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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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Wenn Keith stirbt, geht das Geld vielleicht an diese Frau und ihr Baby.«
    Sally schlug eine neue Seite in ihrem Notizbuch auf und kritzelte weiter.
    »Bei einem Typen wie Keith muss es doch noch mehr solche Geheimnisse geben«, meinte Valentine.
    »Ja«, stimmte ich zu, »jede Menge. Irgendjemand müsste sich seine Geschäfte mal näher ansehen, ob er den falschen Leuten Geld schuldete, die falsche Ehegattin gevögelt hat, was auch immer. Wer auch immer das getan hat, er läuft immer noch frei rum. Sie müssen dafür sorgen, dass die Staatsanwältin diesen Fall noch nicht als gelöst betrachtet. Sie müssen mir helfen.«
    Sally und Valentine sahen mich angespannt an, und ich befürchtete, dass sogar Hilflosigkeit aus ihren Mienen sprach.
    Irgendwo im Gebäude wurde eine Tür zugeschlagen. Ein erstickter Schrei wurde lauter – »Ich weiß, dass er hier ist!« –, und dann sah ich durch den Einwegspiegel Ariana ins Vernehmungszimmer schießen. Sie ruderte mit einem Arm, als hätte sie sich gerade von jemandem losgerissen. »Wo ist er? Wo
ist
er?«
    Zwei Streifenpolizisten folgten ihr, und die Szene spielte sich vor meinen Augen ab, als wäre die Spiegelwand ein riesiger Bildschirm. Aris plötzlicher Auftritt war verwirrend, irgendwie kam es mir so vor, als würde ich einen Blick auf einen anderen Ort zu einer anderen Zeit tun – wie die Vorschau auf ein Weihnachtsgeschenk.
    Ihr Gesicht war gerötet, ihre Fäuste geballt. Sie flüchtete sich hinter den Tisch, stützte sich auf die Tischplatte und schrie die Polizisten an: »Ich will ihn sehen. Ich will mich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass ihm nichts passiert ist.«
    Die Wirklichkeit traf mich wie ein Faustschlag, und ich hörte mich selbst rufen: »Ari! Ari! Ich bin hier!«
    Schalldicht.
    Als ich aufstand, legte mir Sally eine überraschend starke Hand auf die Schulter.
»Nein«,
sagte sie. »Nicht, bis wir getrennte Aussagen von Ihnen beiden haben.«
    Wir blieben alle drei einen Moment so stehen und sahen meiner verzweifelten Frau zu. Dann griff ich nach der Sprechanlage. »Ich werde nicht zulassen, dass sie …«
    Valentine drehte mir den Arm so fest auf den Rücken, dass ich aufstöhnte. »Wir haben noch keine Akte über Sie angelegt, aber wenn Sie so weitermachen, werden wir das tun. Wollen Sie diese Unterhaltung fortsetzen oder lieber eine dritte Hypothek aufnehmen, damit Sie Ihre Kaution bezahlen können?« Er drückte mich resolut wieder auf meinen Stuhl. »Sie werden jetzt schön hören, was wir Ihnen sagen.«
    Ich sah, wie Arianas Schultern nach vorne sackten und ihr Körper bebte, und ich merkte, dass sie den Tränen nahe war. Ihre ganze Entschlossenheit war auf einmal dahin. Einer der Polizisten kam um den Tisch und nahm sie beim Arm. »Madam, kommen Sie jetzt bitte mit.«
    Der andere warf nervöse Blicke zum Spiegel, zu uns. Ari merkte es selbstverständlich sofort. »Patrick? Ist er da drin? Ist er da drin?«
    Sie ging auf den Spiegel zu, und der Polizist ließ ihren Arm los. »Patrick, warum bist du da drin? Geht es dir gut?«
    Sie ging mit dem Gesicht ganz nahe an den Spiegel heran und versuchte hindurchzublicken. Sie sah uns direkt an.
    Sally machte ein kehliges Geräusch, und Valentine sagte nur: »Oh Gott.«
    Ich drückte meine Hand gegen die Scheibe, wo Arianas Handfläche lag. Sonst konnte ich nichts tun.
    Der Polizist nahm sie wieder beim Arm, und diesmal ließ sie sich hinausführen.
    Mein Gesicht brannte, und ich biss mir auf die Lippen und versuchte, meinen Atem wieder zu beruhigen. Da hatten wir nun so viel Zeit mit unseren lächerlichen Problemchen verschwendet, und jetzt saß ich hier und konnte meine Frau nur noch durch einen Einwegspiegel betrachten – sie sah mich nicht, und ich konnte nicht mit ihr reden. Die Symbolik war so deprimierend, sie hätte aus dem Drehbuch eines meiner Studenten stammen können. Meine Stimme klang schroff und holprig. »Sie dürfen nicht zulassen, dass ich ins Gefängnis komme.«
    »Dann müssen Sie uns aber auch etwas an die Hand geben«, sagte Sally.
    »Ich habe nichts. Die haben mich doch schon völlig am Arsch.«
    »Wir haben jetzt keine Zeit für Selbstmitleid. Die Männer mit den Danner-Stiefeln Größe 45 haben gewettet, dass Sie nichts weiter sind als ein zweitklassiger Drehbuchautor. Sie haben schön die Köder geschluckt, die die Ihnen hingelegt haben. Wenn Sie sich selbst retten wollen, müssen Sie jetzt Ihr eigenes Material benutzen.«
    »Gibt es außer Ihrer Frau noch jemanden,

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