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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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belogen habe, stehle ich mich spätnachts aus dem Bett, um ins Hotel Angeleno einzubrechen, wo ich mich an einem Mitarbeiter vorbeimogle.«
    »Ihre Beweiskette ist wirklich überzeugend«, sagte Valentine.
    »Ich bin der perfekte Sündenbock. Wütend und unzufrieden. Sie mussten bloß noch die richtigen Knöpfchen drücken, und schon bin ich pfeilgrade in die richtige Richtung losgeschossen.«
    Die Soap wurde von einem kurzen Nachrichtenblock unterbrochen, ein Bild von Keith Conner, darunter sein Geburts- und Sterbedatum, dann die Aufnahme von mir, wie ich aus dem Hotel abgeführt werde, die Angst überdeutlich im grauen Gesicht, die Zähne gebleckt wie ein Schimpanse, der ein menschliches Grinsen nachahmen will. Ich konnte mich an nichts erinnern außer an das Blitzlichtgewitter und die Fotografen, die meinen Namen riefen, damit ich in ihre Linse schaute. Mein Name und mein Gesicht waren überall in den Morgennachrichten zu sehen. Auch für meine Eltern, die gerade ihren Morgenkaffee tranken. Jetzt war ich einer von diesen schrecklichen gestörten Mördern, diesen Männern mit dem leerem Blick und den seltsamen Fixierungen und Kümmernissen, die sie hegten und pflegten, bis sie in Mordtaten mündeten. In diesem Moment traf mich mit voller Wucht die Erkenntnis, dass mein Leben nie wieder normal werden würde.
    Doch Valentine ließ mir nicht viel Zeit für Selbstmitleid. »Wenn Sie schon auf alles eine Antwort haben, warum erzählen Sie uns dann nicht, warum sich jemand solche Mühe machen sollte, Ihnen das alles anzuhängen.«
    »Es geht hier nicht um
mich.
Es ging darum, Keith zu töten.«
    »Oder darum, Sie zur Strecke zu bringen«, schlug Valentine vor.
    »Es gibt einfachere Methoden, um jemanden wie mich zur Strecke zu bringen, dafür muss man keinen Filmstar umbringen.«
    »Das vielleicht nicht«, meinte Sally, »aber diese Methode ist die gemeinste.«
    »Erklären Sie es uns«, forderte Valentine mich auf.
    Obwohl ich den Kopf gesenkt hatte, merkte ich, wie sie mich musterten. »Sie wollten Conner umbringen, also haben sie sich nach jemandem mit einem guten Motiv umgesehen. Da mussten sie nicht lange suchen. Wir zwei hatten einen ziemlich medienträchtigen Streit, ganz zu schweigen von der Anklage wegen Körperverletzung.«
    Ich glaubte jedenfalls, dass der Prozess noch aktuell war. Soviel ich wusste, hatte mein Rechtsanwalt das Angebot des Studios für einen Vergleich niemals erhalten. War die Lösung wirklich zum Greifen nah gewesen, oder war das nur einer von den Tricks, auf die ich reingefallen war? Hatte das juristische Hin und Her überhaupt etwas mit dieser ganzen Sache zu tun? In Anbetracht der Katastrophe, der ich gerade ins Auge blickte, wollte ich Sally und Valentine nicht mit so etwas Vagem ablenken. Zumindest nicht, bis mein Anwalt dem Studio ein paar konkretere Informationen entlockt hatte.
    Valentine riss mich aus meinen Gedanken. »Wenn es bei dieser Geschichte nicht um Sie ging, warum hätten die dann so viel Aufwand betreiben sollen? Wozu der ganze Affenzirkus?«
    »Denken Sie mal drüber nach«, sagte ich. »Bekommt irgendein Fall irgendwo auf der Welt so viel Aufmerksamkeit wie ein Mordprozess in Hollywood? Jeder Schuhabdruck, jede zeitliche Rekonstruktion, jedes Fitzelchen einer Expertenaussage wird der Öffentlichkeit zum Fraß vorgeworfen. Und wenn dann auch noch ein Star das Opfer war? Das wird der am gründlichsten untersuchte Fall werden, seit der erste Mord geschehen ist. Da wird jeder Stein umgedreht. Und selbst dann kommt es normalerweise zu keiner Verurteilung.«
    »Sie meinen also, die brauchten mehr als nur einen Sündenbock«, sinnierte Sally. »Sie brauchten einen Sündenbock, der ferngesteuert in die perfekte Falle läuft.« Sie kaute an der Kappe ihres Stifts. »Das Morddezernat bekommt bekanntlich einen Tunnelblick, wenn es sich erst mal auf einen Verdächtigen eingeschossen hat. Die Typen, die Sie reingelegt haben, wussten, dass keine gründliche Ermittlung eingeleitet werden würde, wenn der Fall von vornherein klar scheint.«
    »Die Frage ist also: Was würde eine gründliche Ermittlung zutage fördern?«, fuhr ich fort.
    »Wir brauchen noch jemanden, der ein Motiv hat. Wer hat sonst noch ein Motiv, Keith Conner umzubringen?«
    »Filmkritiker«, schlug Valentine vor und kassierte einen verächtlichen Blick von Sally. »Dieser Paparazzo, Vente, hat mir erzählt, dass Keith ein Mädchen aus irgendeinem Club geschwängert hat und dass da eine Vaterschaftsklage anhängig ist.

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