Odice
das Kleid ordentlich aufs Bett, während sich Odice das schwarze Wäscheset ansah, das darunter zum Vorschein gekommen war. Laut Etikett handelte es sich um einen Entwurf von Gaultier für La Perla und es wirkte wie Haute Couture-Lingerie. Odice’ Fingerspitzen glitten vorsichtig über die kunstvolle Soutache-Verzierung der BH-Schalen. Ein richtiger BH und keine Büstenhebe! Daneben lag ein ebenso prachtvoller breiter Strumpfgürtel mit üppiger Spitze, zarten Satinbändchen und einer korsageartigen Schnürung im Rücken. Dann erst fiel Odice’ Blick auf das Höschen, dessen Anblick ihr prompt die Schamesröte ins Gesicht trieb. Vorn ebenso wundervoll verziert wie die übrigen Wäscheteile, offenbarte auch dieses Stück seine Besonderheit erst bei näherem Hinsehen. Das, was bei jedem anderen String ein schmaler Stoffstreifen war, bestand in diesem Fall aus einer Kette aus unterschiedlich dicken, barock geformten silbergrauen Tahiti-Perlen.
»Monsieur Julien möchte heute mit Ihnen zusammen frühstücken. Wir sollten uns beeilen, Mademoiselle.«
»Und das sagen Sie erst jetzt?«
Odice stieg in das Höschen, das eher ein Schmuckstück war und um den Hals getragen werden sollte. Es war ein höchst merkwürdiges Gefühl. Die Kette lag eng und kalt in ihrem Schritt und die Perlen drückten sich schon jetzt in die empfindliche Haut, die noch wund und gereizt war von den Qualen der vorangegangenen Nacht.
Sada reichte ihr den BH und war ihr auch bei der Satin-Schnürung des Strumpfgurtes behilflich.
Beschwingt schlüpfte Odice in das sagenhafte Kleid und ihre schwarzen Louboutins, die für dieses Outfit gerade richtig schienen. Dann folgte sie Sada nach draußen.
Erst auf der Treppe erkannte Odice die wahre Bewandtnis der Perlen zwischen ihren Beinen. Jeder einzelne Schritt erzeugte Reibung und ließ die kühlen Perlen gegen ihre Klitoris, ihren Schoß und ihren Anus drücken.
Julien saß bereits bei einer Tasse Kaffee im Esszimmer. Auch diesmal erhob er sich, als Odice den Raum betrat.
»Guten Morgen, Odice. Du siehst hinreißend aus.«
Er küsste ihr tatsächlich die Hand und deutete eine Verbeugung an. Dabei schienen seine blauen Eisaugen sie geradewegs zu durchbohren.
»Danke für das Kompliment und für das Kleid«, sagte sie, ehe er ihr den Platz gegenüber dem seinen anbot und ihr den Stuhl hinschob.
Auch jetzt machten sich die Perlen bemerkbar, die sich leicht rollend in ihr Fleisch drückten.
Julien grinste wissend, als Odice ein bisschen unruhig auf ihrem Stuhl herumrutschte.
Sada servierte einen großen Teller mit frisch gebackenen Crêpes, dazu eine hausgemachte Orangensauce, eine Auswahl an Obst, frisch gepressten Saft und einen Café au lait für Odice.
»Ich dachte, das Wetter ist heute ideal, um einen Ausflug zu machen. Eine Ausfahrt mit einem der Cabrios, ein kleiner Spaziergang, ein Einkaufsbummel, ein nettes Restaurant. Was hältst du davon?«
»Gern. Wenn Sie sich an die Abmachung halten.«
Odice’ Stimme klang plötzlich kalt und geschäftsmäßig.
Julien zog eine Augenbraue hoch und lächelte sein überhebliches Lächeln.
»Welche Abmachung haben wir denn, Odice?«
»Keine Bloßstellung in der Öffentlichkeit«, erinnerte sie ihn und jetzt war ihr Ton schneidend.
»Odice, Diskretion ist unser oberster Grundsatz. Niemand wird irgendetwas von dem erfahren, was hier geschieht oder von der Beziehung, die wir in diesen Wochen zueinander unterhalten. Das verspreche ich dir und du kannst dich auf mein Wort verlassen. Selbstverständlich brauchst du mich in der Öffentlichkeit auch nicht zu siezen. Das würde vermutlich merkwürdig klingen.«
Nachdem sie ihr Frühstück beendet hatten, schickte Julien Sada nach oben, um einen von Odice’ Mänteln zu holen.
Vollendeter Gentleman, half er Odice in den asymmetrisch geschnittenen McQueen-Mantel und schlüpfte dann selbst in eine butterweiche schwarze Lederjacke, die zusammen mit dem schwarzen Cashmere-Pullover und der schmal geschnittenen dunklen Jeans einfach verflucht sexy an ihm aussah.
Julien hielt ihr die Tür auf und ging dann voran über den gepflasterten Vorplatz zu den Garagen und auf Knopfdruck öffneten sich alle sechs Rolltore des ehemaligen Stallungsgebäudes. Fünf der Plätze waren mit den spektakulärsten Automobilen besetzt, die Odice bisher an einem Platz versammelt gesehen hatte.
»Welchen Wagen sollen wir nehmen?« fragte Julien mit einem spitzbübischen Lächeln auf den Lippen.
Odice war überfordert. Erst
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