Oder sie stirbt
plötzlich derselbe dicke Klumpen wie in meinem Magen. »Warum? Was ist passiert?«
»Keith Conner hat an dem Tag einen Fall von Vandalismus an seinem Haus gemeldet. Jemand hat das Wort LÜGNER auf den Zaun gesprüht, ist über das Tor geklettert und hat eine tote Ratte auf die Windschutzscheibe eines seiner Autos gelegt. Eine Überwachungskamera hat ein paar Aufnahmen von diesem Eindringling machen können, wenn auch nur im Schatten. Der Kerl hatte ungefähr Ihre Statur, aber sein Gesicht war nicht richtig zu erkennen, denn er trug …«
»Ein Red-Sox-Käppi«, ergänzte ich leise.
»Genau. Es fiel zwar nicht in unseren Zuständigkeitsbereich, aber wir wurden hinzugezogen, weil …«
»… Conner dachte, dass ich es war. Natürlich, ich hatte ihn ja erst ein paar Tage zuvor besucht.«
»Nicht gerade ein freundlicher Besuch, wie wir erfahren haben.« Valentine blätterte in seinem Notizbuch. »Bei Conner hat er jedenfalls einen üblen Nachgeschmack hinterlassen. Er hat sich beschwert, und zwar am Morgen vor dem Einbruch.«
»Conner und ich haben also genau das Tänzchen aufgeführt, das sie sich erhofft hatten. Ich bin zu ihm gefahren, er dokumentiert mein unberechenbares, aggressives Verhalten.«
»Ja, und sein Berater hat ihm geraten, belastende Unterlagen zu sammeln.«
»Deswegen haben Sie mich also an meinem Arbeitsplatz aufgesucht – um der Beschwerde nachzugehen.«
»In Anbetracht der Streitereien zwischen Ihnen und Conner mussten wir checken, ob Sie da wieder Ihre Finger im Spiel hatten. Zuerst dachten wir, Conner hätte Ihren Besuch nur erfunden, um Ihnen eins auszuwischen, aber dann fanden wir einen Paparazzo, der Ihre Anwesenheit bestätigte. Er hat sogar fotografiert.«
Joe Vente.
»Und danach haben wir mit dem Sicherheitschef bei Summit gesprochen, Ihrem Freund Jerry Donovan, der uns erzählte, dass Sie sich Keith Conners Adresse besorgen wollten. Der Barkeeper im Formosa konnte berichten, dass Sie sich schon zum Frühstück einen Whisky bestellt hatten.«
»Na super«, meinte ich. »Labil, besessen, Trinker.« Ich holte Luft. »So, und das hier kommt als Nächstes: Die Mordwaffe? Klar, die gehört mir. Wahrscheinlich ist es derselbe Schläger, den ich dem Eindringling in meinem Garten hinterhergeworfen habe. Außerdem hatte ich in letzter Zeit Probleme an der Uni – ich hab Unterricht ausfallen lassen und hatte Streit mit Studenten. Wie mein Drehbuch schon gezeigt hat, bin ich ein bisschen paranoid, was die CIA angeht. Ich hab in meinem Wahn sogar mein Haus zerlegt, um nach eingebildeten Wanzen zu suchen.«
»Ihre Frau kann doch bestätigen, dass dort wirklich welche waren«, wandte Sally ein.
»Jaja«, nickte ich, »sie ist ja auch eine ganz unparteiische Zeugin, nicht wahr?«
»Nachdem wir Jerry Donovan vom Einbruch bei Conner erzählt hatten, erzählte er uns von den Abhöranlagen, die er in Ihrem Haus gefunden hat, und den Sendern, die er in einigen Ihrer Kleidungsstücke entdeckt hat. Das wäre also schon mal eine Bestätigung von unabhängiger Seite.«
Jerry musste wirklich geglaubt haben, dass ich eine Bedrohung für Conner darstellte, wenn er von seinem höchst geheimen Besuch in unserem Haus erzählt hatte. »Aber er kann auch nicht sagen, ob ich das Zeug nicht selbst dort verteilt habe, um mir ein ausgeklügeltes Alibi zu verschaffen.«
»Okay …« Sally hatte inzwischen ganz rote Wangen bekommen. »Wenn Sie Keith Conner erschlagen haben, warum hatten Sie dann keine Blutspritzer auf Ihren Händen und an Ihrer Kleidung?«
»Das kommt ganz auf den Winkel an. Zwei von vier Experten im Zeugenstand werden dem Gericht bestimmt schön vorrechnen, wie das gegangen sein könnte. Oder auch weniger schön. Haben die Typen von der Spurensicherung eigentlich das Abflussrohr unter dem Hotelwaschbecken untersucht?«
Sally und Valentine tauschten einen Blick. »Ja«, sagte sie langsam, »da waren Spuren von Blut.«
»Und das wird sich als Conners Blut herausstellen. Womit bewiesen wäre, dass ich die Blutspritzer abgewaschen habe, nachdem ich ihn umgebracht hatte.«
»Auf wessen Seite stehen Sie hier eigentlich?«, erkundigte sich Valentine.
»Ich erörtere nur die Fakten. Ich habe keine Kopien der DVD s oder Mails, die Websites sind verschwunden, und alles, was mir geblieben ist, ist ein zehn Sekunden langer Mitschnitt mit meiner Handykamera, mit der ich Bilder vom Monitor abgefilmt habe, die ich theoretisch auch selbst hätte herstellen können. Und nachdem ich meine Frau
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