Odice
überhaupt schien es eine Art Kugellager zu enthalten, das es von innen schwingen und vibrieren ließ.
»Das sollte genügen, Odice. Wir werden gleich in Blois sein und ich glaube kaum, dass du das im Stadtverkehr tun willst, oder?«
Odice atmete tief durch. Sie fühlte sich von den anderen Autofahrern beobachtet. Juliens Wagen wirkte auf Passanten und Autofahrer gleichermaßen wie ein Magnet.
»Nun mach schon, Odice. Im schlimmsten Fall wirst du irgendeinem einsamen LKW-Fahrer die größte Freude seines Lebens machen.«
Als Odice seiner Aufforderung noch immer nicht nachkam, stöhnte Julien genervt auf und hielt ohne Vorankündigung am Straßenrand. Er stieg aus, ging um den Wagen herum und öffnete die Beifahrertür.
»Steig aus, Odice!« kommandierte er streng und Odice gehorchte.
Dann lehnte er sie gegen die hochgeklappte Scherentür, legte ihr einen Arm um die Taille und senkte seine Lippen auf ihre, während er mit der anderen Hand ihre Beine spreizte, die enganliegende Perlenkette beiseite schob und das goldene Ei in ihr versenkte.
Odice entfuhr ein spitzer Aufschrei in seinen Mund, doch der Kuss, der nun folgte, ließ alle Empörung verfliegen.
Dann bedeutete Julien ihr, wieder einzusteigen und ehe er den Zündschlüssel umdrehte, erinnerte er sie erneut daran, Kleid und Mantel hochzuschlagen. Im Sitzen spürte sie kaum etwas von dem kleinen Ei in ihrem Inneren.
Julien parkte den Wagen direkt am Place du Château, vis à vis des Stadtschlosses von Blois.
Odice hantierte noch am Griff der exotischen Flügeltür herum, als Julien schon ausgestiegen und um den Wagen herumgegangen war, um ihr die Tür zu öffnen.
Er nahm ihre Hand, um ihr aus dem tiefliegenden Sitz zu helfen, und ließ sie nicht wieder los, bis sie den nahegelegenen Jardin des simples et des fleurs royales mit seinen bezaubernden, von Buchsbaumhecken und Mäuerchen eingefassten Heilpflanzen- und Blumenbeeten erreicht hatten. Die Sonne schien inzwischen verlässlich und warm und Julien ließ Odice’ Hand nur los, um den Arm um ihre Taille zu legen. Der Spaziergang durch die verschlungenen Pfade des Schlossgartens wäre absolut perfekt und regelrecht romantisch gewesen, hätten sich nicht bei jedem einzelnen Schritt die Perlenkette und das kleine Ei in Odice’ Schoß bemerkbar gemacht. Der kleine Eindringling massierte sie ohne Unterlass, indem er bei jeder Bewegung ins Schwingen geriet, dann leicht nachhallte und ein leises Klingeln verlauten ließ, das vermutlich nur Odice selbst hörte, aber sie dennoch mächtig nervös machte. Außerdem ließen jeder größere Schritt und jede etwas zu schnelle Bewegung die Kette mit der Kugel gegen Odice’ Schenkel schlagen, was nicht nur unangenehm war, sondern auch einen eigenartigen Klang erzeugte, wenn die Kette auf die Perlen traf. Das verruchte Arrangement unter ihrem Kleid sorgte dafür, dass Odice schnell in einen äußerst gesitteten Gang verfiel und nur noch kleine, gemessene Schritte machte. Julien bedachte sie mit seinem ebenso attraktiven wie spöttischen Lächeln, als er die Veränderung in ihren Bewegungen bemerkte und passte sich unverzüglich ihrem langsameren Gang an. Oben auf der Bastion du Jardin du Roy angekommen, hatte man einen herrlichen Blick auf das Schloss, auf den Pavillon Anne-de-Bretagne mit seinem hohen Schieferdach, auf die Kirche Saint-Vincent-de-Paul und auf den Place Victor-Hugo.
»Können wir uns einen Moment hinsetzen?« fragte Odice etwas kurzatmig und wies auf eine weiße Parkbank.
»Selbstverständlich.«
Da war er wieder, dieser spöttische Zug um seine Mundwinkel, doch Julien fegte sogar mit dem Handrücken die feuchten Blätter von der Sitzfläche, ehe er ihr den Platz in der Sonne anbot und sich dann neben ihr niederließ.
»War der Spaziergang so anstrengend, dass du schon eine Verschnaufpause brauchst?«
»Frag doch nicht so scheinheilig«, zischte sie ihn an. »Um meine Kondition ist es im Allgemeinen nicht schlecht bestellt. Wenn ich allerdings jeden Moment damit rechnen muss, im Gehen von einem Orgasmus ergriffen zu werden, schlägt das schon auf die allgemeine Verfassung.«
Julien grinste und seine stahlblauen Augen funkelten spitzbübisch.
»Du warst also gerade kurz davor, zu kommen?«
Odice verdrehte die Augen. »Eher kurz davor, die Beherrschung zu verlieren.«
»Nun, ich hoffe, du wirst mir heute noch Gelegenheit dazu geben, Zeuge eines solch seltenen Vergnügens im öffentlichen Raum zu werden.«
Damit erhob er sich und bot ihr
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