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Odice

Odice

Titel: Odice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anais Goutier
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Aufenthalt.«
    Da war es wieder, dieses gewinnende, alles andere überstrahlende Lächeln und in diesem Moment stand für Odice fest, vorerst zu bleiben und nicht überstürzt abzureisen.
    Wenn Eric der Mafiapate war, war Julien eindeutig der Teenie-Schwarm. Während sie Eric auf etwas über fünfzig schätzte, war ihr schöner eiskalter Engel kaum älter als dreißig und damit in Odice’ Alter.
    »Nun, nachdem wir alle unsere Wohlerzogenheit unter Beweis gestellt haben, möchte ich zu den Regeln dieses Hauses übergehen. In den nächsten zwei Wochen werden wir dich duzen, Odice, während du uns siezen wirst. Wenn du das Wort an uns richtest, lautet die korrekte Anrede mon seigneur . Du wirst nur sprechen, wenn du dazu aufgefordert wirst und du wirst den Blick gesenkt halten, bis wir den Augenkontakt mit dir suchen. Du wirst unseren Bitten, Aufforderungen und Befehlen uneingeschränkt und widerspruchlos Folge leisten. Du wirst dich jederzeit und damit meine ich zu allen Tages- und Nachtzeiten zu unserer Verfügung halten und uns in jeglicher Form zu Diensten sein. Dazu gehört auch, dass du zu allen Zeiten attraktiv gekleidet, geschminkt und parfümiert sein wirst und niemals nachlässig mit deinem Äußeren verfahren wirst. Dein Körper wird unser Tempel sein und du wirst kein Recht haben, uns den Zugang in irgendeiner Weise zu verwehren. Vielmehr wirst du bemüht sein, unser Ansinnen frühzeitig zu erkennen und bestrebt sein, uns den Zugang zu erleichtern und uns die Lust zu verschaffen, nach der wir begehren. Um deiner Position auch optischen Ausdruck zu verleihen, wirst du zu keiner Zeit die Beine überschlagen oder auch nur die Knie zusammenstellen. Du wirst deine Schenkel stets leicht geöffnet halten, zum Zeichen deiner ständigen Verfügbarkeit.«
    Eric machte eine kurze Pause, um sicherzugehen, dass sie noch bei der Sache war.
    Dann fragte er unvermittelt: »Wie lautet das Safeword, Odice?«
    Im ersten Moment stand Odice völlig auf dem Schlauch, dann erst fiel ihr das kleine Bütten-Kärtchen wieder ein.
    »Ähm, m’aidez ?« fragte sie unsicher.
    »Ja, Odice, m’aidez . Das ist das Zauberwort, die Notbremse, die alles zum Stillstand bringt. Aber erwäge die Verwendung sorgfältig und bedenke die möglichen Konsequenzen.«
    Einen Moment lang ließ Eric seine Worte wirken, dann fügte er hinzu: »Und nun händige mir bitte deine Autoschlüssel und dein Mobiltelefon aus.«
    »Das ist absolut ausgeschlossen. Ich muss jederzeit erreichbar sein. Meine Mitarbeiter müssen mich erreichen können und ebenso unsere Kunden und –«
    Eric unterbrach ihre Protestrede unwirsch.
    »Ich bin überzeugt, dass du die Abläufe für die Zeit deiner Abwesenheit gewissenhaft vorbereitet und organisiert hast und deine Vertretung entsprechend eingearbeitet und gebrieft wurde. Du wirst das Handy während deines Aufenthalts hier nicht brauchen. Genauso sind übrigens die Regeln im Kloster – kein Kontakt mit und keine Störung durch die Außenwelt.«
    Odice fand den Vergleich mit einem Kloster denkbar unpassend.
    »Keine Angst, Pass und Führerschein darfst du behalten. Wir haben nicht vor, dich an Menschenhändler zu verschachern.«
    Das war Juliens schöne Stimme und seine blauen Augen blitzten ironisch, als er sie strahlend anlächelte und ihr seine offene Hand entgegenstreckte, um die verlangten Gegenstände entgegenzunehmen.Widerstrebend zog Odice ihren Schlüsselbund und ihr herzallerliebstes Smartphone aus ihrer Prada und überreichte Julien beides. Ihr Pieper jedoch verblieb in dem kleinen Kosmetiktäschchen ganz unten in ihrer Handtasche.
    »Gut«, knurrte Eric. »Und nun wirst du uns ins Büro folgen, wo du deine erste Strafe für dein Zuspätkommen erhalten wirst.«
    Wie ferngesteuert kam sie Erics Aufforderung nach, doch innerlich überschlugen sich Odice’ Gedanken. Worauf hatte sie sich hier nur eingelassen? Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn, als sie hinter Eric und vor Julien ein herrliches Arbeitszimmer mit schweren Brokatvorhängen an den hohen Sprossenfenstern und einem beeindruckenden Kronleuchter an der Decke betrat. War das nicht der Raum aus der Fotografie? Einen Moment lang blitzte das Bild des an den Schreibtisch geketteten Models vor ihrem geistigen Auge auf.
    »Beug dich über den Schreibtisch. Den Oberkörper auf die Platte, den Po schön herausgestreckt«, befahl Eric mit kühler Stimme.
    »Aber –«, Odice wollte protestieren, doch Eric dirigierte sie mit bestimmten Handgriffen in die

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