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Odice

Odice

Titel: Odice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anais Goutier
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früh schmoren lassen, aber ich konnte ihn davon überzeugen, dass du inzwischen genug haben dürftest.«
    Jetzt schlug er die Bettdecke zurück und Odice wäre am liebsten im Erdboden versunken, so sehr schämte sie sich für den Anblick, den sie ihm derart gefesselt und mit den Kabeln zwischen den Beinen bot.
    Julien holte scharf Luft.
    »Das ist ja ein Arrangement ganz nach Erics Geschmack«, kommentierte er mit trockenem Sarkasmus. Dann löste er ihre Handfesseln und öffnete den festsitzenden Knoten, der das Seil so unverrückbar zwischen ihren Schenkeln hielt.
    »Ich nehme an, den Rest wirst du lieber selbst erledigen wollen«, sagte er sanft.
    Damit stand er auf und trat an die Hausbar, um ihr wenigstens einen letzten, verschwindend kleinen Rest an Privatsphäre zu lassen.
    »Wenn du möchtest, bleibe ich noch hier, bis du geduscht hast und massiere dir deine Schultern«, bot Julien an, wobei er noch immer mit dem Rücken zu ihr stand.
    Dieses Angebot klang verlockend. Ihre Nackenpartie, die Schultern und Oberarme schmerzten in der Tat entsetzlich von der Anspannung der stundenlangen Fesselung.
    »Das wäre schön«, sagte Odice leise und begab sich ins Bad, wobei sie spürte, wie wund und verkatert sie war. Als sie mit nassen Haaren und in ihren seidenen Morgenmantel gehüllt zurückkam, saß Julien in einem der Ohrensessel, stand aber sofort auf, als er sie sah.
    »Du siehst bezaubernd aus«, sagte er und es klang absolut aufrichtig aus seinem Mund. »Und du duftest wundervoll.«
    Odice lächelte ihn an. Es hatte nur zwei kleine Sätze gebraucht, ihr ihre angeschlagene Würde wiederzugeben.
    Dann nahm Julien ihr sanft aber bestimmt die Bürste aus der Hand und begann mit zärtlicher Hingabe ihre Haare zu kämmen. Anschließend massierte er mit Engelsgeduld ihre Schultern, bis sie sich unter seinen magischen Händen gänzlich entspannt hatte. Schließlich brachte er sie ins Bett, deckte sie zu und gab ihr einen enthaltsamen Gutenachtkuss auf die Stirn und als er sie schließlich gegen sechs Uhr verließ, hatte Odice ihre Selbstachtung wiedergefunden.

Kapitel 11
    »Aufstehen, Mademoiselle!«
    Im ersten Moment wusste Odice kaum, wo sie war. Diesmal hatte sie weder das Geräusch beim Aufschließen der Tür gehört noch war sie von der plötzlichen Helligkeit im Zimmer wach geworden. Sada stand neben ihrem Bett und betrachtete sie mit einer Mischung aus gouvernantenhaftem Tadel und Belustigung.
    »Guten Morgen, Sada. Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen. Zumindest sehen Sie ziemlich munter aus«, sagte Odice verdrießlich, während sie sich blinzelnd an die Helligkeit zu gewöhnen versuchte.
    »Das Gleiche kann man von Ihnen leider nicht behaupten, Mademoiselle. Nun verschwinden Sie schnell ins Bad und bringen Sie auch Ihre Frisur in Ordnung.«
    Die erneute ausgiebige Dusche tat Odice gut, doch bei der verhassten allmorgendlichen Leibesvisitation waren ihre Glieder immer noch so steif, dass sie kaum mit den Händen an Ihre Knöchel reichte.
    »Ihre Verfassung ist ja tatsächlich bemitleidenswert, Mademoiselle. Aber ich habe eine gute Nachricht für Sie: wir werden heute auf den Zapfen verzichten. Monsieur Eric musste überraschend geschäftlich nach Paris und wird erst morgen Vormittag zurückerwartet und Monsieur Julien hat offenbar andere Pläne mit Ihnen.«
    Odice spürte, wie sich ein seliges Strahlen auf ihr Gesicht malte und Sada lächelte tatsächlich zurück. Sie würde den ganzen Tag mit Julien verbringen. Mit Julien allein.
    »Was ist das?« Odice deutete auf die mit einer großen Satin-Schleife verzierte weiße Schachtel mit dem berühmten Stempel-Schriftzug von Jean Paul Gaultier, die auf dem Bettbänkchen lag.
    »Ein Geschenk von Monsieur Julien. Er wünscht, dass Sie es heute tragen.« Sada warf ihr einen vielsagenden Blick zu.
    »Ein Geschenk?« fragte Odice misstrauisch.
    Sada zuckte mit den Achseln. »Seit Sie hier sind, sind Überraschungen gewissermaßen an der Tagesordnung.«
    Mit bebenden Fingern öffnete Odice die Schleife und hob den Deckel ab.
    Inmitten von raschelndem Seidenpapier lag ein Traum aus schwarzer Spitze. Auf den ersten Blick züchtig knieumspielt, mit langen pludrigen Tüll-Ärmeln mit Bündchen am Saum und hochgeschlossenem Kragen, offenbarte das Kleid seinen besonderen Reiz erst beim zweiten Hinsehen. Die Spitze war auf feinem Tüll appliziert, der besonders am Dekolletee und im Rücken für sündige Einblicke sorgte.
    Aber in der Schachtel verbarg sich noch mehr. Sada legte

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