konzentrieren. Die Helikopter verfolgten uns und verschlimmerten meine Kopfschmerzen, bis sich schließlich die kugelsichere Tür des Polizeipräsidiums hinter uns schloss und das Geräusch der Rotorblätter jäh abschnitt. Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages froh sein könnte, verhaftet zu werden. Im Moment saß ich in einem winzigen Büro, aus dem man das Vernehmungszimmer beobachten konnte; backstage sozusagen, auf der Polizistenseite des Einwegspiegels. Der Raum war nicht öffentlich zugänglich, nicht besetzt und – abgesehen von mehreren Aufnahmedecks und Videoüberwachungsanlagen – so kärglich eingerichtet wie mein Gemeinschaftsbüro in Northridge. Drehstuhl, Tasse Kaffee, Fernseher an der Decke, eine lässige, freundschaftliche Atmosphäre, in der man frei reden konnte. Der Blick ins Vernehmungszimmer, auf den unheilverkündenden Holzstuhl mit den Ringen, an denen man die Handschellen befestigen konnte, erinnerte mich daran, wo ich jederzeit landen konnte, wenn ich den Ermittlern nicht mehr nützlich war.
    Das Glücksprinzip
war nur noch eine ferne Erinnerung, inzwischen war ich in
Body Heat – Eine heißkalte Frau
gelandet, und das auch noch in der falschen Rolle.
    Sally schaltete eine Digitalkamera an, drehte sie von der Spiegelwand weg und richtete sie auf uns drei, wie wir zusammensaßen wie Kollegen beim Brainstorming.
    Ich war immer noch atemlos vom Treppensteigen. Valentine hatte mich hochgescheucht, vorbei an den etwas zu langen Blicken der anderen Polizisten. »Hat irgendjemand Ariana erreicht?«
    »Wir glauben schon«, antwortete Valentine.
    »Wo ist sie? Was hat man ihr gesagt? Geht es ihr gut?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Sally, »und Sie haben im Moment wirklich andere Sorgen.«
    »Ich muss aber wissen, ob meine Frau …«
    »Dieser Luxus steht Ihnen leider nicht zu«, unterbrach sie mich scharf. »Der Leiter des Morddezernats ist
in diesen Minuten
beim Chef, und wenn wir nicht schleunigst eine kleine Lücke in diesem Fall finden und sie zu einem ordentlichen Schlupfloch ausweiten, ist unser süßer Detective in null Komma nix zurück, um Sie zu verhaften und ins Männergefängnis zu werfen. Also konzentrieren Sie sich jetzt endlich, verdammt noch mal.«
    Valentine merkte, wie ich benommen auf den Fernsehbildschirm starrte. Es wurde eine live aus dem Helikopter gefilmte Aufnahme des Hotels Angeleno gezeigt, darunter liefen die Zeilen mit den entsprechenden Nachrichten durch. Der Detective griff nach oben und schaltete zu einer Soap um. »Wo waren Sie am fünfzehnten Februar um neun Uhr abends?«, fragte er.
    Ich schloss die Augen und rang um Klarheit. Montag, zwei Tage zuvor … »Da bin ich nach Indio gefahren, um mich mit Elisabeta zu treffen. Warum?«
    »Haben Sie jemanden, der das bezeugen kann?«
    »Natürlich nicht. Man hat mir gesagt, dass ich niemandem …« In meiner Kehle steckte

Weitere Kostenlose Bücher